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Schockwelle

Schockwelle

Titel: Schockwelle
Autoren: Clive Cussler
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wandte er sich an die Sträflinge. »Alle Mann, die noch bei Kräften sind, nehmen sich eine Planke. Rudert um euer Leben.«
    Furchtbare Angst erfaßte die Schiffbrüchigen, als sie die Brecher am äußeren Riffgürtel vernähmen. Grellweiße Gischt brandete auf, und wie Kanonendonner hallte das Tosen der auf die Korallen brandenden See. Berghohe Wogen türmten sich auf, als sie sich langsam dem Land näherten und der Meeresboden zusehends anstieg. Auf die Verzweiflung folgte Entsetzen, als die Überlebenden sich ausmalten, was ihnen drohte, wenn sie von der alles zermalmenden Wucht dieser Brecher auf das Riff geworfen würden.
    Scaggs klemmte sich die Pinne des Notruders unter den Arm und steuerte die Durchfahrt an, während sich die Seeleute an dem zerfetzten Segel zu schaffen machten. Die Sträflinge, die in ihren Lumpen wie Vogelscheuchen aussahen, paddelten wie besessen, doch ihre schwächlichen Bemühungen brachten das Floß kaum voran.
    Erst als sie auf Scaggs’ Befehl hin alle gleichzeitig auf einer Seite ruderten, trugen sie das ihre dazu bei, die Durchfahrt anzusteuern.
    Eine Wand aus kochender Gischt hüllte das Floß ein und riß es immer schneller mit sich. Einen Moment lang ritt es auf einem Wellenkamm, dann tauchte es hinab ins Tal. Ein Sträfling und ein Seemann wurden in den blaugrünen Strudel gerissen und verschwanden auf Nimmerwiedersehen. Das Floß, das viel zu lange dem Wind und den Wellen ausgesetzt gewesen war, drohte auseinanderzubrechen. Die vom ständigen Seegang durchgescheuerten und überdehnten Taue fransten allmählich auf und rissen. Das aus den Überresten der Masten gezimmerte Spantwerk, das die Decksbeplankung trug, verzog sich und barst. Das ganze Floß ächzte und knarrte, als es von der nachfolgenden Woge überspült wurde. Das Riff war jetzt so nahe, daß Dorsett meinte, er könne es mit ausgestreckter Hand berühren.
    Und dann wurden sie in die Durchfahrt zwischen den Zackenrändern des Riffs gerissen, vom Sog erfaßt und inmitten der mit Floßteilen übersäten, in der Sonne gleißenden Sonne herumgewirbelt. Als das Floß sich endgültig in seine Einzelteile auflöste, wurden die Überlebenden ins Wasser geschleudert.
    Hinter dem Wallriff lag das Meer ruhig wie ein Bergsee da.
    Es war nun nicht mehr blau, sondern von einem satten Türkiston.
    Dorsett, der einen Arm um Betsys Taille geschlungen hatte, tauchte hustend auf.
    »Könnt Ihr schwimmen?« keuchte er.
    Heftig schüttelte sie den Kopf und spie einen Schwall Seewasser aus, das sie geschluckt hatte. »Keinen Zug.«
    Er zog sie mit sich, während er auf einen der Masten des Floßes zuschwamm, der keine drei Meter entfernt im Wasser trieb. Kurz darauf erreichte er ihn und schob Betsys Arme über das runde Holz. Mit hämmerndem Herzen und um Atem ringend klammerte sich Dorsett neben ihr an den Mast. Sein geschwächter Leib war nach den Mühen der letzten Stunde endgültig erschöpft. Nachdem er sich ein, zwei Minuten lang erholt hatte, blickte er sich um und zählte ab.
    Scaggs und zwei der Seeleute lebten noch. Sie waren nicht weit weg und kletterten gerade auf einen der Überreste des Floßes, der wie durch ein Wunder noch zusammenhielt. Sie rissen bereits Planken ab, um sie als Paddel zu benutzen. Dann sah er drei Sträflinge, zwei Männer und eine Frau, die im Wasser trieben und sich an Trümmer und Wrackteile klammerten, die vom Floß der
Gladiator
übriggeblieben waren.
    Dorsett drehte sich um und blickte zur Küste. Keine Viertelmeile entfernt leuchtete ein herrlich weißer Sandstrand.
    Dann hörte er in unmittelbarer Nähe einen Ruf.
    »Haltet aus!« schrie Scaggs ihm zu. »Wir ziehen Euch, Betsy und die anderen heraus und rudern dann zum Strand.«
    Dorsett winkte ihm zu und gab Betsy einen Kuß auf die Stirn.
    »Laßt mich jetzt bitte nicht im Stich, meine Teure. In einer halben Stunde haben wir festen Boden unter den Füßen…«
    Erschrocken brach er ab, und seine Freude schlug in jähes Entsetzen um.
    Die hohe Rückenflosse eines großen Weißen Hais umkreiste auf der Suche nach weiterer Beute die im Wasser treibenden Trümmer.
    Der Scharfrichter war ihnen in die Lagune gefolgt.
    Das darf nicht sein, schrie Dorsett innerlich auf. Wie Hohn und Spott kam es ihm vor, daß er all das unvorstellbare Leid überstanden haben sollte, um nun, da die Rettung zum Greifen nahe war, doch noch dem Verderben anheimzufallen. Kaum einem Menschen war je ein unglücklicheres Schicksal beschieden. Er schlang den Arm fester um Betsy
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