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Schneegeflüster

Titel: Schneegeflüster
Autoren: Hera Lind , Rebecca Fischer , Steffi von Wolff , Andrea Vanoni
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ebenfalls Gedanken zu machen, welche weihnachtlichen Quellen sich noch anzapfen ließen. Wenigstens auf eine Mitarbeiterin war Verlass.
    Unterdessen war Inka vor einem großen Supermarkt angekommen. Sie parkte ihr Auto und rollte mit einem Einkaufswagen zu den Backzutaten. In Windeseile flogen große Mengen Mehl, Zucker, Zimt, Rosinen, Nüsse und Mandeln in das Gefährt. Kurze Zeit später kamen noch Vanille- und Puderzucker, Kokosflocken, Kakao, Schokoglasur, Oblaten
und Marzipan dazu. Nun noch Butter, Eier, Milch, und die weihnachtliche Backwerkstatt war so gut wie eröffnet. »Schmecken muss es ja nicht«, murmelte Inka vor sich hin, als sie mit dem vollgepackten Wagen zur Kasse schlitterte, »reicht schließlich, wenn es echt aussieht.«
    Danach fuhr sie zu einem Großhandel für Dekorationsbedarf und füllte den Rest des Kofferraums mit einigen Rollen Gold- und Silberfolie, verschiedenfarbigem Krepp- und Geschenkpapier, breiten und schmalen Bändern, ein paar glitzernden Girlanden und glänzenden Stoffen mit und ohne Muster. Geschafft. Inka plumpste erschöpft hinter ihr Lenkrad und sah erneut auf die Uhr. Halb sieben. Gerade als sie den Motor starten wollte, klingelte ihr Handy. »Ich hab deinen Christbaum«, kam Franks Stimme aus dem Lautsprecher, »wo soll er denn hin?« Inka fiel ein Stein vom Herzen. Dass es mit dem Baum tatsächlich geklappt hatte! Frank war einfach ein Schatz. »Am besten gleich in die Villa«, sagte sie. »Ich bin in zehn Minuten dort und fange mit den Vorbereitungen an. Wann kannst du kommen?« - »Spätestens um neun bin ich da. Christbaumständer bringe ich auch gleich mit!«
    So einen Mann müsste man haben, dachte Inka verträumt, während sie an einer roten Ampel wartete. Tatkräftig, patent und hilfsbereit. Doch bestimmt hatte so einer schon längst eine Frau an seiner Seite. Schlecht sah er nämlich auch nicht aus.
    Als sie gegen halb acht wieder an der Villa ankam, war kurz zuvor Drehschluss gewesen und das Team bereits im Aufbruch begriffen. Sabine machte sich gerade daran, das Geschirr der letzten Szene zu spülen, während Inka die diversen Kisten und Tüten mit ihren Einkäufen ins Haus trug.
Jetzt war sie sehr froh, dass die Ausstattungsabteilung für diesen Film eine funktionsfähige Küche in die seit Langem unbewohnte Villa eingebaut hatte. Sonst hätte sie sich kaum so Hals über Kopf ins Plätzchenbacken stürzen können. »Sorry, ich kann dir heute leider nicht helfen. Ich muss gleich nach Hause«, sagte Sabine entschuldigend, während sie sich die nassen Hände am Geschirrtuch abtrocknete. »Ich hab da aber noch was für dich.« Grinsend nahm sie eine CD vom Küchentisch und hielt sie Inka hin. »Christmas Forever« stand darauf in kitschigen Lettern und darunter: »Die beliebtesten Weihnachtssongs aller Zeiten«.
    »Vielen Dank.« Inka wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Die Aussicht, eine Nacht allein mit einem Haufen Arbeit in einer einsamen Villa verbringen zu müssen, stimmte sie nicht gerade übermäßig froh.
    Sobald Sabine gegangen war, suchte sie als Erstes im von ihr selbst eingerichteten Bücherregal der Villa nach einem Backbuch. Darin fand sie auch einige Rezepte für Weihnachtsplätzchen, Lebkuchen und Stollen, glücklicherweise mit farbigen Abbildungen. Das Aussehen des Gebäcks war schließlich immens wichtig - im Gegensatz zum Geschmack. »Wirkung vor Logik«, murmelte sie den beim Film viel zitierten Spruch vor sich hin. Dann legte sie die CD von Sabine ein und sorgte mit einem Tastendruck dafür, dass sie automatisch immer wieder von vorne beginnen würde. Schließlich war die Nacht noch lang. »I’m dreaming of a white Christmas«, schmetterte Bing Crosby durch die Küche und verbreitete damit durchaus etwas Weihnachtsstimmung.
    Leise vor sich hin summend mischte Inka Butter, Zucker, Eier und Mehl zu einer festen Masse und teilte sie in vier Teile, von denen sie je einen mit Kakao, Nüssen, Zimt und
Rosinen vermengte. Dann formte sie aus den verschiedenen Teigsorten Taler, Kipferl, Kugeln und Schnitten und hatte im Nu mehrere Bleche mit den unterschiedlichsten Plätzchen belegt. Manche der flach geformten Gebäckstücke verzierte sie noch mit einer Nuss oder Mandel in der Mitte, bevor sie die erste Hälfte in den vorgeheizten Ofen schob. Als sie gerade dabei war, die Schokolade für die Glasur zu schmelzen, klingelte es. »Jingle bells, jingle bells«, trällerte Inka äußerst treffend und lief zur Tür.
    »Von drauß’ vom Walde
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