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Schmeckts noch

Titel: Schmeckts noch
Autoren: Eva Goris
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Ferkel ein Nest zu bauen und es wie ein Kinderbettchen auszupolstern. Dort liegen die Kleinen dann geschützt und werden von Mama zärtlich und liebevoll gepflegt. In Tierfabriken ist Kuscheln verboten.
    Schweine sind längst aus dem Schnüffelparadies zwischen Klee und Käfern vertrieben. Nur wenige Glücksschweine leben heute noch artgerecht auf Ökohöfen. Während auf der einen Seite die Massentierhaltung explodiert, musste auf der anderen Seite von Tierschützern ein Zuchtfonds gegründet werden, mit dem artgerechte Tierhalter unterstützt werden, die die Sau rauslassen. Artgerechte Tierhaltung erfordert viel private Förderung und Initiative.
     
Das schweinereichste Land Europas
     
    »Tiere dürfen nicht länger einer industriellen Logik unterworfen werden – wir müssen sie wieder wie Mitgeschöpfe behandeln.« Der Mann, der das sagt, ist gelernter Metzgermeister und hat mit Massentierhaltung Millionen gemacht. Karl Ludwig Schweisfurth war lange Jahre Chef des Wurstgiganten Herta. Die Techniken zum industriellen Töten von Tieren hat er auf den Schlachthöfen in Chicago gelernt und in den sechziger Jahren mit nach Deutschland gebracht. Später waren ihm Massenschlachtungen am Fließband zuwider. Schon in den frühen Achtzigern verkaufte er die Wurstfabrik und gründete ein Bio-Imperium mit einer Stiftung, die seinen Namen trägt, und einem Musterhof für Biofleisch, der als Symbol für seinen Traum steht, »dass Lebensmittel ökologisch und regional hergestellt werden«. Die Herrmannsdorfer Landwerkstätten sind Lieferanten für hervorragendes Biofleisch.
    Deutschland ist das schweinereichste Land Europas, rund 48 Millionen Schweine werden Jahr für Jahr hier geschlachtet. Industriell produzierende Tierfabriken sind Standard und immer weiter auf dem Vormarsch: 100 000 Schweine in einem einzigen Fleischerzeugungsbetrieb sind bald keine Seltenheit mehr. Der Platz pro Tier beträgt nicht einmal einen Quadratmeter. Das sind großindustrielle Maßstäbe! So produziert man Autos, Computer, Fernseher – und leider auch Lebewesen. Kein Wunder: Der Marktanteil von Ökoschweinefleisch liegt bei unter 2 Prozent.
    Die moderne Fließbandproduktion von Schweinefleisch erspart den industriellen Haltern jede Menge Arbeitskräfte – und auch Stroh. Aus Fabrikställen ist Stroh verbannt, denn damit entfällt das arbeitsintensive Ausmisten. Wie Ballettänzer müssen die Paarhufer ihr ganzes erbärmliches Schweineleben lang auf Spaltenböden balancieren. »Spaltenböden« nennt man eine Art Betonfußboden mit Schlitzen, durch die Kot und Urin gleich abfließen.Darunter verlaufen Güllekanäle, die die tierischen Exkremente auffangen. Die Schweine stehen quasi auf ihren eigenen Ausscheidungen in einer Duftwolke aus Ammoniak. Das ist für die empfindlichen Nasen der Tiere die reinste Quälerei. Doch das arme Schwein leidet nicht nur unter dem Gestank. Schmerzhafte Gelenkveränderungen wie Arthrose und Arthritis, Herzerkrankungen und Lungenentzündungen führen immer wieder zu Verlusten in der Schweinezucht.
    Die Qual dauert allerdings kein ausgewachsenes Schweineleben von 15 Jahren, denn das würde ja keine Sau aushalten. Außerdem rentiert sich ein langes Leben der Tiere für die Schweinebarone nicht. Allein die Futterkosten würden jeden Profit zunichte machen.
     
Billig ist teuer bezahlt
     
    Der Verbraucher findet Geiz geil und gibt für Nahrungsmittel etwa 12 Prozent seines Einkommens aus. 1950 waren es noch 40 Prozent. Viele andere Waren, deren Preise ebenso gestiegen sind wie die Einkommen, lassen wir uns etwas kosten, ausgerechnet am Essen jedoch wird gespart. Für das Lebensmittel Fleisch zahlt der Kunde an der Ladentheke heute weniger als vor 50 Jahren. Das führt dazu, dass der Parkplatz in der Innenstadt oft teurer ist als ein Schweinekotelett, das bereits für 4,75 Euro pro Kilo zu haben ist.
    Den Preis dafür zahlt das Tier mit einem erbärmlichen Dasein, und der Verbraucher wird mit Gammelfleisch, Schweinepest, illegal eingesetzten Hormonen als Masthilfe und diversen anderen Fleischskandalen bestraft. Außerdem hat der Kunde das Billigfleisch, das er im Sonderangebot ersteht, vorher längst über die gesetzlichen Abzüge von seinem Gehalt bezahlt, denn schließlichwerden die Subventionen für die Landwirtschaft – meist auf dem Umweg über die EU – mit Steuergeldern finanziert. Da geht es nicht um Peanuts, sondern um Milliarden, die ganz lieb als »Subventionsbeihilfe« bezeichnet werden. Für die Landwirte
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