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Schloß der verlorenen Seelen

Schloß der verlorenen Seelen

Titel: Schloß der verlorenen Seelen
Autoren: Anne Alexander
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Jahren renoviert und zur Besichtigung freigegeben worden. Eine steile Treppe führte nach oben.
    “Als erstes wollen wir die Verließe sehen”, schrieen die Zwillinge, während sie von ihren Ponys glitten. “Darauf habe ich mich schon die ganze Zeit gefreut”, fügte Edmund hinzu.
    “Ich will das Verließ nicht sehen.” Laura schüttelte sich. “In Verließen lauert der Tod.”
    “Früher einmal, Laura”, versuchte Donald ihr betont ruhig zu erklären. “Aber heute sind das nur noch dunkle Löcher, die man sich halt anschaut.”
    “Das ist so schön gruselig, weißt du?” meinte Edmund und nahm Lauras Hand. “Komm mit.”
    “Nein.”
    “Ich bin auch dafür, daß Laura nicht mitgeht”, sagte Camilla. “Ich werde nämlich auch hier oben bleiben.” Sie legte den Arm um ihre Schwester. “Wir schauen uns inzwischen die schöne Landschaft an. Geht nur ruhig mit Mister Powell.”
    “Also gut, dann gehen wir alleine.” Jason Powell nickte ihr zu. “Wahrscheinlich ist es auch vernünftiger, mit Laura in der Sonne bleiben.” Er berührte die Haare der Kleinen. Laura zuckte zurück. Es schien ihm nichts auszumachen. Lachend stieg er mit den Zwillingen die Stufen hinunter, die in die Verließe führten.
    “Hast du Mister Powell lieb?”
    Camilla schrak heftig zusammen. “Ich mag ihn”, gestand sie und wußte plötzlich, daß ihre Sympathie für ihn nichts mit Liebe zu tun hatte. “Er ist ein guter Freund.”
    Laura stützte sich auf eine der zerbrochenen Mauern. “Das dachte Cathy auch”, bemerkte sie. “Er…” Sie wies auf den roten Wagen, der unterhalb der Ruinen gehalten hatte. “Schau, Mister Gordon.”
    Camilla starrte entgeistert nach unten, dann nahm sie Laura bei der Hand und ging ihm entgegen. “Was tun Sie denn hier, Mister Gordon?” fragte sie nicht gerade freundlich, als sie sich in der Mitte des Weges begegneten.
    “Ich wollte mich ebenfalls hier ein bißchen umschauen, und da ich nicht reiten kann, bin ich mit dem Wagen gekommen.” Roger lächelte Laura zu, aber die Kleine machte ein abweisendes Gesicht. “Hoffentlich störe ich nicht.”
    “Es wäre sehr unhöflich von mir, wenn ich die Wahrheit sagen würde”, bemerkte Camilla.
    “Ja, sehr unhöflich”, erklärte er, setzte sich auf eine der zerborstenen Mauern und holte seinen Skizzenblock aus dem Rucksack.
    Laura wich entsetzt zurück. Sie preßte die Hände vors Gesicht. “Sie dürfen mich nicht zeichnen”, beschwor sie ihn. “Sie dürfen mich nie wieder malen.”
    Roger ließ seinen Stift sinken. “Laura, ich habe noch niemals jemanden gegen seinen Willen skizziert. Also, sei ganz beruhigt, ich werde es auch bei dir nicht tun.”
    Camilla atmete erleichtert auf, als Jason Powell und die Zwillinge wieder aus den Verließen auftauchten.
    Die Jungen rannten zu ihrem Lehrer. Sie hatten sich inzwischen mit dem Ferienunterricht abgefunden und festgestellt, daß Roger Gordon eigentlich ein netter und umgänglicher Mensch war.
    “Die Verließe müssen Sie sich ansehen, Mister Gordon”, sagte Edmund.
    “Das ist eine Wucht”, fügte Donald hinzu. Aufgeregt erzählte er, was er unten alles gesehen hatte.
    Jason Powell war nahe der Treppe stehengeblieben. Alles andere als begeistert blickte er zu dem Lehrer hinüber. “Mister Gordon hat sich entschlossen, ebenfalls die Ruinen zu besuchen”, meinte Camilla zu ihm.
    “Schade”, sagte er so leise, daß nur sie ihn verstehen konnte.
    “Mistreß Darton hat eine Unmenge in den Picknickkorb gepackt”, erinnerte Edmund. “Eigentlich könnten wir jetzt was essen.”
    “Gut, picknicken wir erst”, sagte Camilla.
    Gemeinsam breiteten sie eine Decke aus und verteilten Geschirr. Es stellte sich heraus, daß Roger Gordon nicht nur Süßigkeiten und noch etwas Kuchen mitgebracht hatte, sondern auch Besteck und Geschirr für sich.
    Die Zwillinge schafften es, Laura aus ihren trüben Gedanken zu reißen. Vergnügt beteiligte sie sich an den Scherzen der Jungen. Den Kindern fiel nicht auf, wie still die Erwachsenen waren. Das Auftauchen des Lehrers hatte Jason Powell und Camilla viel von der Freude an diesem Tag genommen.
    Nach dem Picknick beschlossen sie, in den Turm hinaufzusteigen. Die Zwillinge und Laura rannten die Treppen hinauf. Sie waren bedeutend früher oben als die Erwachsenen. Ihre begeisterten Ausrufe hallten von dem alten Gemäuer wider.
    “Ein wundervoller Ausblick.” Camilla beschattete ihre Augen mit der Hand. Mr. Powell stand mit dem Rücken gegen die
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