Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schöne Khadija

Schöne Khadija

Titel: Schöne Khadija Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Cross , Tanja Ohlsen
Vom Netzwerk:
auch nur, weil mich meine englische Maamo einkaufen schickte.
    Sie wollte Lahoo -Pfannkuchen machen, hatte aber kein Mehl mehr, daher sollte ich schnell welches in Tante Safias Laden an der Ecke kaufen. Doch das Mehl im Regal war verkauft worden und Tante Safia musste ins Lager gehen, um neues zu holen. Sie ließ die Tür offen, und so konnte ich sehen, wie sie sich mühsam eine kurze Leiter hinaufzog, um an den Stapel oben heranzukommen. Als sie wieder herunterstieg, fiel aus einer Mehltüte eine weiße Staubspur über die Treppe und den Boden.
    »Die Tüte hat ein Loch«, bemerkte ich.
    Sie blickte über ihre Schulter und schnalzte verärgert mit der Zunge. Zuerst verstand ich nicht, warum sie eine so große Sache aus so einer Kleinigkeit machte, aber dann bemerkte ich, dass das für sie keine Kleinigkeit war. Sie war eine übergewichtige Frau mit einer schlimmen Hüfte und sie sah schon ziemlich müde aus.
    »Geben Sie mir einen Besen«, sagte ich. »Ich mache es weg.«
    Während ich fegte, hatte ich eine Idee.
    Für Tante Safia wurde es immer schwerer, den Laden zu führen, je älter sie wurde. Suliman hatte sein eigenes Geschäft und ihre Töchter waren alle viel zu beschäftigt, um ihr zu helfen. Wenn ich fragte, vielleicht …
    Ich fegte das Mehl auf und warf es in den Mülleimer. Dann stieg ich die Leiter hinauf und nahm ein paar Mehltüten aus der Schachtel, brachte sie in den Laden und packte sie ordentlich ins Regal.
    Tante Safia lächelte mich an. »Danke, Khadija. Du bist ein gutes Mädchen.«
    »Ich könnte jeden Abend herkommen«, meinte ich. »Wenn Sie den Laden zugemacht haben. Ich könnte fegen und die Regale auffüllen.«
    Sie sah mich abschätzend an und ich sah, dass sie es sich überlegte. Schließlich sagte sie: »Nicht jeden Abend. Aber zweimal die Woche wäre schon schön, jeweils für ein paar Stunden. Aber ich kann dir nicht viel bezahlen.«
    »Ich verlange nicht viel«, sagte ich ganz langsam und höflich, damit sie sah, dass sie mir vertrauen konnte.
    Tante Safia dachte noch einen Augenblick darüber nach und sagte dann: »Zwei Pfund die Stunde.«
    Sie hatte recht. Das war nicht viel. Aber ich rechnete schnell nach. Zwei Pfund für vier Stunden waren acht Pfund in der Woche. Und dann konnte ich nach zwölf Wochen fast hundert Pfund an meine Familie schicken. Also lächelte ich und nickte.
    Und ging mit einer Tüte Mehl und einem Job nach Hause.
     
    Als ich Maamo davon erzählte, war sie wütend.
    »Tante Safia schließt den Laden um zehn Uhr abends. Dann kommst du erst um Mitternacht nach Hause! Glaubst du, ich lasse dich um diese Uhrzeit auf der Straße herumlaufen, im Dunkeln? Bist du verrückt?«
    Fast eine halbe Stunde lang schrie sie mich an, während Fowsia mich mitleidig ansah und Sahra und Maryan in einer Ecke kicherten.Gerade, als sie begann, sich zu beruhigen, fragte sie mich, wie viel Geld mir Tante Safia angeboten hatte und meine Antwort führte zu einem neuen Ausbruch.
    »Hält sie dich für eine Sklavin?«
    Ich stand mit gesenktem Kopf da und wartete darauf, dass sie aufhörte. Ich war entschlossen, nicht aufzugeben. Ich musste etwas für meine richtige Familie tun und diese Gelegenheit durfte ich nicht auslassen.
    Abdi war mit seiner Klasse in der Moschee. Als er nach Hause kam, begann seine Mutter von vorne und wiederholte alles, was sie vorher schon gesagt hatte.
    »Khadija glaubt, dass wir sie mitten in der Nacht im Dunkeln herumlaufen lassen und das für zwei Pfund die Stunde!«
    Abdi wollte ihr gerade zustimmen, das sah ich ihm an. Mir war klar, dass sie nicht einfach unfreundlich sein wollten. Sie hatten versprochen, dass ich bei ihnen sicher sein würde, und glaubten, dass sie dafür nur garantieren konnten, wenn sie mich einsperrten.
    Aber ich brauchte diesen Job. Es musste einen Weg geben, sie zu überzeugen.
    Und plötzlich sah ich ihn.
    »Ich muss nicht alleine gehen«, platzte ich heraus. »Abdi kann mich hinbringen – und auch wieder abholen.«
    Maamo zögerte. Dann warf sie einen Blick auf Abdi, um zu sehen, was er dachte. Er sah … verwundert aus.
    »Es ist wichtig «, erklärte ich heftig. »Ich muss meiner Familie Geld schicken. Tante Safia zahlt mir vielleicht nicht viel, aber es ist besser als nichts. Bitte hilf mir, Abdi, bitte!«
    Bis dahin war Fowsia still gewesen. Doch bei diesen Worten hob sie den Kopf und warf ein: »Abdi, das musst du tun! Weißt du noch, wie wir jeden Penny gespart haben, damit Abbo hierherkommen kann? Wir haben das Geld nicht

Weitere Kostenlose Bücher