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Schloß der verlorenen Seelen

Schloß der verlorenen Seelen

Titel: Schloß der verlorenen Seelen
Autoren: Anne Alexander
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Liebevoll schloß sie ihre Schwester in die Arme.
    Minutenlang sprach niemand ein Wort. Dann meinte Laura: “Mammy und Daddy wollten mich auch nicht alleine lassen, aber sie mußten dennoch durch den Tunnel gehen.” Sie schloß die Augen. “Wenn der Ruf erfolgt, dann mußt du gehen. Ob du willst oder nicht”, fügte sie hinzu. “Wenn…” Das kleine Mädchen fiel in einen tiefen Schlaf.
    “Ein seltsames Kind”, bemerkte Dr. Durand und warf seiner Assistentin einen kurzen Blick zu.
    Camilla antwortete ihm nicht. Sie dachte über Laura nach und darüber, was die Kleine gesagt hatte. Konnte es wirklich sein, daß sie in diesem Tunnel gewesen war und daß Cathy sie daran gehindert hatte, ihren Eltern zu folgen? Aber wer war Cathy? Woher kam dieses Mädchen?
    Die junge Frau ahnte, daß es nicht leicht sein würde, für Laura zu sorgen. Ihre Schwester hatte sich verändert. Bis auf wenige Gelegenheiten war Laura ein unbeschwertes kleines Mädchen gewesen, doch das würde jetzt vorbei sein. Nach diesem furchtbaren Erlebnis würde Laura niemals mehr wie andere Kinder sein. Aber Camilla hatte keine Angst vor der Zukunft. Durch ihre Arbeit war sie es gewohnt, mit schwierigen Kindern umzugehen und ihnen zu helfen.
    Sie stand auf. “Ich werde es schaffen, Doktor Durand”, meinte sie und schenkte dem Arzt ein vages Lächeln. Ich muß es schaffen, fügte sie in Gedanken hinzu. Sie küßte ihre schlafende Schwester und verließ die Intensivstation.
    5. Kapitel
    Drei Tage später wurde Laura in ein Londoner Krankenhaus verlegt. Es ging ihr inzwischen so gut, daß sie nicht mehr auf der Intensivstation liegen mußte, doch die meiste Zeit über war sie ziemlich teilnahmslos. Über das Fährunglück sprach sie überhaupt nicht mehr, aber Camilla merkte, daß sie ihre Puppe vermißte, die irgendwo vor der französischen Küste auf dem Grund des Meeresbodens lag. Sie kaufte der Kleinen eine Puppe, die ihrer früheren ähnlich sah, aber ihre Schwester beachtete sie nicht. Doch den Teddy, den sie ihr aus der Wohnung in Cambridge mitgebracht hatte, ließ Laura kaum aus den Augen.
    Die junge Frau löste den Haushalt in Cambridge auf. Es fiel ihr nicht leicht. Immer wieder drohte sie die Trauer um ihre Mutter zu überwältigen. Zudem kam es ihr vor, als würde sie un-erlaubt in eine fremde Welt einbrechen. In Cambridge war sie stets nur ein Gast gewesen. Jetzt mußte sie die Sachen ihrer Mutter und ihres Stiefvaters sortieren und darüber bestimmen, was eines Tages von ihnen für Laura wichtig sein könnte.
    Innerhalb weniger Tage war ihr das Sorgerecht für ihre kleine Schwester zugesprochen worden. Da die Eltern für ihren gemeinsamen Besitz Laura zur Alleinerbin eingesetzt hatten, war es für Camilla nicht schwierig, die Wohnung zu verkaufen und dafür zu sorgen, daß das Geld für ihre Schwester festgelegt wurde. Sie verkaufte auch einen großen Teil der Möbel, da Laura ja nun bei ihr leben würde. Nur die persönlichen Sachen ihrer Schwester und die Erinnerungen an die Eltern nahm sie in ihre Londoner Wohnung mit.
    Mit dem Direktor ihrer Schule hatte die junge Frau bereits gesprochen. Er war damit einverstanden gewesen, daß sie vorläufig unbefristeten Urlaub nahm. Er hatte ihr vorgeschlagen, einige Zeit mit Laura auf dem Land zu leben. “Dort wird sich Ihre kleine Schwester eher erholen”, hatte er gemeint.
    Würde sich Laura überhaupt jemals von ihrem furchtbaren Erlebnis erholen können? Camilla erschien es fraglich. Jedesmal wenn sie ihre kleine Schwester sah, wurde ihr wieder bewußt, wie sehr diese sich verändert hatte. Nur noch selten stahl sich ein Lächeln auf Lauras Gesicht, und ihre blauen Augen blickten so wissend, als würde es auf der ganzen Welt keine Geheimnisse mehr für sie geben.
    An diesem Vormittag wollte sie gerade zu Laura ins Krankenhaus fahren, als die Post kam. Sie brachte die Briefe in ihre Wohnung hinauf und sah sie dabei durch. Es war auch ein Schreiben der Danemores dabei.
    Zur Beerdigung ihrer Mutter und ihres Stiefvaters hatten die Danemores ein prächtiges Blumengebinde geschickt und ein paar mitfühlende Zeilen geschrieben. Camilla hatte damals nicht damit gerechnet, daß sie zur Beerdigung kommen würden, immerhin kannten sie sich nicht persönlich. Deshalb überraschte es sie jetzt um so mehr, daß sie sie einluden, mit Laura die nächsten Wochen auf Danemore Castle zu verbringen.
    “Ich meine, es wird allerhöchste Zeit, daß wir uns kennenlernen, Camilla”, schrieb der Earl of
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