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Schlangenspuk - Dorothea K. - Schachmatt

Schlangenspuk - Dorothea K. - Schachmatt

Titel: Schlangenspuk - Dorothea K. - Schachmatt
Autoren: Martin Clauß
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unten wäre massig viel Platz gewesen, dort, wo die Autos stehen, oder irgendwo in der Gegend. Alles flache Wiesen.“
    „Das war ich“, erwiderte Stefane aufrichtig. „Du hättest hier sein sollen, am ersten Tag, als der Transporter den Kasten brachte. Blauer Himmel, strahlender Sonnenschein, und eine Aussicht, sage ich dir! Kilometerweit konnte man sehen. Von hier oben hatte man einen Blick über das ganze Tal, über die Straße, die du gekommen bist. Es war wunderschön. Und ich sagte mir: Wenn ich schon wochenlang für nichts und wieder nichts hier graben muss, dann will ich wenigstens ein schönes Panorama. Ich wohne seit drei Jahren in einer Kellerwohnung, Salvatore, das musst du verstehen!“
    „Bist du sicher, dass die Konstruktion hält?“ Das Knarren war verstummt, aber die Neigung des Containers wirkte aus ihrer Perspektive sehr bedrohlich.
    „Aus dir ist ein kleiner Schwarzseher geworden“, meinte Stefane und hob tadelnd den Zeigefinger. „Komm endlich! Mein Sandkasten wartet.“
    Widerwillig riss sich Salvatore von dem Anblick der Hütte los. Er hatte das unangenehme Gefühl, der blaue Kasten müsse unweigerlich in dem Moment ins Rutschen kommen, da er ihm den Rücken zuwandte.
    Nach hinten hin fiel der Hang flacher ab, und war er auf der Vorderseite nur von Gras bewachsen gewesen, hatten sich hier einige Büsche und Bäume angesiedelt. Salvatore fragte sich, welche Fauna es hier geben mochte. Bei diesem Wetter, soviel schien sicher, würden sie kaum Tieren begegnen. Sie gingen in einem leichten Bogen hinab, dann wieder ein Stück nach oben, und auf halber Höhe des nächsten Hügels erkannten sie das umgegrabene Gelände.
    Die Ausgrabungsstätte hatte die Form eines langgezogenen Dreiecks, und sie erstreckte sich zwischen drei aufrecht stehenden Steinen unterschiedlicher Größe – und ein Stück darüber hinaus. Der höchste Stein erreichte etwa die Körpergröße eines erwachsenen Menschen und musste der einzige sein, der schon vor der Ausgrabung ein Stück aus der Erde geragt hatte. Die anderen beiden waren ungefähr halb so groß und schienen im Erdreich verborgen gewesen zu sein, ehe die Archäologen sie freigelegt hatten.
    Die Steine hatten keine besonders charakteristische Form. Ihre Spitzen liefen in Rundungen aus, während sie nach unten hin breiter wurden. Ihre eher symmetrische Form ließ keinen Zweifel daran, dass sie von Menschenhand bearbeitet worden waren, allerdings handelte es sich um eine sehr grobe, rudimentäre Bearbeitung. Harte Kanten gab es keine, und anscheinend auch keine Ornamente, Reliefs oder Inschriften. Die beiden kleineren Steine standen näher beieinander, der größere bildete den spitzesten Winkel des Dreiecks.
    Salvatore, der öfters Blicke hinter sich geworfen hatte, stellte fest, dass der Container mittlerweile nicht mehr zu sehen war.
    In der Ferne grollte ein Donner, doch Salvatore war der einzige, der dabei zusammenzuckte. Giulia strahlte und klammerte sich so fest an ihn, dass er Atemprobleme bekam.
    Stefane war ganz von seinem „Sandkasten“, wie er die Ausgrabungsstätte genannt hatte, gefangen. Er hatte eine Grube ausgehoben, die an der seichtesten Stelle etwa einen halben Meter tief war. In Richtung auf den größten der Steine hin allerdings wurde das Loch bedeutend tiefer, und als der Archäologe kurzerhand hineinsprang, verschwand er völlig darin.
    „Kommt rein!“, lächelte er. „Man ist hier wunderbar vom Wind geschützt.“ In der zwielichtigen Szenerie war es ein merkwürdiges Gefühl, seinen Kopf in der Grube zu sehen. Der Ort erinnerte unwillkürlich an ein großes Grab.
    Salvatore verkniff sich den Sprung und zog es vor, etwa fünfzehn Meter hinüber zu der seichteren Stelle zu gehen und dort einzusteigen. Mit Besorgnis betrachtete er den angeweichten Boden, die schmierige Schlammschicht an der Oberfläche, die sofort seine Schuhe besudelte. Er hätte Stiefel zum Wechseln mitbringen sollen. Zudem sorgte er sich um den schneeweißen Jeansanzug seiner Begleiterin. Natürlich würde ihr egal sein, wie sie aussah, wenn sie aus der Grube stieg. Und natürlich würde sie sich auch nicht dazu bewegen lassen, am Rand zu warten, bis die Herren der Schöpfung aus ihrem Spielplatz (aus Stefanes Spielplatz, Stefanes schmutzigem Spielplatz) zurückkehrten. Er versuchte erst gar nicht, mit ihr eine Diskussion über das Thema zu beginnen.
    Salvatore stolperte über einen Spaten, der flach an den Rand gelehnt war. Daneben entdeckte er weitere
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