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Schlussakt

Schlussakt

Titel: Schlussakt
Autoren: Marcus Imbsweiler
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zu erfahren, was Fakt ist und was Gerücht. Ob Herr Nagel etwas mit
dieser abscheulichen Angelegenheit zu tun hat oder nicht. Was wir brauchen, ist
Gewissheit. Nicht mehr und nicht weniger. Wir können nicht auf polizeiliche
Ermittlungsergebnisse warten oder gar auf Gerichtsurteile. Sie wissen doch, die
Mühlen der Justiz …«
    »Schon gut«, winkte ich ab. Bernd Nagel begann mir leid zu
tun. So schnell mutierte man vom Wonnegut’schen Liebling zum Objekt privater
Ermittlungen. Falls ich den Auftrag der Alten tatsächlich übernahm. Es gab
genug Gründe, die dagegen sprachen, aber exakt einen, der dazu riet. (Oder
zwei, wenn man Frau Steins Frühstück hinzuzählte.) Und dieser eine war nicht zu
verachten: Ich konnte Marc aus der Sache raushalten und trotzdem in seinem
Sinne tätig sein.
    »Was wollen Sie genau von mir?«, fragte ich und griff nach
dem letzten Stück Käse. »Informationen über den aktuellen Ermittlungsstand? Wer
verdächtig ist, welche Spuren es gibt?«
    »Oh, ich interessiere mich ausschließlich für Herrn Nagel«,
wehrte sie fröhlich ab. »Beziehungsweise der Förderverein. Wir müssen wissen,
ob unser Team tatsächlich so blitzsauber ist, wie es zu sein hat. Solange wir
das nicht wissen, sind uns in Sachen Ring 2012 die Hände gebunden.«
    »Aber ich bin Einzelkämpfer.«
    »Das kann durchaus ein Vorteil sein. Verstehen Sie, Ihre
Aufgabe wäre es, uns nach Möglichkeit auf dem Laufenden zu halten. Um im Fall
der Fälle rasch reagieren zu können. Ich persönlich bin mir sicher, dass Bernd
Nagel nichts Unrechtes getan hat. Ganz sicher. Trotzdem kann etwas an ihm
hängen bleiben. Denn diese Nierzwa, die war weiß Gott kein Unschuldslamm. Ich
habe nie verstanden, was er an der fand.«
    »Kein Unschuldslamm? Wie meinen Sie das?«
    »Ein Flittchen«, sagte sie missgelaunt und winkte ab. »Bloß
ein kleines Flittchen.«

Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012

3
    Ein Flittchen?
    Da waren einige Heidelberger aber ganz anderer Meinung, und
zu ihnen gehörte Bernd Nagel. Mich hätte interessiert, seine Gedanken zu
erfahren, als ich nach dem Gespräch mit dem Rottweiler in den Überaum
zurückkehrte. Stumm saß der Geschäftsführer auf der Vorderkante seines Stuhls,
die Unterarme auf die Oberschenkel gestützt, den Oberkörper nach vorne gebeugt.
Langsam schloss ich die Tür hinter Marc, der dem Beamten gottergeben auf den
Flur gefolgt war. Nagel schaute nicht einmal auf. Ich musterte mich in dem
großen Wandspiegel. Es stimmte; wie ein Premierenbesucher sah ich nicht gerade
aus.
    »Erzählen Sie mir, wie Sie sie gefunden haben«, sagte ich in
die Stille hinein.
    Ärgerlich hob Nagel den Kopf. »Wie bitte?«, entgegnete er. Es
gefiel ihm nicht, so direkt gefragt zu werden. Vielleicht gefiel ihm auch meine
Nase nicht, mein Schal, mein ganzes Auftreten.
    »Erzählen Sie mir, wie Sie Annette Nierzwa gefunden haben«,
wiederholte ich.
    »Warum sollte ich?«
    »Weil Ihr Freund Covet darum gebeten hat.«
    »Das hat er nicht«, sagte er trotzig und wandte sich ab. »Ich
kenne Sie doch gar nicht, da wäre es …«
    »Okay«, unterbrach ich ihn schroff, zog mir den zweiten Stuhl
heran und setzte mich. »Jetzt hören Sie mal zu, Herr Nagel. Glauben Sie, mir
macht das Spaß? Glauben Sie, ich bin aus Jux und Tollerei durch die Nacht
geradelt, um mich hier mit den Bullen anzulegen? Ob Sie mich kennen oder nicht,
spielt keine Rolle. Ich weiß nur eins: Sie sind in eine Situation geraten, die
unangenehme Folgen für Sie haben könnte. Vorsichtig formuliert. Es tut mir
leid, was mit Ihrer Freundin passiert ist, aber versuchen Sie im eigenen
Interesse, klaren Kopf zu bewahren. Sie haben die Tote in Ihrem Zimmer
gefunden; was meinen Sie, wen die Polizei als Erstes verdächtigen wird? Von der
Presse ganz zu schweigen.«
    Er versuchte einzuhaken, doch ich fuhr fort.
    »Hinzu kommt, dass Sie die Aufführung für längere Zeit
verlassen haben. Ich hoffe, dafür haben Sie einen guten Grund und ein Alibi.
Sonst können Sie sich schon einmal auf ein anstrengendes Kreuzverhör gefasst
machen. Ich bin mir sicher, dass sich die Kommissare drüben in Ihrem Zimmer
bereits eine Strategie zurechtlegen, wie man Sie mürbe kriegt. Sie können von
Glück sagen, dass Sie Freunde wie Marc Covet haben, dem Ihre Situation sofort
klar war. Natürlich kann er auch nicht viel ausrichten, und ob es sinnvoll war,
mich hinzuzuziehen, weiß ich nicht. Einen
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