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Schloß der verlorenen Seelen

Schloß der verlorenen Seelen

Titel: Schloß der verlorenen Seelen
Autoren: Anne Alexander
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Danemore. “Meine Frau und ich hatten gehofft, Dich irgendwann auf Danemore Castle empfangen zu können. Leider hast Du meine Einladungen bis jetzt stets ausgeschlagen. Bitte, glaube mir, Camilla, wir würden Euch von ganzem Herzen willkommen heißen, auch wenn wir nur entfernt miteinander verwandt sind. Gerade in einer Zeit wie dieser, nach einem so furchtbaren Unglück, sollten Familien zusammenrücken. Also bitte, komm mit Laura, sobald sie sich etwas erholt hat, nach Danemore Castle. Ihr könnt unbegrenzte Zeit bleiben. Da gerade Ferien sind, sind auch unsere Söhne hier. Sie freuen sich bereits darauf, mit Laura zu spielen. Edmund und Donald …”
    Camilla ließ den Brief sinken. Sie überlegte, ob es nicht eine gute Lösung sein würde, mit Laura die nächste Zeit auf Danemore Castle zu verbringen. An und für sich hatte sie geplant, ein Ferienhaus in Cornwall zu mieten, aber wahrscheinlich würde es bedeutend besser sein, Laura zu Menschen zu bringen, die sich darauf freuten, ihnen helfen zu können. Zudem hatte ihre kleine Schwester auf Danemore Castle Kinder, mit denen sie spielen konnte. Das würde sie ablenken und ihr nach und nach etwas von ihrer früheren Lebensfreude zurückgeben.
    Die junge Frau steckte den Brief ein und fuhr ins Krankenhaus. Laura war zwar erst sieben Jahre alt, aber sie hatte ein Recht darauf, daß sie derartige Dinge mit ihr besprach. Sie wollte sich nicht einfach über den Kopf ihrer Schwester hinweg entscheiden.
    “Warst du schon mal auf Danemore Castle?” erkundigte sich Laura und drückte ihren Teddy an sich.
    “Nein, bis jetzt noch nicht”, erwiderte Camilla, “aber ich glaube, daß der Earl of Danemore und Lady Mabel sehr nett sind.”
    “Ist der Earl mein Onkel?”
    “Im entferntesten Sinne schon.” Die Lehrerin dachte daran, daß sie in den Festtagsgrüßen, die sie Jahr für Jahr nach Danemore Castle geschickt hatte, ihre Verwandten stets mit deren Titel angeredet hatte, diese sie jedoch immer nur Camilla genannt hatten. “Ich weiß allerdings nicht, ob du Onkel zu ihm sagen darfst”, fügte sie hinzu.
    Laura dachte nach. “Hast du den Brief dabei?” fragte sie. “Ich will ihn sehen.”
    Camilla lachte auf. “Glaubst du mir nicht, daß unsere Verwandten uns eingeladen haben?”
    “Warum sollte ich dir nicht glauben, Camilla?” fragte das kleine Mädchen und streckte die Hand aus.
    Die junge Frau nahm den Brief aus der Handtasche. Sie reichte ihn ihrer Schwester.
    Laura schloß die Augen. Ihr ganzer Körper versteifte sich.
    “Was hast du, Lovely?” fragte Camilla.
    Ihre Schwester schlug die Augen auf. Ihr Blick richtete sich in die Ferne. “Cathy will, daß wir nach Danemore Castle kommen”, sagte sie. “Sie erwartet uns dort.”
    Camilla schrak zusammen. Sie umfaßte die Hände ihrer Schwester. Sie fühlten sich eiskalt an. “Du meinst, Cathy ist auf Danemore Castle?”
    Laura nickte. “Ja, Cathy ist dort schon seit ewigen Zeiten.” Ein Lächeln stahl sich um ihre Lippen. “Sie wartet schon so lange auf mich, so lange.”
    Camilla nahm ihrer Schwester den Brief fort und steckte ihn wieder ein. “Willst du mir nicht endlich sagen, wer Cathy ist?” fragte sie und bemerkte erleichtert, daß Laura sich entspannte. “Wer ist Cathy?”
    “Meine Freundin”, antwortete Laura und legte sich zurück.
    “Ich kann mir nicht vorstellen, daß diese Cathy dich auf Danemore Castle erwartet”, meinte Camilla. “Der Earl of Danemore und seine Frau haben nur zwei Söhne - Zwillinge. Sie heißen Donald und Edmund.”
    Laura sah sie an. “Sie wartet auf mich”, wiederholte sie. Dann griff sie nach ihrem Teddy, drückte ihn an sich, schloß die Augen und wandte das Gesicht zur Seite.
    “Laura!” Die Lehrerin rüttelte sie leicht bei der Schulter. “Laura!”
    Aber ihre kleine Schwester war bereits eingeschlafen.
    6. Kapitel
    Fünf Tage später befanden sie sich auf der Fahrt zur schottischen Grenze. Sie hatten in einem kleinen Gasthaus außerhalb von Manchester übernachtet. Camilla versuchte, ihre kleine Schwester auf die wundervolle Landschaft aufmerksam zu machen, durch die sie fuhren, aber Laura reagierte nicht. Ihren Teddy im Arm, saß sie auf dem Rücksitz des Wagens und starrte aus dem Fenster. Die junge Frau war sich sicher, daß ihre Schwester kaum etwas von der Umgebung wahrnahm. Sie wirkte völlig in sich versunken.
    “Wann sind wir endlich da?”
    Camilla schrak heftig zusammen. Es schien eine Ewigkeit her zu sein, seit sie Lauras Stimme zum
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