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Schlangenhaus - Thriller

Schlangenhaus - Thriller

Titel: Schlangenhaus - Thriller
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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ihm wahrscheinlich irgendwo was Hübsches zum Wohnen besorgt, ihm eine kleine Rente gezahlt. Oder er könnte einen kleinen Unfall inszenieren, wenn der Rest der Welt ihn erst als Clives einzigen lebenden Verwandten anerkannt hätte. Natürlich mussten die Menschen, die ihn vor fünfzig Jahren gekannt hatten, von der Bildfläche verschwinden, wenn er eine Chance haben wollte, zu erben.«
    Ich ließ mir einen Moment Zeit, um darüber nachzudenken. John, Violet, Ernest. Er hatte sie einen nach dem anderen erledigt. Wer wäre der Nächste gewesen? Ruby? Reverend Percy?
    »Und wie sind Sie dann hier gelandet?«, wollte ich wissen.
    »Ich habe Walter gesehen.«
    Und selbst ich musste einen Augenblick lang überlegen. »Sie meinen Ulfred?«
    »Nur ganz kurz. Es war stockdunkel und hat gegossen wie aus Kübeln. Aber ich hätte schwören können, dass es Walter war, der da vor der Hecke ganz oben in der Bottom Lane gestanden hat. Dann ist er verschwunden.«
    »Das konnte er gut.«
    »Ich bin die Straße runtergerannt, aber er war nirgends zu sehen. Also hab ich mich ans Funkgerät gehängt, hab der Zentrale durchgegeben, wo ich hinwollte, und bin ihm nach, ins Haus rein.« Matt lehnte sich zurück, und ich konnte den Stoff seines Jacketts an meiner Haut fühlen. »Da drin ist es um einiges unheimlicher, wenn man allein ist«, bemerkte er und schaute zum Haus der Witchers hinüber.
    »Kann man wohl sagen«, pflichtete ich ihm bei. Matts Version der Ereignisse zu hören, brachte nur allzu deutlich jene Nacht zurück, in der wir beide beinahe ums Leben gekommen wären.
    »Wir haben an dem Abend ganz schön Katz und Maus gespielt,
Sie und ich«, stellte Matt fest und brachte ein schwaches Lächeln zustande. »Aber das Haus schien leer zu sein«, fuhr er dann fort. »Ich habe überall nachgeschaut. Ich wollte gerade aufgeben und wieder runtergehen …«
    Ich wusste nicht recht, ob ich noch viel mehr hören wollte. »Wir sollten gehen«, meinte ich.
    »Sie haben mich auf der Treppe erwischt«, sagte Matt. »Ich habe die Tür aufgemacht und Fain unten stehen sehen, mit dieser Scheißschlange um den Hals, wie ein Schoßtier. Er muss Clive umgebracht haben und mir dann dort runter gefolgt sein.«
    »Schon gut. Nicht –«
    »Ich wollte ihn gerade anbrüllen, dass er seine Waffe … Großer Gott, irgendwann werde ich darüber lachen. Ich bin gar nicht bis zum Ende gekommen. Hinter mir war ein Geräusch. Ulfred muss den landschaftlich reizvolleren Weg genommen haben, denselben, auf dem Sie reingekommen sind. Er hat mir mit irgendwas eins übergezogen, und ich bin hingefallen. Hat mich eine oder zwei Minuten betäubt. Mehr hat unser Predigerfreund nicht gebraucht. Den Rest wissen Sie wohl. Und Sie haben recht. Wir müssen los. Helfen Sie einem alten Mann mal hoch.«
    Matt streckte den Arm aus, und ich ergriff ihn und zog sanft. Er kam viel zu leicht auf die Beine; es war nichts an ihm dran.
    »Wo ist Fain jetzt?«, wollte ich wissen, als wir den Weg zurückgingen.
    »In Haft. Behauptet immer noch, er wäre in Wirklichkeit Archie Witcher und dass Ulfred für die Morde verantwortlich sei. Er verschwendet seine Zeit. Auch ohne DNS-Spuren haben wir drei Leute, die ihn bei einer Gegenüberstellung unter mehreren anderen identifiziert haben.«
    »Nach so langer Zeit?«
    »Jep. Reverend Stancey, Janet Dodds und Margaret Rosing. Ich nehme mal an, die drei wären seine nächsten Opfer
gewesen. Auch nach fünfzig Jahren waren sie sich alle völlig sicher.«
    »Ist ja auch nicht gerade jemand, den man schnell vergisst«, bemerkte ich. »Was ist mit Ruby? War sie auch dabei?«
    »Sie konnte ihn nicht identifizieren; hat sich furchtbar aufgeregt.«
    »Sie ist sehr schwach«, gab ich zu bedenken; ich wollte Ruby gegenüber fair sein.
    »Sie hat ihm dreimal geschrieben. Und eine Besuchserlaubnis beantragt.«
    »Machen Sie Witze?«
    »So was erleben wir andauernd.« Matt blieb stehen, nahm seine Brille ab und rieb sich die Augen. »Skrupellose, charismatische Strafgefangene ziehen unweigerlich weibliche Gefolgschaft an. Es sind die netten Kerle wie ich, die immer leer ausgehen.«
    Wieder ein Blick auf mein linkes Handgelenk. Da war noch immer keine Armbanduhr. War das eben Flirten gewesen? Dann fiel mir die rothaarige Amazone wieder ein, die ich an jenem Abend in Matts Haus gesehen hatte. Ich bin Rachel, Matts Fr-
    In der Ferne konnte ich die Motoren mehrerer Autos hören. Wir machten uns von Neuem auf den Weg. »War es Fain, der Ulfred besucht
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