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Schlaflos in Tofuwuerstchen

Schlaflos in Tofuwuerstchen

Titel: Schlaflos in Tofuwuerstchen
Autoren: Nancy Salchow
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ausheulen."
    Julia setzt sich auf die Kante meines Bettes. "Hab ich irgendwas verpasst? Seit wann kommt die Neue zur Exfreundin, wenn sie Zoff mit ihrem Typen hat?"
    "Das habe ich mich auch gefragt."
    "Du hast sie hoffentlich abgewimmelt."
    "Na ja, um ehrlich zu sein, ist sie einfach in die Wohnung gestürmt."
    Julia starrt mich fassungslos an. "Und das hast du zugelassen?"
    "Was hätte ich denn tun sollen? Sie am Ärmel zerren und auf die Straße werfen?"
    "Ja. Ganz genau das hättest du tun sollen."
    "Ich hab sie ja rausgeworfen. Später."
    "Später?"
    "Vorher hat sie mir von dem Streit erzählt."
    Julia wird neugierig. "Worum ging’s denn bei dem Streit? Ärger im Paradies?"
    "Scheinbar hat Peter ein Problem damit, dass Clara mehr über mich erfahren möchte und hat ihr deswegen eine Szene gemacht."
    "Und um dann tatsächlich mehr über dich zu erfahren, kommt sie einfach mal persönlich vorbei. Die Hellste scheint sie nicht zu sein, oder?"
    "Und dann war Peter in der Agentur. Hat mich zur Rede gestellt." Ich versuche, mich zu sammeln. "Es war schlimm, ihn zu sehen."
    Ich unterdrücke eine Träne. Julia kennt mich gut genug, um zu wissen, dass ich jeden Moment zu heulen beginne. Sie springt auf und streicht mir mütterlich über die Wange. "Das war sicher schlimm für dich, aber du darfst dich davon nicht runterziehen lassen. Einmal kräftig Kopfschütteln und dann ist es vergessen."
    Wenn nur alles so leicht wäre, wie es aus Julias Mund klingt.
    "Ich sag dir, was wir machen. Wir ziehen dir das schärfste Teil an, das wir in deinem Kleiderschrank finden und dann machen wir uns auf, die Herzen aller Singlemänner zu brechen." Sie lächelt. "Einverstanden?"
    "Einverstanden", sage ich, ohne es zu sein.
     
    Ich fühle mich vom Namen der Bar provoziert. 2sam. Was soll das? Ich fühle mich nicht zweisam . Vielleicht, wenn ich Julia zu mir zählen darf, aber selbst die scheint vergessen zu haben, wer ich bin. Während wir an einem schummrigen Ecktisch sitzen und uns an überteuerten Cocktails festhalten, hat sie nur Augen für Jens, vielleicht heißt er auch Jan, der am Tisch neben uns sitzt und seinen Stuhl näher zu Julia geschoben hat. Neben ihm sitzt sein Kumpel Tom, vielleicht heißt er auch Tim, der mir schöne Augen macht. Ich hasse zweckmäßige Vierergespanne. Wie viel kann ich auf Avancen geben, die mir lediglich aufgrund der Tatsache gemacht werden, dass ich am selben Tisch wie Julia sitze?
    "Warum so schweigsam?", fragt mich Tom, in dem Glauben, das Gespräch auf besonders originelle Weise in Gang gebracht zu haben.
    "Kopfschmerzen", lüge ich.
    "Gibt es etwas, das ich tun kann, um die Kopfschmerzen zu verjagen?" Er zwinkert mir zu. Ich werfe Julia einen Hilfe suchenden Blick zu, doch sie scheint gegen alles immun, das sie von Jens ablenken könnte.
    "Keine Ahnung. Schlag mir etwas vor", antworte ich, überrascht von meinen eigenen Worten. Ich kann nicht mal sagen, ob ich ihn attraktiv finde. Seinen leichten Bauchansatz unter dem weißen T-Shirt finde ich noch relativ sympathisch, seine goldene Halskette macht mir die positiven Gedanken schon etwas schwerer. Ich versuche, mich auf seine Augen zu konzentrieren. Sie sind okay. Vielleicht ist er ebenfalls hier, um sich abzulenken? Von der gescheiterten Beziehung mit Claudia, die ihn für ihren Surflehrer verlassen hat. Oder von der gelösten Verlobung mit Stefanie, die zwei Wochen vor der Hochzeit kalte Füße bekommen hat.
    "Darf ich dir vielleicht noch was zu trinken bestellen?"
    Ich nicke. "Eine Bloody Mary wäre toll."
    Er winkt gezwungen lässig die Kellnerin herbei. Ich merke, dass ich meine Ansprüche an den Abend verliere. Er spendiert mir einen Cocktail, also ist er nett. Punkt.
     
    Tom denkt, dass ich ihn nach Hause begleitet habe, weil ich leicht zu haben bin. Ich denke nichts. Julia denkt im Moment sicher noch viel weniger, während sie zwei Straßen weiter mit Jens die Definition von zweisam neu erfindet.
    "Und Eve ist dein richtiger Name, ja?" Er schenkt den Wein in seinem Glas, während er darum bemüht ist, unwiderstehlich auszusehen.
    "Eigentlich Evelyn. Aber den Namen mag ich nicht besonders."
    "Ich finde Eve auch schöner. Es klingt so, so weiblich."
    Zwischen uns ist nicht mal Platz für eine Hand. Unsere Oberschenkel berühren sich, während wir nebeneinander auf dem Ledersofa sitzen. Ich weiß, was er will. Mit dem, was ich will, sieht es schon etwas schwieriger aus. Warum bin ich hergekommen? Das Ziel war Ablenkung, aber bin ich auch
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