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Schmutzengel

Titel: Schmutzengel
Autoren: dtv
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schmutzig.«
    Applaus und Gelächter.
    »Vielen Dank.«
    Ich trat demonstrativ einen Schritt zurück und stolperte, denn mein rechter Stilettoabsatz landete auf dem dünnen Lederschuh
     des dicht hinter mir stehenden Herrn und trennte vermutlich gerade den großen Zeh vom Rest seines Fußes. Zumindest deutete
     seine Mimik darauf hin. Ich nickte noch einmal ins Publikum und kehrte schleunigst auf meinen Platz zurück.
    Lisbeth und Oma tätschelten mir von rechts und links abwechselnd die Knie, die Hände oder die Schultern. Sie konnten sich
     gar nicht mehr beruhigen, während auf der Bühne die Preisverleihung weiterging. Viel bekam ich vor lauter Aufregung nicht
     mehr mit. In Lauensteins Gruppe erhielt ein dicker Mann die Ehrung, der aussah, als würde er gleich an einem Herzkasper dahinscheiden.
     Er schleppte seine immense Figur auf die Bühne, stammelte ein paarWorte, grinste mit einem debilen Gesichtsausdruck in den Saal und riss den Plexiglas-Würfel in dem Moment seitlich hoch, in
     dem der Zeremonienmeister im Schwungkreis seines Armes auftauchte. Der konnte mit einem behänden Schritt zur Seite gerade
     noch ausweichen und bat alle Geehrten zum Gruppenfoto auf die Bühne.
    Ich erklomm die steilen Stufen zum zweiten Mal und fand mich auf einmal neben Greg wieder. Ich hatte den leisen Verdacht,
     dass das kein Zufall war. Greg drängte sich an mich und flüsterte mir einen Glückwunsch ins Ohr. Er benutzte noch immer dasselbe
     Aftershave wie früher, und wie immer hatte er ein kleines bisschen zu viel davon auf seine frisch rasierten Wangen getupft.
     Wir wurden zur Ordnung gerufen, der Fotograf schoss seine Bilder, der Veranstalter sagte noch ein paar Abschlussworte, dann
     löste sich die Gruppe auf.
    Das Publikum erhob sich und drängte aus dem Saal. Ich verlor den Blickkontakt zu Oma, Lisbeth und Tabea, konnte nur Lauenstein
     sehen, der immer noch äußerst euphorisch wirkte, obwohl er den Oscar ja gar nicht bekommen hatte.
    Greg hatte einen Arm um meine Taille gelegt und zog mich mit sich zum Team von AIQ.   Er tat so, als hätten wir beide als Team gewonnen. Sue stand mit versteinertem Gesicht dabei.
    Der Saal leerte sich bereits, als Lisbeth mit Pauline und Herrn Metzenrath kam, um sich zu verabschieden. Herr Metzenrath
     gab mir förmlich die Hand und gratulierte mit einem strahlenden Lächeln, Pauline fiel mir um den Hals und küsste mich auf
     beide Wangen. Oma wollte mich zur Feier des Tages einladen und wartete sicher irgendwo im Hintergrund. Tabea boxte sich endlich
     vom hinteren Ende des Saals nach vorne durch, zog mich aus dem Kreis der ehemaligen Kollegen und umarmte mich stürmisch.
    »Und dann muss ich dir noch jemanden vorstellen«, flüsterte sie und schob den blonden Engel vor. »Das ist Martina.«
    Ich gab Martina die Hand, sah Tabea mit einer leicht hochgezogenen Augenbraue an und sie nickte errötend. Ich zwinkerte ihr
     zu.
    »Herzlichen Glückwunsch«, formte ich mit den Lippen, ohne dass ein Ton über meine Lippen kam.
    Tabea grinste wortlos von einem Ohr zum anderen.
    »Unsere Internetseite benötigt eine Aktualisierung«, sagte ich laut.
    »Ich habe mir schon ein paar Gedanken dazu gemacht«, gab Tabea zurück. »Wir sollten uns nächste Woche mal zusammensetzen.
     Ruf mich an.«
    Ich nickte glücklich.
    Lauenstein stand immer noch mit den Anzugträgern zusammen, nickte mir aber aufmunternd zu, als unsere Blicke sich trafen.
    Greg zog mich mit einer Hand wieder in den Kollegenkreis zurück, ohne seine Erzählung zu unterbrechen. Er gab gerade eine
     Geschichte aus seinem unermüdlichen Vorrat der Kategorie »die dümmsten Kunden haben die dickste Kohle« zum Besten. Ich fühlte
     mich auf einmal fehl am Platz und empfand seine Vorstellung als peinlich, schlicht empörend. Dabei bemerkte ich, dass sich
     Gregs Hand wieder in meiner Taille eingefunden hatte, und es war mir – unangenehm.
    Sue blickte betreten zu Boden.
    In was war ich hier nur hineingeraten? Wieso flirtete er mit mir, während seine Freundin dabeistand? Und warum ließ Sue sich
     das einfach gefallen? Ich wollte so schnell wie möglich weg hier.
    Unruhig ließ ich die Augen durch den Saal schweifen, begegneteOmas Blick und erwiderte ihr Zwinkern. Ich wand mich aus Gregs Umarmung und wollte zu ihr hinübergehen, als ich aus dem Augenwinkel
     Lauenstein sah, der mit dem Mantel über dem Arm den Saal verlassen wollte. Ich machte Oma ein Zeichen und lief Lauenstein
     hinterher.
    »Ich hätte Ihnen den Oscar
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