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Schloss der Engel: Roman (German Edition)

Schloss der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Schloss der Engel: Roman (German Edition)
Autoren: Diana Itterheim , Jessica Itterheim
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und der gelbgrünen Pampe entscheiden. Komm mit, ich zeig dir, was man essen kann und was lieber nicht – außer du stehst auf Gemüsematsche ... Linde, nicht wahr?« Sie zögerte. »Was für ein seltener Name.«
    Ich bemühte mich, nicht überrascht zu wirken, dass sie wusste, woher ich kam und wie ich hieß, und brachte ein halbwegs freundliches Lächeln zustande. Sie konnte ja nichts für die exotischen Vorlieben meiner Mutter.
    »Eigentlich nennen mich alle Lynn.«
    »Schön – dann Lynn. Und ich bin Marisa.«
    Marisa empfahl mir Putensteak, Kräuterkartoffeln und Salat vom Buffet. Mit zwiespältigen Gefühlen füllte ich meinen Teller und folgte ihr zu einer eifrig tuschelnden Gruppe, die mich bereits erwartungsvoll beäugte.
    »Hallo Linde, oder war’s Buche?« Die Jungs am Tisch brachen in schallendes Gelächter aus. Die Mädchen, ein paar zumindest, versuchten vergeblich, nicht mit einzustimmen, und kicherten albern hinter ihren vorgehaltenen Händen.
    Na toll! – es begann schon wieder! Doch dieses Mal hielt ich mich zurück und kickte niemandem vors Schienbein – schließlich war ich lernfähig.
    »Wie wär’s mit Stechpalme oder Vergissmeinnicht, falls du dir das besser merken kannst?«, konterte ich. Niemand lachte über meinen Witz.
    »Lynn. Sie heißt Lynn. Benehmt euch gefälligst, sie ist neu hier – für ... Su«, versuchte Marisa ein wenig verzweifelt die Situation zu retten.
    Ich setzte mich auf einen der freien Stühle am Rand der Gruppe, aß schweigend meine Mahlzeit und überlegte, wie beliebt meine Vorgängerin bei ihnen wohl war. Von mir nahmen die meisten jedenfalls kaum Notiz – abgesehen von ein paar abschätzigen Blicken –, während sie sich mit ihren Urlaubszielen gegenseitig übertrumpften: Lech lag dicht hinter Sankt Moritz. Von ihnen verbrachte anscheinend keiner seine Ferien hier – und schon gar keiner mit Lernen!
    Nach dem Mittagessen rief mich der Internatsleiter zu sich. Seine schwarzen Haare und dunklen Augen erinnerten mich an die Bewohner meines Dorfes in den Abruzzen. Schnell blinzelte ich die Erinnerung weg, als Herr Sander mich mit einem fragenden Blick musterte.
    »Weißt du schon, an welchen Aktivitäten du teilnehmen möchtest?«
    Ich stutzte. War das eine Fangfrage, um zu prüfen, ob ich tatsächlich vorhatte, etwas zu lernen?
    »Also, eigentlich wollte ich ja in den Ferien meine Wissenslücken schließen«, begann ich vorsichtig.
    »Zwei ganze Wochen lang?! Die müssen ja riesig sein.« Herr Sander schmunzelte, legte ein paar der Prospekte auf seinem vollbeladenen Schreibtisch zur Seite und wühlte in dem Papierchaos darunter, ehe er mit einem Schulterzucken aufgab.
    »Linde oder lieber Lynn?«
    »Lynn!«, sagte ich schnell.
    »Also, Lynn, auch wenn du bei den Freizeitaktivitäten eigentlich nicht mit eingeplant bist und Frau Germann eine andere Meinung vertritt, würde ich es gut finden, wenn du wenigstens in ein paar der Kurse reinschnupperst.«
    Bevor ich Luft holen konnte, um zuzustimmen, fuhr HerrSander fort. »Leider hab ich im Moment keinen Plan mehr übrig, aber ich werde dafür sorgen, dass morgen einer für dich im Sekretariat bereitliegt. Und falls du mal eine Lernpause brauchst, dann such dir einfach ein Angebot aus und geh hin. Wenn du im neuen Schulhalbjahr mit guten Noten glänzt, wird niemand danach fragen, was du in den Ferien gemacht hast. Und wenn nicht, hattest du wenigstens ein paar entspannte Tage, bevor Frau Germann dich mit Nachhilfestunden eindeckt.«
    Herr Sander wurde mir von Minute zu Minute sympathischer. Auch wenn er mir anschließend erklärte, in welchem Gebäudetrakt ich meinen Spind mit den Schulbüchern finden konnte, und mir die Materialliste zum Abhaken überreichte.
    »Und bitte kontrollier, ob alles, was du an Arbeitsmaterialien brauchst, in deinem Schrank ist – auch die Bücher«, fügte er mit einem süffisanten Unterton hinzu. »Der Schlüssel steckt.«
    Da ich sowieso nichts anderes vorhatte, beschloss ich, gleich nach meinem Spind zu suchen. Die verwinkelten Korridore im Schulgebäude machten es mir mit meinem ohnehin schlechten Orientierungssinn nicht gerade leicht. Ich lief einmal im Kreis, bevor ich ihn endlich fand – ohne Schlüssel! Zumindest steckte er nicht, wie ich erwartet hatte, im Schlüsselloch. Stattdessen hing er, mit einem dünnen Faden befestigt, oben an der Tür. Zu hoch für mich, um ihn ohne weiteres erreichen zu können. Wirklich witzig!
    Nach mehreren erfolglosen Sprüngen bekam ich ihn
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