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Schluesselmomente - Erfahrungen eines engagierten Lebens

Schluesselmomente - Erfahrungen eines engagierten Lebens

Titel: Schluesselmomente - Erfahrungen eines engagierten Lebens
Autoren: Liz Mohn
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medizinisches Phänomen.
    Das Gegenteil war der Fall. Als ich anfing, Intensivstationen und Rehakliniken zu besuchen, in denen Menschen nach einem Schlaganfall behandelt wurden, wurde mir erst das ganze Ausmaß der Herausforderung bewusst. Sowohl in der Bevölkerung als auch bei den Ärzten selbst wusste
man viel zu wenig über die Entstehung dieser Krankheit. Neben der wachsenden Zahl älterer Patienten kann der Schlaganfall immer auch Jugendliche, Kinder und sogar Babys im Mutterleib treffen.
    Mein Engagement brachte mich mit unzähligen Menschen zusammen. Manche verzweifelte Patienten und ihre Angehörigen werde ich nie vergessen. Längst war mir die Arbeit für die Schlaganfallopfer zur Herzensangelegenheit geworden. Mir war klar, dass das Thema Schlaganfall eine eigene Lobby benötigte. Ich sprach mehrfach mit meinem Mann darüber, der zwar die Notwendigkeit meines Anliegens erkannte, mir aber auch unmissverständlich erklärte, dass die Erforschung der Krankheitsursachen und eine effiziente Öffentlichkeitsarbeit die Kapazitäten der Bertelsmann Stiftung auf Dauer überfordern würden. Für eine Ausweitung meiner Initiative musste ich alleine einstehen.
    Ich dachte intensiv darüber nach, wie eine Stiftung dazu aussehen könnte. Würde ich für dieses schwierige Thema eine Öffentlichkeit schaffen können? Am 17. November 1992 war es dann so weit. Die selbstständige Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe wurde errichtet und am 29. Januar 1993 durch den Innenminister des Landes Nordrhein-Westfalen genehmigt. 41
    Nach nunmehr siebzehn Jahren Stiftungsarbeit weiß ich, dass sich unser Weg gelohnt hat. Die Anfänge waren hart. Oft stand ich zwischen vier und fünf Uhr morgens auf, um ausreichend Termine mit Ärzten, Sponsoren und Projektpartnern wahrnehmen zu können. Zweifelsohne waren dabei der Name Mohn und die bestehenden Kontakte des Hauses Bertelsmann ein guter Türöffner. Doch überzeugen musste die Stiftung allein. 42
    Mit der Zeit habe ich viele namhafte Vertreter der
deutschen Wirtschaft dafür gewinnen können. Unter den Förderern sind bis heute Vorstandsvorsitzende großer Unternehmen, engagierte Mittelständler, aber auch zahllose engagierte private Förderer, die sich für unser Anliegen einsetzen. Nur durch ihre unermüdliche Unterstützung war ein konsequenter Ausbau der Stiftung möglich. Viele bundesweit engagierte ehrenamtliche Mitarbeiter haben durch ihr freiwilliges soziales Engagement unser Anliegen sowohl hilfreich umgesetzt als auch öffentlich bekannt gemacht. Gemeinsam mit Vertretern aus Politik, Gesundheitswesen und Medizin, Kultur und Wissenschaft haben wir dem Thema Schlaganfall zu der Öffentlichkeit verhelfen können, die sowohl für eine wirksame Bekämpfung der Ursachen als auch für eine Verbesserung der Prävention, Akutversorgung und der Rehabilitation des Schlaganfalls unentbehrlich ist.
    Auf nationaler und internationaler Ebene koordiniert die Stiftung die Aktivitäten zu verschiedenen Facetten des Schlaganfalls, vernetzt und fördert dabei insbesondere Modellvorhaben. Sie unterstützt Maßnahmen zur Qualitätssicherung und -verbesserung bei der Versorgung von Schlaganfallpatienten, zum Beispiel durch die flächendeckende Etablierung von Schlaganfallstationen und die Einrichtung einer durchgehenden Versorgungskette.
    Wir haben viel erreichen können, doch noch immer bleibt viel zu tun. Obwohl wir immens viel für die Prävention und Versorgung des Schlaganfalls leisten konnten, hat das stetige Älterwerden unserer Gesellschaft dazu geführt, dass die Zahl der jährlichen Schlaganfallerkrankungen nahezu unverändert bei mehr als 200 000 Menschen geblieben ist. Alle drei Minuten ereignet sich ein Schlaganfall, alle neun Minuten stirbt ein Betroffener. Noch immer gilt der
Schlaganfall als dritthäufigste Todesursache. Angesichts des dramatischen Anwachsens der Alterspyramide, die unserer Gesellschaft bevorsteht, sind das alarmierende Zahlen. Bis zum Jahr 2030 muss mit einer Verdoppelung der Schlaganfallerkrankungen bei den über Fünfundsechzigjährigen gerechnet werden. Das deutsche Gesundheitssystem sieht sich gewaltigen Herausforderungen gegenüber. Wir stehen hier in einem kritischen Diskurs mit Kliniken und Versicherern, denn wir müssen als Stiftung immer wieder feststellen, dass durch die starke Fragmentierung unseres
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