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Schnauze Wessi: Pöbeleien aus einem besetzten Land (German Edition)

Schnauze Wessi: Pöbeleien aus einem besetzten Land (German Edition)

Titel: Schnauze Wessi: Pöbeleien aus einem besetzten Land (German Edition)
Autoren: Holger Witzel
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nur nach BASF oder Gosse. Im Odenwald gibt es noch nicht mal überall Handy-Empfang, gar nicht zu reden von HSDPA, wie es der smarte Mobil-Surfer Ost gewohnt ist. Und wo, wenn nicht in Peine, bekommt man eine Ahnung, warum sich ausgerechnet in dieser Gegend Bischöfinnen hemmungslos betrinken und ostdeutsche Tormänner vor Züge werfen? Im Nachhinein, fürchte ich, stimmt doch, was wir Lenin in der Schule nie glauben wollten, diese Sache mit dem stinkenden, faulenden Kapitalismus: Mir kommt er vor allem stinkend faul vor.
    In Hamburg lungern Mütter schon vormittags auf Spielplätzen herum, weil sie angeblich keine Kita-Plätze finden. Auch ihre Männer arbeiten im Durchschnitt weniger als im Osten, aber bekommen immer noch mehr Geld dafür. Spätrömische Dekadenz könnte man das nennen, wenn es nicht vielmehr griechische Zustände wären, denn die üppigen Pensionen für ihre Beamten und Politiker aus den fetten Jahrzehnten, die es im Osten nie gab, müssen wir schließlich auch noch mitbezahlen. Der Westen ist ein Fass ohne Boden.
    Natürlich kommen die Menschen dort noch nicht ganz ohne unsere Hilfe aus, menschlich vor allem, da gibt es nach wie vor die größten Defizite. Aber ein eigener Solidaritätszuschlag West? Das macht nur bequem und böses Blut, wenn damit dann doch wieder nur der nächste Krieg finanziert wird wie seinerzeit am Golf. Womöglich stecken sie unser Geld noch einmal in Quelle-Kataloge, die drei Monate später eingestampft werden. Schicken ihre Kinder weiter auf teure Internate, die sich als Kinderbordelle entpuppen. Am Ende bezahlen wir auch noch in 1000 Jahren für die Atommüll-Entsorgung am Zonenrand, weil sie ihre Kernkraftwerke doch länger betreiben ...
    Zuerst sollten die Landsleute im Westen mal lernen, was arbeiten heißt. Später kümmern wir uns um ihre marode Infrastruktur, wenn es dafür nicht längst zu spät ist. Erst diese Woche, das muss man sich mal vorstellen, wollte mir ein Kollege aus Frankfurt am Main ein Fax schicken. Ein Fax! Jüngeren Lesern aus den modernen Bundesländern wird das kein Begriff mehr sein, aber so nannte man früher PDF-Dateien auf echtem Papier, die man erst einscannen und schließlich am anderen Ende einer Leitung (!) wieder ausdrucken musste. Mittelalter. Westdeutschland. Wahrscheinlich bräuchte man sogar eine Art Treuhand, die den ganzen Schrott abwickelt und mit ein paar Millionen obendrauf an unternehmungslustige Ostdeutsche verteilt. Aber das könnte wieder zu neuen innerdeutschen Zerwürfnissen führen.
    Viele von uns engagieren sich ja schon seit Jahren beim Aufbau West. Sie steuern in München die U-Bahn, sterben in Afghanistan für die Freiheit in Neumünster. Nicht auszudenken, wie es in Essen ohne Putzkolonnen aus Ghana oder Gera aussehen würde. Und gar nicht zu reden von mutigen Reportern, die ihre seelische Gesundheit in Peine riskieren.
    Haltet also durch, Entwicklungshelfer! Und Ihr zu Hause: Schickt bitte weiter Päckchen! Abgelaufene Wurst, leere Batterien, Faxpapier – sie können hier alles gebrauchen. Und wenn sie den Hals nicht voll bekommen, in 20 Jahren frech den gleichen Lohn fordern oder in Kolumnen undankbar rumnörgeln, dann gibt es natürlich nur eine Antwort: Schnauze, Wessi!

Harald Schmidt: »War eigentlich der Sex drüben wirklich so
toll, wie es immer heißt?«
Sibylle Berg: »Ich hab gevögelt, das können Sie sich nicht
vorstellen.«
    Harald Schmidt: »Verdammt!«
     

Sex im Dunkeln
     
    Kein Spaß im Bett, Stutenbisse im Job – West-Frauen bieten reichlich Stoff für West-Frauen-Zeitschriften. Wer sein Glück mit einer Ost-Frau teilt, lässt die Finger besser ganz von diesem Thema. So wie ich. Eine Liebeserklärung.
     
    Schreib doch mal was Fieses über West-Frauen, wünscht sich mein zweitbester Freund Ludger, der sie kennt. Und weil in der Flut aus Fan- und Hassmails oft ähnliche Hinweise auf sexuelle, ethnische – ja, nicht zuletzt bizarre physiologische Unterschiede geschildert werden, habe ich sogar mal kurz darüber nachgedacht. Trotzdem möchte ich es lieber lassen.
    Es ist nämlich so, dass ich aus guten Gründen keine eigenen Erfahrungen mit West-Frauen habe. Und keine heißt wirklich keine , weder Affäre noch Flirt, sie haben mich nie interessiert. Ich kann also nicht mal beurteilen, ob sie tatsächlich so viel nervender, berechnender und verklemmter sind, wie das immer behauptet wird. Dass sie, wenn überhaupt, nur im Dunkeln Sex haben. Dass es ihnen nicht so auf Äußerlichkeiten und
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