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Schloß der verlorenen Seelen

Schloß der verlorenen Seelen

Titel: Schloß der verlorenen Seelen
Autoren: Anne Alexander
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wie er hier steht.”
    “Hallo, Miß Corman.”
    Camilla wandte sich um. Mr. Adams, der Besitzer der Autowerkstatt, kam aus seinem Büro. “Wahrscheinlich wollen Sie Ihren Wagen holen. Ich habe gerade die Rechnung fertiggemacht.”
    “Gut, gehen wir in Ihr Büro”, antwortete Camilla.
    “Haben Sie von diesem schrecklichen Fährunglück gehört?” erkundigte sich Adams. “Vor einer halben Stunde wurde darüber im Radio berichtet. Es…”
    “Was für ein Fährunglück?” fragte Camilla und blieb stehen. Sie hatte mit ihrer Mutter ausgemacht, daß diese am Mittag aus Cherbourg anrief.
    “Dann haben Sie also noch keine Nachrichten gehört”, meinte Mr. Adams. “Die Fähre, die vergangene nacht von Southampton nach Cherbourg gefahren ist, ist kurz vor der französischen Küste mit einer anderen Fähre zusammengestoßen. In den Nachrichten war von schwerem Seegang die Rede und davon, daß die >Queen of Sea< vom Kurs abgekommen ist.”
    Camilla wurde es für einen Augenblick so schwindelig, daß sie sich an einem Pfosten festhalten mußte.
    “Was haben Sie, Miß Corman?” fragte Mr. Adams erschrocken und griff nach ihrem Arm.
    “Gab es Überlebende?” fragte die junge Frau fast tonlos.
    “Davon wurde nichts berichtet.”
    “Meine Familie ist auf dieser Fähre gewesen”, sagte Camilla.
    “Kommen Sie, gehen wir in mein Büro”, meinte Mr. Adams bestürzt. “Ich hatte ja keine Ahnung, daß… Ich habe einen guten Freund im Hafen von Southampton. Ich werde ihn anrufen.” Er führte die Lehrerin die beiden Stufen zu seinem Büro hinauf und nötigte sie, auf einem Stuhl vor seinem Schreibtisch Platz zu nehmen.
    “Lauras Traum”, flüsterte Camilla.
    “Lauras Traum?” wiederholte Mr. Adams. Er nahm eine Flasche Brande aus dem Schrank und schenkte für die junge Frau ein. “Trinken Sie”, forderte er sie auf und drückte ihr das Glas in die Hand.
    “Ich kann jetzt nichts trinken.”
    “Natürlich können Sie”, beharrte er. “Wenigstens einen Schluck.”
    Camilla nippte an dem Brandy, stellte das Glas jedoch gleich auf den Schreibtisch. “Nein.” Sie schüttelte den Kopf, dann sah sie ihn an. “Meine Schwester, sie ist sieben Jahre alt, hat vom Untergang der Fähre geträumt. Ich bat meine Mutter, nicht die Fähre zu nehmen, sondern zu fliegen, aber sie wollte nichts davon hören. Schließlich beruhigte ich mich, dachte, daß alles nur ein Traum gewesen sei. Laura hat oft skurrile Träume. Sie … Bitte, rufen Sie Ihren Freund an.”
    Mr. Adams hob den Telefonhörer ab und wählte eine Nummer. Er wurde sofort mit seinem Freund verbunden.
    Die junge Frau hörte seine Stimme nur wie aus weiter Ferne. Sie sah ihre Schwester und ihre Mutter vor sich und auch ihren Stiefvater. Wie hatten sie sich auf ihre Ferien in Frankreich gefreut. Eine regelrechte Rundreise hatten sie machen wollen. Warum waren sie nicht geflogen? Warum…?
    “Danke, Bert.” Mr. Adams legte auf. “Ein kleines Mädchen hat überlebt”, sagte er zu Camilla. “Es liegt in einem Cherbourger Krankenhaus. Den Namen des Mädchens konnte mir mein Freund noch nicht sagen, aber er will sich erkundigen. Er ruft mich gleich wieder zurück.”
    Camilla wußte später nicht mehr, wie sie die nächsten zwanzig Minuten überstanden hatte. Mr. Adams sprach tröstend auf sie ein, aber seine Worte erreichten sie nicht. Unablässig sah sie Laura vor sich. Sie glaubte, sie schreien zu hören. Die Stimme ihrer Schwester erfüllte den ganzen Raum, hüllte sie völlig ein. Sie nahm nicht einmal wahr, daß das Telefon klingelte.
    “Es wird mein Freund sein”, sagte Mr. Adams und meldete sich. “Ja, Bert?”
    “Der Name des Kindes, das überlebt hat, ist Laura Randall”, erwiderte Bert Curtis. “Das weiß man allerdings nur, weil es ein SOS-Medaillon trug.”
    “Danke. Hat man dir gesagt, wie es der Kleinen geht?”
    Camilla horchte auf. Sie sah Mr. Adams an. Er flüsterte ihr den Namen des Kindes zu. Sie atmete tief durch. Wenigstens Laura hatte überlebt. Wenigstens… Aber ihre Mutter und ihr Stiefvater … Sie schlug die Hände vors Gesicht.
    Mr. Adams legte auf, nachdem er sich erneut bei seinem Freund bedankt hatte. “Ihre Schwester hat überlebt, Miß Corman”, sagte er, “aber soweit mein Freund in Erfahrung bringen konnte, geht es ihm nicht besonders gut. Er sprach davon, daß geplant worden ist, die Angehörigen der Opfer heute nach Cherbourg zu fliegen.” Er nannte ihr den Namen des Mannes, an den sie sich wenden mußte und
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