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Schmierfinken - Politiker ueber Journalisten

Schmierfinken - Politiker ueber Journalisten

Titel: Schmierfinken - Politiker ueber Journalisten
Autoren: Maybrit Illner , Hajo Schumacher
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sieht, Menschen überhaupt wieder für Politik zu interessieren und zur Wahl zu bewegen. Nichtwähler und Wahlenthaltungen sind für Jörges das Allerschlimmste.
     
    Ob man einem Beitrag von Hans-Ulrich Jörges zustimmt oder nicht, man spürt, da schreibt einer, wie er empfindet: offen, ehrlich, argumentativ. Wenn ihm ein Thema wichtig ist, wie zum Beispiel »Gewinn und Kapital für Arbeitnehmer«, dann setzt er es so lange auf seine persönliche Agenda, bis die Politiker um eine qualitative Antwort nicht herumkommen.
    Jörges weiß um die Macht der Medien. Aber er warnt gleichzeitig davor, dieser Macht, der vierten Gewalt, zu erliegen. So hat nach seiner festen Überzeugung Schröder einen Fehler gemacht, als er wegen einer Bild -Kampagne darauf verzichtete, die Riester-Rente für alle Bürger verpflichtend einzuführen. Hans-Ulrich Jörges ist ein leidenschaftlicher Journalist, der sich ebenso leidenschaftliche Politiker wünscht. Ich kenne viele Politiker, die sich solch leidenschaftliche Journalisten wünschen.
    Obwohl Hans-Ulrich Jörges einer der profiliertesten deutschen Journalisten ist, überschätzt er die Macht der Medien nicht. Manche Politikerin und mancher Politiker, die sich von den Medien ungerecht behandelt fühlen, empfinden die Einschätzung von Jörges als Genugtuung, dass die Medien in der Beurteilung einer Person nicht der entscheidende
Faktor sind. Auch wenn Politiker von Medien ziemlich frontal angegangen werden, können sie dennoch erfolgreich sein.
     
    Jörges urteilt - anders als viele seiner Kollegen oder Politiker - nicht zynisch über die Bürgerinnen und Bürger. Im Gegenteil: Er spricht den Menschen einen sehr guten Instinkt für Situationen und Entwicklungen zu. »Ein kluges Volk«, urteilt Jörges. So widerspricht er vielen, die als vermeintliche Meinungsmacher ihren tatsächlichen Einfluss auf die Bürgerinnen und Bürger überschätzen. Der interessanteste Mensch in Deutschland ist für Jörges der Nichtwähler. Früher sei der Nichtwähler nur in kleiner Zahl aufgetreten, häufig als kuriose Figur. Sonderlinge und Leute, die die Sache einfach nicht verstanden hätten. Heute seien Nichtwähler deshalb die Interessantesten, weil sie in aller Regel ganz bewusst nicht zur Wahl gingen, weil sie Protest zeigen wollten, weil sie vielleicht sogar aufmerksamer beobachteten als andere. Der Auftrag, den Jörges Politikern und Journalisten gleichermaßen im Hinblick auf die Nichtwähler gibt, ist, auf sie zuzugehen, sie zu gewinnen.
     
    An Jörges fällt auf, dass er immer mit beiden Beinen zwischen zwei Welten steht. Schon als Kind hat er an der Nahtstelle zwischen Ost und West beidseits des Eisernen Vorhanges gelebt, zu APO-Zeiten war er ein harter 68er Revoluzzer, aber auch ein sehr solider Volontär eines Wirtschaftsverlages. Jörges hielt enge Bindung zu seiner Familie, zu seinen Eltern und war dennoch voll akzeptiertes und integriertes Mitglied einer Kommune, einer Wohngemeinschaft. Seit Jahrzehnten ist er leidenschaftlicher Journalist, der aber um die Grenzen der Macht der Medien
weiß. Er kritisiert Politik und Politiker, aber er setzt auch auf sie als Vorbilder und Handelnde.
    Wenn es einen roten Faden gibt, dann den, dass sich Hans-Ulrich Jörges nicht einfach in eine Schablone pressen lässt. Er passt in keine Schublade, weil er den Mut zur klaren Positionierung hat, aber keinem Klischee folgt. Hans-Ulrich Jörges ist sicher kein typischer Journalist, dafür aber bestimmt ein eigener Typ.
    Die Texte von Hans-Ulrich Jörges lesen sich gut, weil sie klar sind, wenig offenlassen und häufig dem Mainstream widersprechen. Jeder wird Kommentare finden, denen er aus vollem Herzen zustimmt und andere, die ihn ärgern. Das, was Jörges so lesenswert macht, das, was an Jörges so ganz besonders geschätzt wird, sind seine hintergründigen Pointen.
     
     
    DER AUTOR
    Dieter Althaus (geb. 1958 in Heiligenstadt) ist seit Juni 2003 Ministerpräsident des Freistaats Thüringen und CDU-Landesvorsitzender (seit 2000). Der gelernte Physik- und Mathematiklehrer sitzt seit 1990 im Landtag und war von 1992 bis 1999 Thüringer Kultusminister, von 1999 bis 2003 Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion.

JULIA KLÖCKNER
    Ein Fall für zwei - Was Journalisten und Politiker verbindet
    Journalisten sind eitel, anmaßend, hinterlistig, opportunistisch, selbstverliebt, mitunter unerträglich. Nicht alle. Natürlich. Das Ansehen der Berufsgruppe aber ist miserabel, jedenfalls ziemlich weit unten. Irgendwo
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