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Schnee an der Riviera

Schnee an der Riviera

Titel: Schnee an der Riviera
Autoren: Rosa Cerrato
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Garderobe natürlich ausschließlich in England erwarb. Die harten Falten um ihren Mund, die kaum verhohlene Verachtung, mit der sie jedem begegnete, der nicht zu ihrem Kreis alter, über Generationen durch Seefahrt und Handel zu Geld gekommener Genueser Familien gehörte. Sie hatte die Strenge und Härte einer Äbtissin. Die Familie (mit sieben wie die Orgelpfeifen nacheinander geborenen Kindern) wohnte in einer Villa in Castelletto, in den Hügeln über der Altstadt. Obwohl sie und Nelly sich, wegen der Kinder und weil sie sich schon eine halbe Ewigkeit kannten, duzten, wusste Nelly nur zu gut, dass sie für Monicas Mutter einer niederen Kaste angehörte und ihr Sohn eine potentielle Gefahr für ihre Tochter darstellte. Die dem Augenschein nach so zarte, süße Monica allerdings konnte ihrer Mutter in Sachen Härte durchaus das Wasser reichen. Sie hatte sich in den Kopf gesetzt, aufs musische Gymnasium zu gehen, und zwar auf das für seine wahrhaft künstlerische Freizügigkeit bekannte staatliche Klee, und nicht, wie ihre Mutter wollte, auf die von Nonnen geführte Privatschule oder wenigstens das zwar musische, aber brave städtische Barabino. Sie hatte sich durchgesetzt. Und genau deshalb war sie vielleicht auch die Freundin des schönen, in Drogengeschäfte verwickelten Marokkaners (gewesen?). Ob sie selbst wohl auch damit zu tun hatte? Wie viel wusste die Mutter davon? Wenn sich Nelly recht an Monicas unergründliche Augen über dem liebreizenden, gewinnenden Lächeln erinnerte, nichts.
    »Waren Habib und Monica gestern da?«
    »Monica ja, Habib nicht. Aber der fehlt sowieso ziemlich oft.«
    Nelly und Privitera verabschiedeten sich von der Lehrerin. Privitera verfügte über die Gabe, während Nellys Vernehmungen mit der Einrichtung zu verschmelzen. Schweigend machte er sich Notizen, hörte fast auf zu atmen, und die Befragten beachteten ihn nicht mehr als ein Möbelstück.
    Die beiden machten sich auf den Weg, die Hausmeister zu befragen. Margherita, die Mutter aller Klee-Schüler, hatte rote Augen und zog ständig die Nase hoch.
    »Dottoressa, wie können solche schlimmen Dinge nur passieren?«
    Tja, wie nur?
    »Genau das wollen wir herausbekommen, Margherita. Und jeder, der mit ein bisschen gutem Willen in seinem Gedächtnis herumkramt, kann uns dabei helfen.«
    »Und was soll er da finden?!«
    »Spuren. Bruchstücke der Wahrheit. Mosaiksteinchen, die nicht recht passen wollen. Das Ganze ist ein Puzzle, je mehr Teile man zusammenbekommt, desto besser. Das sind wir Franci schuldig, finden Sie nicht?«
    Margherita brach in Tränen aus.
    »Der arme Goldspatz, so ein lieber Junge, tat keiner Fliege was zuleide ... Wie konnte dieser Polizist nur?!? Ist der denn verrückt geworden, einfach so auf einen kleinen Jungen zu schießen? Manchen Leuten sollte man besser keine Pistole in die Hand geben!«
    »Mandelli ist tot, Margherita. Er hat sich heute Morgen das Leben genommen.«
    »Richtig so.« Margheritas Stimme und ihr Gesichtsausdruck waren hart geworden. »Sonst hätte der doch nur ein paar Jahre bekommen, mehr nicht. Am Ende war er vielleicht doch kein Unmensch.«
    Während Priviteras Anspannung zunahm – er und Mandelli waren Freunde gewesen – und er sich diesmal zusammenreißen musste, um sich nicht einzumischen, musste Nelly an Mandellis väterliche Art denken, an seine gutmütigen Scherze und sein Verständnis selbst für hartgesottene Verbrecher, an sein Händchen für Hunde, in die er ganz vernarrt war.
    »Nein, er war kein Unmensch. Und die genauen Umstände des Vorfalls sind noch vollkommen unklar. Was können Sie mir erzählen, Margherita?«
    »Die Jungs waren gerade erst hereingekommen, ich hatte angefangen, dem Direktor seinen Kaffee zu machen, da tauchte dieser Polizist auf ...«
    »Nucci.«
    »Kann sein. Er hat nach dem Direktor gefragt, ein paar Minuten mit ihm geredet, dann hat der Direktor uns gesagt, sie würden eine Durchsuchung mit Hunden durchführen. Das war ja nicht das erste Mal. Dann sind der Sarde und dieser andere, der Mörder, mit zwei Hunden hereingekommen.«
    »Sassu und Mandelli.«
    Margherita zuckte mit den Achseln. Die Namen waren ihr herzlich egal.
    »Wie immer hat sich das sofort herumgesprochen, die Schüler in den Klassen sind unruhig und neugierig geworden, sie wollten die Polizisten mit den Hunden sehen, die Lehrer hatten Mühe, sie auf ihren Plätzen zu halten. Und dann ist es plötzlich drunter und drüber gegangen.«
    Margherita zog die Nase hoch.
    »In der 12 a,
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