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Schlaf in himmlischer Ruh

Schlaf in himmlischer Ruh

Titel: Schlaf in himmlischer Ruh
Autoren: Charlotte MacLeod
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Haus.«
    »Bis ganz nach oben?«
    »Ja, verdammt, bis ganz nach oben. Los
jetzt.«
    »Da«, sagte Mirelle Feldster hinter der
Wohnzimmergardine. »Jetzt ist er mit Sicherheit ausgerastet. Nur gut, daß ich
nicht —«
    »Nicht was?« fragte ihr Mann.
    Mirelles Antwort, wenn es eine gab,
wurde von Schreien von draußen übertönt. Die müßigen Gaffer waren fasziniert
vom Anblick Shandys, der grimmig wie Rübezahl hinter dem schwitzenden,
fluchenden, wütend sprintenden Wichtel einherfuhr. »Hei-o, Nikolaus!« brüllten
sie. Ein paar versuchten, den Schlitten zu schieben oder aufzuspringen, aber
Shandy starrte sie mit einem so wilden Gesichtsausdruck an, daß sie glotzend
und murrend zurückblieben.
    Das Mädchen mußte sehr stark sein, um
das Tempo beizubehalten. Der Professor schämte sich nicht für das, was er ihr
antat. Heidi konnte nicht in solch verzweifelter Eile gewesen sein, wenn sie
nicht schon gewarnt worden war, und Helen brauchte jede Minute, die er
herausschinden konnte, um Olivetti zu erreichen und die Polizei in Bewegung zu
setzen. Er blieb auf dem Schlitten, bis sie die Einfahrt zu den Svensons
erreicht hatten.
    »Weit genug?« keuchte die Studentin.
    »Das wird reichen.«
    Shandy hielt ihr eine Fünf-Dollar-Note
hin. »Hier. Ich weiß, daß Sie stets reichlichen Lohn für Ihre, eh, Dienste
erwarten.«
    »Vergessen Sie es.«
    Wütend warf sie sich auf den Schlitten
und begann, bergab zu rodeln, um die verlorene Zeit wettzumachen. Shandy
hoffte, sie würde umkippen, aber er wartete nicht darauf, es herauszufinden. Er
eilte an die Haustür des Präsidenten und hämmerte darauf ein, bis ihm eine
andere Tochter der Svensons öffnete.
    »Professor Shandy! Aber die Party ist
vorbei.«
    »Das glauben Sie, junge Dame.«
    »Mutter hat sich hingelegt«, stammelte
sie. »Daddy —«
    Er eilte an ihr vorbei und stürmte in
die Bibliothek, wo Thorkjeld Svenson in einen gigantischen Sessel ausgebreitet
vor dem Fernseher lag und zusah, wie John Waynes Sombrero von fliegenden Kugeln
durchlöchert wurde. Shandy drückte auf den »Aus«-Knopf.
    »Sie wollen Action, Präsident. Holen
Sie Ihren Mantel und Ihre Wagenschlüssel.«
    »Warum?«
    »Weil ich es sage. Dalli!«
    Unglaublicherweise gehorchte Svenson.
    »Daddy, wohin fährst du?« rief die
Tochter.
    »Frag Shandy.«
    Aber Shandy hatte nicht darauf
gewartet, gefragt zu werden. Er saß bereits hinter dem Lenkrad von Svensons
verbeultem Chevrolet.
    »Ist noch Benzin in diesem
Schrotthaufen?«
    »Wer weiß. Wohin fahren wir?«
    »Sie am Paß abfangen.«
    Vor der scharfen Kurve auf die Straße
hinab, wo er und Helen am Abend zuvor angehalten hatten, legte er krachend den
ersten Gang ein, dann schaltete er hoch, wobei er besorgte Blicke auf die
Tankuhr warf. Sie stand auf »halbvoll«, aber man konnte nicht sagen, was das
hieß. Wie sein Besitzer war Svensons Auto sich selbst Gesetz.
    Shandy hatte damit gerechnet, daß
Helens Überraschungsangriff ihr Wild dazu zwingen würde, etwas Dummes zu tun,
und das hatte es. Ohne Schwierigkeiten nahmen sie die Fährte auf. Er mußte
nicht einmal hart arbeiten, um den anderen Wagen in Sicht zu behalten, da es klar
war, wohin sie fuhren.
    Nur einmal sagte Svenson etwas: »Da
verfolgt uns ein Streifenwagen.«
    »Gut«, sagte Shandy. Er betätigte ein
paarmal die Lichthupe und trat stärker auf das Gaspedal. Die Maschine hustete
ominös. Fluchend vor Aufregung und Erschöpfung hielt er an einer Tankstelle.
Beinahe wäre ihnen der Polizeiwagen gefolgt, aber er winkte ihn weiter.
    Sie verloren einige Minuten. Als sie in
das Flughafengebäude rannten, standen zwei Staatspolizisten in Uniform neben
der Tür und versuchten, lässig zu wirken. Shandy eilte zu ihnen, und einer
murmelte: »Beim Einsteigen. Flugsteig sechs.«
    »Gut. Kommen Sie mit.«
    Und da waren sie tatsächlich,
umklammerten ihre Bordkarten und das Handgepäck, das sie gepackt und
bereitgestellt haben mußten, seit sie Jemima ermordet hatten. Der Mann war groß
und stämmig und bekleidet mit einem groben dunklen Überzieher und einer
schwarzen Lammfellmütze, ganz ähnlich wie die Kluft, die Präsident Svenson
anhatte. Die Frau war fast so groß wie er. Sie trug ein einfaches blaues Tweedkostüm,
ein blaues Angorabarett und enorme schwarze Lederstiefel. Unter dem Barett
zeigte sich ein großer Knoten flachsblondes Haar.
    »Sieglinde!«
    »Nicht, Präsident!«
    Shandy stürzte sich auf den heulenden
Berserker und hielt ihn mit aller Kraft zurück, bis die Polizisten
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