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Schöne Scheine

Schöne Scheine

Titel: Schöne Scheine
Autoren: Terry Pratchett
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sie von selbst darauf kam, dass jetzt nicht der beste Zeitpunkt war, um mit dem Fuß aufzustampfen. Außerdem musste er aufhören, über Kripplings Schulter zu starren, weil sich am Rand seines Gesichtsfeldes offensichtlich etwas anschlich.
    »Jetzt ist nicht der Moment für überstürzte Handlungen«, sagte er laut, worauf der Schatten im Nebel innezuhalten schien.
    »Krippling, das ist der Grund, warum nie etwas aus dir geworden ist«, fuhr Feucht fort. »Ich meine, erwartest du wirklich, dass ich so viel Geld bei mir habe?«
    »Hier gibt es viele gemütliche Plätschchen zum Warten, während du es holst.«
    Das war dumm, dachte Feucht. Dumm, aber gefährlich. Und etwas in ihm sagte: Hier steht Gehirn gegen Gehirn. Und eine Waffe, mit der sich der andere nicht auskennt, ist deine Waffe. Nutz das aus.
    »Tritt einfach zurück, und dann vergessen wir, dass wir dich gesehen haben«, sagte er. »Das ist das beste Angebot, das du von uns bekommen wirst.«
    »Du willst dich schon wieder aus der Sache rausquatschen, du mieser Mistkerl? Ich werde ...«
    Es gab ein lautes Knacken, und Krippling stieß einen Laut aus. Es klang, als ob er zu schreien versuchte, dieser Schrei ihm aber viel zu große Schmerzen bereitete. Feucht griff nach Adora Belle, als der Mann zusammenklappte und sich den Mund hielt. Dann machte es  Ping!,  und Blut trat durch Kripplings Wange aus. Er winselte und rollte sich zusammen. Selbst dann noch waren weitere Knack- und Plinggeräusche zu hören, als der Zahnersatz eines Toten, der jahrelang misshandelt worden war, endlich den Geist aufgab, der den verzweifelten Versuch unternahm, den verhassten Krippling mit sich zu nehmen. Später sagte der Arzt, dass eine Sprungfeder bis in seine Nasennebenhöhlen vorgedrungen war.
    Hauptmann Karotte und Nobby Nobbs kamen aus dem Nebel gelaufen und starrten auf den Mann, der zuckend am Boden lag, hin und wieder begleitet von einem weiteren  Ping!
    »Entschuldigung, Herr, wir haben dich in der Erbsensuppe verloren«, sagte Karotte. »Was ist mit ihm passiert?«
    Feucht hielt Adora Belle fest in den Armen. »Seine falschen Zähne sind explodiert«, sagte er.
    »Wie konnte das geschehen?«
    »Ich habe keine Ahnung, Hauptmann. Warum tut ihr nicht eine gute Tat und bringt ihn ins Krankenhaus?«
    »Möchtest du Anklage gegen ihn erheben, Herr Lipwig?«, fragte Karotte und hob den wimmernden Krippling vorsichtig hoch.
    »Ich würde lieber einen Brandy heben«, sagte Feucht. Er überlegte, dass Anoia vielleicht nur auf den richtigen Moment wartete. Ich sollte lieber zu ihrem Tempel gehen und dort eine ganz große Schöpfkelle aufhängen. Es könnte eine gute Idee sein, etwas Dankbarkeit zu zeigen ...
    Sekretär Drumknott schlich sich auf Zehenspitzen und in Samtschuhen in Lord Vetinaris Büro.
    »Guten Morgen«, sagte Seine Lordschaft und wandte sich vom Fenster ab. »Der Nebel hat heute Morgen einen sehr netten Stich ins Gelbliche. Irgendetwas Neues über Vorhinein?«
    »Die Wache in Quirm sucht nach ihm, Herr«, sagte Drumknott und legte ihm die Stadtausgabe der  Times  hin.
    »Warum?«
    »Weil er einen Fahrschein nach Quirm gekauft hat.«
    »Aber er dürfte einen zweiten für die Kutsche nach Gennua gekauft haben. Er wird so weit wie möglich weglaufen. Sei so gut, und schick eine Kurzklackernachricht an unseren Mann dort.«
    »Ich hoffe, du hast Recht, Herr.«
    »Tust du das? Ich hoffe, ich täusche mich. Es wäre gut für mich. Ah. Ahaha.«
    »Herr?«
    »Wie ich sehe, hat die  Times  wieder Farbe auf der Titelseite. Die Vorder- und Rückseite der Ein-Dollar-Note.«
    »Ja, Herr. Sehr hübsch.«
    »Sogar in Originalgröße«, sagte Vetinari, immer noch lächelnd. »Ich verstehe, dass die Leser mit dem Aussehen des Scheins vertraut gemacht werden sollen. Aber  in diesem Moment , Drumknott, das kann ich dir versichern, schneiden ehrbare Bürger der Stadt sorgfältig beide Seiten aus, um sie zusammenzukleben.«
    »Sollten wir ein ernstes Wörtchen mit dem Herausgeber reden, Herr?«
    »Nein. Es ist viel unterhaltsamer, wenn wir beobachten, wie sich diese Sache entwickelt.«
    Vetinari lehnte sich auf seinem Sessel zurück und schloss mit einem Seufzer die Augen. »Also gut, Drumknott, ich fühle mich jetzt stark genug, um mir anzuhören, wie die heutige politische Karikatur aussieht.«
    Papier raschelte, bis Drumknott die richtige Seite gefunden hatte.
    »Nun ja, Herr Quengler ist sehr gut getroffen.« Unter Vetinaris Sessel öffnete der Hund die Augen, als er
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