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Schokolade für dich (German Edition)

Schokolade für dich (German Edition)

Titel: Schokolade für dich (German Edition)
Autoren: Sheila Roberts
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entlassen hatte. Sie hoffte nur, dass Lizzy zurückkehren würde, um ihr dabei zu helfen, das Chaos in den Griff zu bekommen.
    Sie seufzte. Hier saß ihre Mutter und trauerte, während sie nichts anderes im Kopf hatte, als das Familienunternehmen zu retten. Was stimmte mit ihr nicht? Schlug in ihrer Brust ein Taschenrechner statt eines Herzens?
    „Jetzt möchte ich Ihnen allen die Möglichkeit geben, ein paar Worte über Waldo zu sagen“, erklärte Pastor Jim.
    Er hat mich in den Wahnsinn getrieben, wäre wohl nicht unbedingt der passende Kommentar. Samantha blieb sitzen.
    Allerdings gab es genügend andere Leute, die der Bitte des Pastors gern folgten.
    „Er war der großzügigste Mann, den ich je getroffen habe“, sagte Maria Gomez, die Kellnerin, die ihn bei Zelda’s immer bedient hatte. „Er hat mir zweihundert Dollar gegeben, damit ich mein Auto in der Werkstatt reparieren lassen konnte. Einfach so. Er meinte sogar, ich solle mir wegen der Rückzahlung keine Gedanken machen.“
    Samantha presste die Lippen fest aufeinander und stellte sich vor, wie die Hundertdollarnoten Flügel bekamen und in Richtung Sleeping Lady Mountain, dem Berg, der vor ihrer Haustür lag, davonsegelten.
    Du hast wirklich einen Taschenrechner als Herz. Die Leute sprachen darüber, wie nett Waldo gewesen war, und das Einzige, woran sie denken konnte, war Geld. Sie war ein schrecklicher Mensch, ein durch und durch schrecklicher Mensch. Sie war nicht immer so gewesen, oder? Eine Träne rann ihr über die Wange.
    Ed York, der Eigentümer des Weingeschäfts D’Vine Wines, stand auf. „Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich mit Waldo auf seiner Veranda gesessen und mit ihm auf die Berge geschaut habe. Wir haben Wein getrunken, und er hat gesagt: ‚Weißt du was, Ed? Besser als jetzt kann es gar nicht mehr werden.‘ Ja, Waldo hat gewusst, wie man das Leben genießt.“
    Während alle um ihn herum sich die Haare gerauft haben.
    „Er war wirklich ein wunderbarer Mensch“, sagte die alte Mrs Nilsen. „Erst letzten Monat hat er in eisiger Kälte angehalten und meinen Reifen gewechselt, als ich auf dem Highway einen Platten hatte.“
    So ging es immer weiter mit dem Lob auf Waldo. Der gute alte wunderbare Waldo. Alle hier würden ihn vermissen, außer seiner miesen kleinen undankbaren Taschenrechner-statt-Herz-Stieftochter, dem weiblichen Dagobert Duck. Wie jämmerlich. Samantha kullerte noch eine Träne über die Wange.
    Schließlich beendete der Pastor die Feierlichkeiten, und die Gemeinde machte sich unter einem düsteren Himmel auf den Weg zur Festival Hall, wo man sich weiter unterhalten, noch einmal Lobgesänge auf Waldo halten und Schnittchen und Kartoffelsalat verputzen konnte. Die drei Schwestern lächelten tapfer und nahmen Beileidsbekundungen entgegen.
    Wanda, Waldos Tochter, und auch sein Bruder waren von der Ostküste rübergeflogen. Als Wanda sich mit rot geweinten Augen näherte, gelang es Samantha trotz all ihrer Schuldgefühle,ihrer Verbitterung und dem Frust, ein Fünkchen Mitleid aufzubringen.
    „Es tut mir leid, dass wir uns unter solchen Umständen wiedersehen“, sagte Wanda.
    „Uns auch“, erklärte Cecily.
    „Dich trifft der Verlust sicherlich am härtesten“, fügte Samantha hinzu. Und es tat ihr wirklich leid. Sie wusste, wie schmerzhaft es war, den Vater zu verlieren. Das war etwas, das sie nicht einmal ihrem ärgsten Feind wünschte.
    Wanda wischte sich die Augen mit einem durchnässten Taschentuch ab. „Ich kann es immer noch nicht fassen, dass er nicht mehr da ist. Er war der beste Vater der Welt. Und er war immer so positiv, so fröhlich.“
    So ahnungslos. „Ich wünschte, man könnte die Zeit zurückdrehen“, sagte Samantha.
    Wanda schniefte und nickte. „Ihr wart alle so nett zu ihm.“ Dazu fiel Samantha nichts ein. Sie konnte ja wohl kaum gestehen, dass sie in den vergangenen Monaten alles andere als nett gewesen war.
    Zum Glück sprang Cecily ein. „Er war ja auch ein sehr netter Mann.“
    Richtig. Er war nur ein miserabler Geschäftsmann gewesen.
    „Er hat Muriel wirklich geliebt“, fuhr Wanda fort. „Er war so einsam, nachdem meine Mutter gestorben war. Muriel hat ihm neuen Lebensmut gegeben.“
    „Und ich weiß nicht, wie ihr Leben ohne ihn weitergegangen wäre“, betonte Samantha.
    „Wanda, ich glaube, das würde sie gern hören“, murmelte Waldos Bruder Walter, während er ihre Stiefschwester davonführte.
    „Ich brauche einen Drink“, befand Samantha.
    „Gute Idee“,
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