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Schluesselmomente - Erfahrungen eines engagierten Lebens

Schluesselmomente - Erfahrungen eines engagierten Lebens

Titel: Schluesselmomente - Erfahrungen eines engagierten Lebens
Autoren: Liz Mohn
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auch einen Dialog mit anderen Kulturen und ein Verständnis für andere nationale, politische, ethnische und kulturelle Vorgehensweisen dringend erforderlich machte. Deutschland konnte so viel von den anderen lernen! Und umgekehrt gab es auch in Deutschland vorzüglich entwickelte Maßnahmen, die sich in anderen Ländern als hilfreich erweisen konnten.
    Die Bertelsmann Stiftung bot die geeignete Struktur, um beispielhafte Initiativen aus anderen Nationen für Deutschland zu prüfen wie auch umgekehrt die hierzulande erprobten Modellprojekte für andere Länder zu empfehlen.

PROJEKTE IN DER BERTELSMANN STIFTUNG UND WEITERE INITIATIVEN

MEDIZIN- UND GESUNDHEITSPROJEKTE
    Nicht zuletzt durch die Erfahrungen in meiner eigenen Familie hatte ich ein besonderes Interesse an medizinischen Themen und Fragestellungen entwickelt. Im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung war bei unserem jüngsten Sohn Andreas im Alter von sieben Jahren Uveitis, eine Entzündung der Aderhaut der Augen, diagnostiziert worden. Sie tritt schubartig auf und kann zu chronischen Sehstörungen und im schlimmsten Fall sogar zu Netzhautablösung und Erblindung führen. Die Erkrankung galt damals als unheilbar. Während der akuten Schübe wurde unser Sohn immer wieder von heftigsten Kopfschmerzattacken und quälenden Augenschmerzen heimgesucht. Er konnte in solchen Phasen nichts sehen, an ausgelassenes Spielen und Toben war gar nicht zu denken. Auch durfte er oft über Wochen nicht am Schulunterricht teilnehmen.
    Als Mutter tat es mir in der Seele weh, Andreas so leiden zu sehen, die ganze Familie lebte in ständiger Angst um sein Augenlicht. Wir befanden uns in engem Austausch mit Spezialisten für diese Erkrankung. Professor Boeke von der Augenklinik in Kiel machte uns wenig Hoffnung und erklärte uns, dass ihm und seinen Kollegen keine Heilungsmöglichkeiten bekannt seien.
    Die Schwere des Verlaufs versuchte man damals mit Cortison zu lindern, ohne damit aber die Krankheit als solche bekämpfen zu können. Auch die Suche nach alternativen
Heilmethoden brachte keine Lösung. Ich war verzweifelt. Würde unser Sohn allmählich erblinden?
    Bei einem Familienurlaub auf den Seychellen im Jahr 1980 machten wir die Beobachtung, dass ein weiteres Leiden von Andreas, eine ausgeprägte Neurodermitis, auch ohne Cortisongaben sichtbare Linderung erfuhr. Innerhalb weniger Tage heilten die entzündlichen Hautstellen völlig ab. Zurück in Deutschland, stellte der behandelnde Augenarzt auch eine deutliche Besserung seiner Augenerkrankung fest. Mein Sohn konnte seine Sehschärfe zurückgewinnen.
    Was war da geschehen? Die besonderen klimatischen Verhältnisse auf den Seychellen, die Wärme, das intensive Licht, die Seeluft – irgendetwas musste hier seine Wirkung entfaltet haben. Im Gespräch mit den Ärzten war ich wie elektrisiert. Auf einmal stand die Hoffnung im Raum, mit einer Klima- oder Lichttherapie auch anderen Betroffenen helfen zu können. Diese Aussicht beflügelte mich ungemein. In der Bundesrepublik gab es damals ungefähr zweihunderttausend Uveitis-Erkrankungen, die Behandlungskosten gingen in die Millionen. Auf meine Initiative hin begründete die Bertelsmann Stiftung im Jahr 1981 das Uveitis-Projekt, 37 in dessen Folge in den Jahren 1981, 1985 und 1986 je zwei Gruppen von Uveitis-Patienten unter ärztlicher Aufsicht an das Tote Meer nach Israel reisten. Das Pilotprojekt zeigte, dass bei den Patienten unter dem Einfluss der besonderen Lichtverhältnisse eine Abschwächung und teilweise sogar eine Heilung der Augenkrankheit eintrat.
    Um eine Verbesserung der Forschungs-, Informations-und Ausbildungssituation bei der Diagnostik und Therapie von Uveitis zu erreichen, wurde im Jahr 1984 die Deutsche Uveitis-Studiengruppe in Gütersloh gegründet, der vorwiegend
Augenärzte verschiedener Universitätskliniken angehörten. Im Sommer 1986 riefen wir dann in Gütersloh die erste Uveitis-Selbsthilfegruppe Deutschlands ins Leben, eine damals noch nicht selbstverständliche Initiative, die zum Vorbild für viele weitere Selbsthilfegruppen wurde. Ziemlich genau vier Jahre später übernahm ich den Vorsitz der im Juli 1990 gegründeten Deutschen Uveitisvereinigung. In den folgenden Jahren sind aus dieser Initiative weitere Forschungsprojekte, unter anderem an der Universität Münster, hervorgegangen, die die Entwicklung einer ambulanten Lichttherapie
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