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Schimmernder Rubin

Schimmernder Rubin

Titel: Schimmernder Rubin
Autoren: Ann Maxwell
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und allgemeine Bedürfnisse miteinander verknüpft war, auch wenn sie sich durch Politik und die Habgier einzelner ständig bekriegte.
    »Was ist los?« fragte Cruz, als er in den Schatten des Ramada trat.
    Redpath blinzelte, da Cruz sich dunkel vom gleißenden Sonnenlicht abhob.
    Er hingegen musste kein Hindernis überwinden, als er Redpath ansah. In dem gedämpften Licht unter dem Sonnendach sah er eine schlanke, sonnengebräunte Frau in Baumwollhosen und Hemd, mit rotem, silber durchwirktem Kurzhaar und grünen Augen. Redpath mochte Mitte Fünfzig bis Anfang Sechzig sein. Cruz war sich nie sicher gewesen, aber ihr Alter blieb ohnehin Nebensache.
    Er wusste, dass Redpath als Historikerin angefangen hatte mit dem Spezialgebiet »Alltag in anderen Jahrhunderten«. Aber zugleich hatte sie einen ungewöhnlichen Blickwinkel eingenommen, der es ihr ermöglichte, alte Muster im Verhalten der Menschen der Gegenwart zu erkennen, die außer ihr niemand sah.
    Infolgedessen hatte Redpath dreißig Jahre als Analytikerin gearbeitet und anschließend als leitende Angestellte beim CIA. Dann hatte sie dort gekündigt und war Botschafterin ihres Landes bei den Vereinten Nationen geworden. Nach vier Jahren hatte sie auch diesen Posten aufgegeben und sich mit der Risk Ltd. selbständig gemacht.
    »Solange Sie da stehen, sehe ich nichts«, sagte Redpath.
    Cruz trat zur Seite und folgte ihrem Blick. Die Hitze flimmerte auf der schwarzen Landebahn, wo der Firmenmercedes stand, und verzerrte die Form des Flugzeugs, bis es aussah wie eine Maschine aus einem Horrorfilm. Die Tür des Jets öffnete sich, und die Gangway wurde ausgefahren.
    Nach einem kurzen Augenblick trat eine Gestalt zögernd aus der Tür. Redpath lächelte: »Manche Menschen werden von der Mojave-Wüste regelrecht eingeschüchtert.«
    »Prima«, bemerkte Cruz. »Es sind sowieso schon zu viele Leute hier.«
    Redpath ignorierte ihn.
    Schließlich stieg ein Mann die Treppe auf den heißen Teer herab. Zwei Schritte hinter ihm kam, wie ein gut erzogener Hund oder ein orientalischer Sklave, ein zweiter Mann. Er war größer als der erste und ganz in Schwarz gekleidet. Selbst über die Entfernung konnte man ihn trotz seiner gebeugten Haltung als Kraftprotz erkennen.
    Cruz erkannte den Redpathschen Empfangschef erst, als er in Richtung Flugzeug schlenderte. Hauptfeldwebel Ranulph Gillespie war ein Koloss. Außerdem hatte er als ehemaliger Ausbilder beim 22sten Luftwaffen-Sonderregiment der britischen Armee gedient, ein professioneller Soldat und einer der gefährlichsten Terroristenjäger der Welt.
    Der Hauptfeldwebel verstaute seine Passagiere im Fond des Mercedes, kletterte selbst auf den Fahrersitz und fuhr im Schritttempo über die gleißende Landebahn zum Karrooschen Hauptquartier.
    Mit einem leisen, zufriedenen Schnurren wandte sich Redpath an Cruz. Ihr breiter Mund wurde schmal, als sie an ihm hinabsah. In seinen schmutzigen Jeans und dem schweißdunklen Arbeitshemd sah Cruz wie ein Minenarbeiter am Ende der Schicht aus und nicht wie der gut ausgebildete, Schlagzeilen liefernde Privatdetektiv, der er war. Sein Haar klebte, er hatte sich seit Tagen nicht rasiert und brauchte unbedingt ein Bad. Die blassblauen Schlitze, die seine Augen darstellten, verrieten, dass er im Augenblick nicht gerade in Hochstimmung war.
    Also herrschte Gleichgewicht.
    Cruz bemerkte, dass Redpath die Lippen und Augen zusammenkniff, und er brauchte sich nicht lange den Kopf zu zerbrechen, weshalb sie so unzufrieden war. Redpath verlangte ein Mindestmaß an persönlicher Reinlichkeit von ihren Angestellten, und derzeit wurde Cruz diesen Anforderungen bei weitem nicht gerecht.
    »Ich habe frei«, sagte er knapp. »Erinnern Sie sich?«
    »Vielleicht hätte ich Carson Walker anrufen sollen«, erwiderte Redpath.
    »Aber Sie wollten den Besten, stimmt’s? Also müssen Sie mich so nehmen, wie ich bin. Genau wie unser Klient.«
    Redpath zuckte die Schultern. »Selbst wenn Sie bereit wären...«
    »Was ich nicht bin.«
    »... sich noch umzuziehen, wäre es dazu jetzt zu spät«, beendete sie den Satz unbeirrt.
    Cruz warf einen Blick auf den Mercedes. Er war immer noch zu weit entfernt, um das Geschlecht oder gar die Gesichtszüge der Besucher zu erkennen.
    »Wer ist es dieses Mal?« fragte Cruz boshaft. »Hoffentlich nicht schon wieder die liebreizende Präsidentin der Philippinen.«
    »Immerhin kann sie es sich leisten, uns zu engagieren.«
    »Ich weiß, dass sie eine mächtige Persönlichkeit ist, und ich
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