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Schmeckts noch

Titel: Schmeckts noch
Autoren: Eva Goris
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kann. Auch mit Worthülsen wie »bäuerlich« gaukelt die Werbung dem Verbraucher vor, dass er ein Produkt kauft, das direkt bei dem sympathischen Bauern nebenan vom Hof gerollt sein könnte. Auch wer sich auf Begriffe wie »naturnah« oder »alternativ« und »natürlich« verlässt, ist der Dumme.
     

     
    Nur wo Bio draufsteht, ist auch Bio drin. Gesetzlich geschützt sind die Begriffe »biologisch« oder »Bio«, »ökologisch« oder »Öko« sowie »kontrolliert biologisch/ökologisch«, »biologischer/ökologischer Landbau«, »biologisch-dynamisch« und »biologisch-organisch«. Tierfreunde, die beim Einkauf absolut auf Nummer sicher gehen wollen, können sich an eine einfache Liste halten: Siegel wie Demeter, Naturland, Bioland, Biopark, Biokreis, Gäa und Ökosiegel sind vertrauenswürdig und halten, was sie versprechen.Ein Gütesiegel für besonders tierfreundliche und artgerechte Haltebedingungen ohne Ökofutter ist Neuland. Das Label wurde vom Deutschen Tierschutzbund, vom BUND und anderen Verbänden schon 1988 gegründet. Fleisch und Eier mit dem Neuland-Siegel stammen von Tieren, die aus artgerechter Produktion kommen – und das wird streng kontrolliert. Die Tiere haben ein Recht auf Glück. Sie haben genügend Auslauf und Platz im Stall, sie dürfen die Sonne sehen und kennen nicht nur dämmerige Stallbeleuchtung. Ist ihr Ende dann gekommen, werden sie maximal vier Stunden transportiert und möglichst schmerzfrei geschlachtet.
     
Alte Haustierrassen sterben aus
     
    Der Tod des Sonntagsbratens hat die Billigproduktion von Fleisch überhaupt erst möglich gemacht. Früher war es etwas Besonderes, Fleisch zu essen. Heute gibt es auch den Montags-, Dienstags-, Mittwochs-, Donnerstags- und Samstagsbraten. Nur freitags gibt es Fisch, ansonsten die ganze Woche über Braten. Billigbraten.
    Wahre Feinschmecker genießen Fleisch heute wieder als etwas, das selten auf den Tisch kommt und dann durchaus seinen Preis haben darf. Die Feinschmeckerschweine von heute, die in den Edelrestaurants von Spitzenköchen zubereitet und serviert werden, sind die Tierrassen von gestern! Alte Haustierrassen wie das Bunte Bentheimer Schwein, das Schwäbisch-Hällische Landschwein, das wegen seines dunklen Kopfes auch »Mohrenköpfchen« genannt wird, und das Wollschwein sind regional wieder im Kommen. Anders als das grobfaserige Mastfleisch hat das gute alte Schwein einen kernigen Geschmack und schrumpft nicht in der Pfanne.
    Alte Haustierrassen sind heute wertvoller als Omas Tafelsilber. Von über 6400 anerkannten Nutztierrassen sind seit 1904 über 1000 ausgestorben, 300 davon allein in den letzten 30 Jahren – unwiederbringlich und auf immer verschwunden. Weitere 2000 Rassen sind akut bedroht. In Großbritannien haben alte Haustierrassen sogar königlichen Beistand: Prinz Charles engagiert sich für die »rare breeds«. Dem Prinzen geht es um Klasse, nicht um Masse. Wie Exoten werden alte Haustierrassen heute auch von Greenpeace beschützt, in Tierparks gehalten und dort von Besuchern (keineswegs nur Städter) bestaunt. Die Feinschmecker der Slow-Food-Bewegung haben sogar eine »Arche des Geschmacks«, die bedrohte Nutztierrassen als »Passagiere« aufnimmt und damit adelt. Sie schützen die Tiere, indem sie sie Gourmets auftischen.
    Weil in den Ställen der Tierfabriken nur drei Schweinerassen (die Landrasse B, das Deutsche Edelschwein und das Piétrain-Schwein) mit etwa 98 Prozent nahezu den Gesamtbestand ausmachen, steht das Deutsche Sattelschwein mit dem Angler Sattelschwein und dem Bentheimer Schwein und vielen anderen Tierarten wie der Thüringer Waldziege, dem Hinterwälder Rind und unzähligen Hühner-, Enten- und Gänsearten auf der roten Liste der vom Aussterben bedrohten Nutztierrassen. Mit den alten Rassen geht aber nicht nur ein leckeres Stück Fleisch verloren, sondern auch wertvolles Genmaterial, das in modernen Züchtungen fehlt, denn die ursprünglichen Nutztierrassen sind äußerst robuste Tiere, die Krankheiten und Kälte trotzen. Sie sind widerstandsfähig gegen Krankheiten und nicht so stressanfällig wie ihre Verwandten aus den Massenställen. Diese genetische Vielfalt ist für die Gesundheit der Bestände in Zukunft nicht unwichtig.
    Das Motto der Tierschützer heißt: Retten durch Aufessen! Greenpeace unterstützt deshalb aktiv die Sammlung alter Haustierrassen im Tierpark »Arche Warder« in der Nähe von Kiel. Besucher können gleich im Hofladen probieren, wie gut die Tierrassenschmecken, die sie
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