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Schilf im Sommerwind

Schilf im Sommerwind

Titel: Schilf im Sommerwind
Autoren: Luanne Rice
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Die Meerjungfrauen hatten ihre Netze ausgeworfen, und im Wasser wimmelte es von den silbernen Leibern der Fische. Die Menschen bildeten eine enge Gemeinschaft, waren eine richtige Familie. Die Liebe auf ihren Gesichtern war so wahrhaftig wie das Leben selbst und realer als alle Wünsche. Es war die Liebe, die Dana in ihrem Herzen spürte.
    Dieses Bild, das sie vor sich sah, würde sie malen, und sie wusste, als sie in dieser Mondnacht auf Martha’s Vineyard in Sams Armen lag, dass ihr Leben so und nicht anders sein würde.
    Sie blieben die ganze Nacht auf, da sie nicht voneinander lassen wollten und weil die Freude über die gemeinsame Zukunft sie nicht schlafen ließ. Aber vor allem, um mit Lily Wache zu halten und sich auf den Abschied vorzubereiten.
     
    Das Meer war spiegelglatt. Das Boot war wendig, ein kleines Hummerfangschiff, das Sam von einem alten Ozeanographen ausgeliehen hatte, der auf der Insel lebte. Quinn und Allie standen in ihren Schwimmwesten an Deck, während Sam von Edgartown Harbor aus rund um die Insel nach Gay Head fuhr.
    Die Klippen leuchteten in der Sonne feuerrot und orange. Da sie aus dem Meer emporragten, war ein Teil der Tonablagerungen weggespült worden und hatte das Wasser in Küstennähe getrübt. Quinn suchte die Umgebung ab. Sie hielt nach dem Leuchtturm Ausschau, und von dort aus fand sie das Cottage; ihr Orientierungsvermögen funktionierte wieder wie früher.
    Sie dachte daran, wie sie das Fenster für Tante Dana ausgesägt und Allie gesagt hatte, sie solle darauf achten, dass sie auf dem Kurs nach Osten blieben, um auf diese Insel zu gelangen. Das Fenster war eine hervorragende Idee gewesen, wie sich herausstellte. Mr. Nichols hatte den alten Schuppen mit Stützbalken versehen und dabei gleich ein Oberlicht eingebaut. Tante Danas offizielles Atelier, das noch eingeweiht werden musste, ein Geschenk von Grandma.
    Und der heutige Ausflug zur Insel war ebenfalls eine gute Idee gewesen. Quinn hielt das Messingbehältnis in der Hand, aber Allie blieb in der Nähe. Es war wirklich an der Zeit, die Asche ihrer Eltern beizusetzen. Die Mädchen waren endlich dazu bereit, und welcher Ort war besser dafür geeignet als das Meer, unweit der Insel, wo sich die beiden kennen gelernt hatten?
    »Sagt mir, wo!«, rief Sam aus dem Ruderhaus.
    »Mach ich!«, rief Quinn zurück.
    Allie und sie betrachteten Sam und Tante Dana. Sie standen nahe beieinander, sahen aus wie ein eingespieltes Team. Sie lächelten, als hätten sie ein Geheimnis miteinander, und gähnten, als hätten sie die ganze Nacht kein Auge zugetan. Quinn musste keine Tagebücher lesen oder an Türen lauschen, um zu wissen, dass die beiden heiraten würden. Sie hatte ein Gespür für solche bedeutsamen Dinge, und sie konnte es ihnen an den Augen ablesen.
    »Wo sollen wir es tun?«, fragte Allie.
    »Ich weiß nicht.« Quinn sah sich um. »Was meinst du?«
    »Da drüben.« Allie deutete auf eine Stelle, an der das Wasser klar war und das Sonnenlicht wie Diamanten funkelte.
    Quinn nickte. Schon beim Anblick der Stelle war ihre Kehle wie zugeschnürt. Sie drückte die Urne enger an sich. Allie schob ihre Hand unter Quinns Arm, berührte das Messingbehältnis. Sie bildeten einen Kreis, die beiden Schwester und ihre Eltern, nur sie vier, zum letzten Mal.
    »Jetzt ist es so weit«, flüsterte Allie.
    »Ich weiß.«
    »Hast du die Blumen?«
    Allie ging zu der Ablage hinter dem Ruderhaus, wo sie den Strauß aufbewahrt hatte – die letzten Blüten aus dem Garten ihrer Mutter in Hubbard’s Point, und weiße Rosen aus dem Garten in Aquinnah.
    »Genau hier!«, rief Quinn, als das Boot die Stelle erreichte.
    Sam drosselte den Motor. Er kam mit Tante Dana nach vorne. Tante Dana machte Anstalten, ihr die Urne abzunehmen, aber Quinns Hand schien daran zu kleben. Doch dann sah sie Allie lächeln und ließ los.
    Tante Dana blickte die Urne an und lächelte unter Tränen. Sie hielt sie in den Händen, als wäre sie das Kostbarste auf der Welt. Dann nahm sie behutsam den Deckel ab.
    Quinn und Allie tauchten die Hände hinein, nahmen eine Hand voll Asche und warfen sie über Bord. Der Wind wehte sie über die Wellen. Sie waren im Meer gestorben, und Quinn wusste, dass sie ihre letzte Ruhestätte an dem Ort fanden, den sie am meisten geliebt hatten. Sie stellte sich ihren Vater am Ruder seines Schiffes vor und ihre Mutter daneben, ihn liebevoll anlächelnd.
    »Mommy, Daddy«, flüsterte Quinn, so dass niemand, nicht einmal Allie, sie hören
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