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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem
Autoren: Gregory Benford , William Rotsler
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Erdfrequenz ab und legte den Hebel um, der die Scheibe des Orters pirschen und jagen ließ. Sie betete inständig, das Gerät möge noch funktionieren und nicht bloß ein loses Stück Drahtverhau sein…
    Piep.
    Diego?
    Carl?
    Piep.
    Lisa schwenkte das Teleskop herum, warf einen Blick auf die Koordinaten, sah hinein. Wegen ihres Helms konnte sie mit dem Auge nicht nahe genug herankommen. Ungeduldig schaltete sie das Bild auf den Hauptschirm um.
    Irgend etwas Weißes trieb zwischen den Sternen.
    Diego.
    Piep.
    Wild pumpte ihr Herz. Sie wendete ihr Schiff und richtete es auf den weißen Klecks. Die Verständigung über Helmradio mit einem außerhalb des Schiffes befindlichen Gesprächspartner war nie besonders gut, wenigstens nicht ohne Repetitionsantenne, und die hatte sie nicht mehr.
    Piep.
    Es mußte Diego sein.
    Oder Diegos Leichnam.
     
    Ping. Ping.
    Immer noch prallte Raummüll träge von der Kapsel ab, doch jetzt schon merklich weniger. Der größte Teil des Schwarms hatte den verlangsamten und abgelenkten Schiwa hinter sich gelassen.
    Piep.
    Sie blickte auf den Schirm. Es sah tatsächlich aus wie Diegos Raumanzug.
    Es war Diegos Raumanzug!
    Mit vorsichtigen Jetstößen manövrierte sie das Schiff und paßte seine Geschwindigkeit der des Schwebenden an. Sie entfernten sich rasch von Schiwa. Sie brachte das Schiff in etwa dreißig Meter Distanz von Diego zum relativen Stillstand. Dann löste sie ihre Gurte, überprüfte die Kompressor-Jets und ließ sich an einer Sicherheitsleine von zweifacher Länge aus dem Schiff treiben.
     
    Die Dunkelheit wich, aber der Schmerz war noch da. Er hörte eine blecherne, ferne Stimme: »Diego! Diego, Liebster!«
    Er wandte den Kopf und versuchte, etwas zu erkennen. Da war irgendwas, ein großes dunkles Auge mit dem verschwommenen Reflex der Sonne. Es kam ganz nahe, berührte ihn. Warum benutzte dieser Mensch nicht das Radio? Immer vorschriftsmäßig!
    »Diego! Ich bin’s Lisa!«
    Ihr Helm berührte den seinen. Sie trieben in der Schwärze. Er lebte. Alles tat ihm weh, aber er war am Leben – und sie auch!
    »Haben wir’s geschafft?« fragte er heiser, hustete sich den Hals frei und fragte nochmals: »Haben wir’s geschafft?«
    »Wir haben’s geschafft. Aber wir müssen zum Schiff zurück. Deine Luft ist ja beinahe alle!«
    Sie drehte ihn herum, und sein Kopf wurde etwas klarer. Ohne ihre Hilfe manövrierte er sich mit seinen Jets zum Schiff hinüber. Durch die Luke sah er den toten Nino Solari auf seinem Sitz.
    Lisa war dabei, die Leiche hinauszuholen, doch er unterbrach sie und schüttelte den Kopf, denn Nino hatte noch Luftreserven in seinem Helm, die man übernehmen konnte.
    Lisa beugte sich zu ihm, klinkte sein Radio aus und ersetzte es durch eins von Solaris Helmradios. »Großartig«, seufzte Diego mit einem tiefen Atemzug.
    »Ist nicht mehr viel drin«, sagte sie, »bloß noch für ein paar Stunden.«
    »Ja«, erwiderte er stirnrunzelnd, »das reicht nicht für uns.«
    »Nein.«
    Stumm sahen sie einander an. Er berührte ihren Arm, und sie legte ihre behandschuhte Hand auf die seine.
    »He«, stieß er hervor, »da war doch irgendwas mit dem Notfallbetrieb – dieses LOX.«
    »Flüssiges Oxygen – ja, natürlich!« Sie riß die Augen weit auf. »Das ist in einem Außentank. Zum Manövrieren. Meinst du, wir…«
    »Na klar. Ist noch was davon da?«
    Lisa drehte sich um und tippte auf ihrem Armaturenbrett den Bestandsanzeiger. »Zeigt immer noch Druck an«, sagte sie, »muß noch eine ganze Menge drin sein.«
    »Okay. Dann kochen wir es.«
    »Wie denn?«
    »Lötlampe. Laser mit Breitstrahl, wenn’s nicht anders geht. Kochen es auf, füllen es in Flaschen und atmen es.«
    Lisa überlegte und nickte dann langsam. »Ich glaube, das geht. Ist vielleicht riskant, bei dem hohen Druck. Müssen aufpassen, daß die Verbindungen den Überdruck beim Kochen aushalten.«
    »Das kriegen wir ohne viel Mühe hin«, sagte er und lächelte sie an.
    Sie erwiderte sein Lächeln. »Na klar. Ich fange gleich…«
    »Nein. Ruhen wir uns lieber ein bißchen aus. Wir haben Zeit.«
    »Wie fühlst du dich?« fragte sie.
    »Ganz gut – für einen Toten.«
    »Und Carl?« fragte sie traurig.
    Diego spähte hinaus in den Raum. In der Ferne rotierte Schiwa, ein riesiges, fleckiges Antlitz, tänzelnd vor dem Chor der Sterne.
    »Den hat’s bestimmt zerrissen. Er war draußen, als die Raketen losgingen. Ich… ich habe noch gesehen, wie er eine auf dich abgeschossen hat. Seine letzte.«
    Stumm
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