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Schillernd

Schillernd

Titel: Schillernd
Autoren: Emma Green
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gegenüber. Unsere Zungen treffen aufeinander und verfallen in einen wilden und fesselnden Tanz, der für meine Verhältnisse viel zu schnell von einer Melodie von Chopin unterbrochen wird. Gabriel holt sein Handy heraus, schaltet den Lautsprecher ein und nimmt den Anruf entgegen, ohne mich dabei auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen.
    „Diamonds.“
    „Wir warten auf euch, Ihr Turteltäubchen. Die Zeremonie beginnt in wenigen Augenblicken. Mutter tobt schon vor Wut …“
    „Danke, Silas, wir kommen.“
    Hand in Hand gehen wir in den prächtigen Garten hinaus und entdecken das traumhafte Dekor, das von einem Team aus Designern, Architekten und Landschaftsgärtnern gestaltet wurde. Wir gehen an den Hecken aus weißen Rosen entlang, die extra für diesen Anlass angepflanzt wurden, und an dem künstlich angelegten Teich vorbei, auf dem blütenweiße Schwäne über das kristallklare Wasser gleiten. In der Ferne entdecken wir das wunderschöne Festzelt, in dem die dreihundert geladenen Gäste während eines einzigartigen Abends Platz finden werden. Bei all diesem Luxus wird mir ganz schwindelig. Gabriels Welt ist mir bereits seit einiger Zeit vertraut, doch all diese schönen Dinge rauben mir wieder einmal den Atem.
    In dem Moment, als wir an den elegant gekleideten Damen und den beeindruckenden Herren in ihren Designeranzügen vorbeigehen, berühre ich mit meiner freien Hand sanft mein Collier, um mich davon zu überzeugen, dass auch ich in diese Welt gehöre, und um nicht die Fassung zu verlieren. Gabriel scheint mein Unbehagen zu fühlen und nimmt mich fester bei der Hand, um mir seine Unterstützung zuzusagen.
    „Du musst nicht rot werden, meine süße Amande. Du bist göttlich und keine dieser Frauen kann dir das Wasser reichen“, flüstert er mir ins Ohr, bevor er mich zärtlich küsst.
    Ein grüner, mit Efeu verzierter Bogen führt uns bis zu der Allee aus weißem Kies, die vor dem mit wunderschönem Blumenschmuck verzierten Traualtar endet. Mir stockt der Atem, doch wir sind unter den letzten Gästen, die ihre Plätze einnehmen, und mein gestresster Geliebter lässt mir nicht die Zeit, alles in Ruhe zu bestaunen. Als wir in der ersten Reihe ankommen, kreuze ich Prudences zornigen Blick, ignoriere Silas, der neben seiner unbeugsamen und konzentrierten Mutter sitzt und mir bedeutet, dass ich mich entspannen soll, und nehme auf dem mit weißem Leinen bezogenen Stuhl Platz, der für mich reserviert wurde. Ich lehne dankend den Sonnenschirm ab, den mir ein junger Angestellter anbietet, „um Sie vor der Sonne zu schützen, Fräulein“. Während Gabriel seine Eindrücke mit seinem Zwillingsbruder teilt, fällt mein Blick auf den Bräutigam. Der Arme wirkt genauso unbeholfen wie ich, und wir lächeln einander zu, um uns gegenseitig Mut zuzusprechen.
    Ich möchte nicht an seiner Stelle sein …
    Nur wenige Minuten später beginnen die Violinen engelsgleich zu spielen, und Céleste erscheint am Anfang der Allee, wunderschön wie der junge Frühling in ihrem jungfräulich weißen Kleid. Ihre zierlichen Gesichtszüge werden von einer undurchdringlichen Maske verschleiert, doch ich erahne ihre Emotionen. Tränen steigen mir in die Augen, so sehr überwältigt mich all diese Perfektion. Plötzlich wird mir klar, dass all das nur eine riesige Lüge ist und sich die zukünftige Braut den Anweisungen der Königinmutter, alias Prudence Diamonds, beugt. Nicht der sensible und gutgläubige Barthélemy, sondern die junge Asiatin, die ich neulich gesehen habe, sollte vor dem Traualtar warten. Mir schnürt es die Kehle zu, denn ich kann diese Maskerade einfach nicht verstehen und mich nicht daran gewöhnen, dass sich eine schreckliche Ungerechtigkeit und eine wahrhaftige Tragödie hinter all dieser oberflächlichen Schönheit verbergen. Céleste sollte das Recht haben, zu lieben, wen auch immer sie möchte, und dieses Ereignis stolz in den Armen ihrer Dulzinea zu feiern. Und Barthélemy sollte eine Frau heiraten, die nur ihn will.
    Bis zum Schluss habe ich gehofft, dass Céleste ihre Meinung ändert, „Nein!“ sagt und die Notbremse zieht. Auch, um ihre Freiheit, nach der sie sich so sehr sehnt, auszukosten und Barthélemy eine schmerzhafte Enttäuschung und ein Leben voller Lügen zu ersparen. Aber Gabriels Schwester hat „Ja“ gesagt, sich den Ring anstecken lassen und ihren frisch angetrauten Ehemann vor einer mit Sicherheit vornehmen, aber dennoch freudigen Menge geküsst.
    Während des Cocktailempfangs, der sich
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