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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem
Autoren: Gregory Benford , William Rotsler
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in Stücken auseinander, es war keine atomare Explosion.
    Ein Asteroid? Es hatte irgend etwas getroffen oder war von irgend etwas getroffen worden. Es flog zu schnell, zu ungestüm. Etwas, das die Natur vor Äonen auf den Weg gebracht hatte, war sein Tod.
    Dann kam die Explosion auf Schiwas anderer Seite.
    Der Felsen erzitterte, schleuderte Diego von seinem geschützten Platz. Schlaff, bewußtlos wirbelte er in den Raum.
    Licht!
    Eine mächtige Kraftwelle teilte den Staub und die kochenden Gase, riß den Asteroiden herum.
    Aber er flog weiter.
     
    Lisa blutete aus dem Munde. Sie brauchte nicht darüber zu spekulieren, warum Carls Geschoß sie nicht erreicht hatte. Sie versuchte, möglichst viel Blut hinunterzuschlucken, denn die Tröpfchen schwebten im Helm herum und blieben überall an der Innenseite kleben.
    Luftdruck: null. Das Schiff war irgendwo leck.
    Schiwa?
    Ihr Fahrzeug war weggeschleudert worden, und es dauerte einen Augenblick, bis der Navigationscomputer die richtigen Sterne gefunden hatte und sich orientieren konnte.
    Mühsam strichen Lisas Finger über die Tastatur ihres Bordcomputers.
    Schiwa hatte seine Richtung ein wenig geändert. Langsamer war er geworden, die Richtung hatte er geändert. Aber so geringfügig!
    Genügte es?
    »JPL, JPL, hier Omega I, können Sie mich hören? Haben wir es geschafft, ich wiederhole, haben wir es geschafft? Bestätigen Sie!« Wir haben nichts mehr, dachte sie. Bestätigt gefälligst, zum Donnerwetter!
    Während der Sekunden, die sie warten mußte, bis Computer und Transmittoren ihre Sendung durchgegeben hatten, ging es ihr blitzartig auf: Diego!
    Nein, nicht denken.
    Dienst ist Dienst. Heulen kannst du später.
    Verdammt, antwortet doch!
     
    In langsamen Drehungen trieb Diego mit allerlei aus dem Schwarm herausgeschleuderten Objekten durch den Raum. Der weitläufige kometenartige Schwarm überholte Schiwa. Staub, Gestein, kleinere Brocken kamen auf gleiche Höhe mit ihm, durchstießen den vielfarbigen Gasstreifen, prallten auf der sonnenerleuchteten Seite auf, zersprangen oder prallten ab, flogen in den verschiedensten Richtungen weiter. Andere Teile des Schwarms segelten lautlos vorbei, verursachten Turbulenzen im Staub, flogen weiter, ein mächtiger Schrotschuß aus der Zeiten Anfang – sein Ziel: die Wohnstätte des Menschen.
     
    »Omega I, hier JPL. Wir hören Sie voll. Die Hochrechnung ist im Gange. Wir geben sie Ihnen gleich durch. Wie geht es Ihnen, Lisa? Hier ist Chuck Bradshaw. Ende.«
    »Ich… alles in Ordnung. Ich glaube nicht, daß sonst noch jemand am Leben ist. Ich habe Kabinendruck verloren.
    Treibstoff ist fast alle.« Ich werde es auch nicht schaffen, dachte sie.
    »Halten Sie durch, Lisa. Eddie Manx ist von Station I gestartet und auf dem Wege zu Ihnen. In schätzungsweise zwölf Stunden wird er bei Ihnen sein. Ende.«
    Was nützt das? Dann bin ich schon tot. Für zwölf Stunden habe ich keine Luft mehr. Irgendwas hat den achtern Tank blockiert, und ich habe es nicht einmal gemerkt. Vielleicht sollte ich ihnen sagen, sie sollen sich keine unnütze Mühe machen.
    Nein, warte. Es können ja noch andere am Leben sein, Omega II, vielleicht sogar… Diego.
    »Erwarte Eintreffen, JPL. Und… danke. Omega I, Ende.«
    »Können Sie uns einen besseren Statusreport geben, Lisa? Wir glauben, daß… Moment mal… Lisa! Hier kommt Info! Du hast es geschafft, Baby, du hast es geschafft!«
    Eine Welle von Nichts durchflutete Lisa.
    Hohles, leeres Nichts.
    Alles das… diese Anstrengungen… diese Toten… und nun…
    »Gratuliere, Lisa!« Sie vernahm Rufe, Schreie, fernab und wie gefiltert. »Das OAO, Boston, Palomar – alle sagen: Schiwa wird nicht nur an der Erde vorbeigehen, sondern wird mit höchster Wahrscheinlichkeit in eine Erdumlaufbahn einmünden.« Wieder hörte sie Freudenrufe, jemand brüllte etwas Unverständliches ins Mikrophon. »Und zwar soweit außerhalb des Mondorbits, daß er dort keinen ernsthaften Schaden anrichten kann. Ein paar Mondbeben, aber damit werden wir schon fertig. Wenn wir den Schiwa-Schwarm überstanden haben, können wir mit allem fertig werden.«
    Lisa fühlte sich ganz klein und kalt und müde.
    Und einsam.
    Sie schlang die Arme um sich. Ihr Hirn war wie ein Ball aus gefrorenen Splittern. Und tief drinnen war noch ein Ball, ein ganz harter, der immerzu schrie.
    Diego…
    »Lisa, er rotiert. Und die Langzeitprojektionen weisen aus, daß der Orbit stabil ist. Wir haben einen neuen Mond!… Lisa?«
    Sie wandte nicht einmal
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