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Schilf im Sommerwind

Schilf im Sommerwind

Titel: Schilf im Sommerwind
Autoren: Luanne Rice
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Bootes gemalt, überrollte. Das Boot taumelte einen Moment lang unter der Oberfläche. Quinn hielt den Atem an. Und dann versank es im Meer.

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    Epilog
    D ie Überfahrt mit der Fähre war erfrischend und kurzweilig. Meer und Himmel verschmolzen zu einer blauen flimmernden Linie, und die Luft roch nach Herbst. Dana stand mit Sam an Deck. Sie behielt Quinn und Allie im Auge, weil sie dachte, das Meer könnte sie ängstigen nach dem ausgestandenen Schreck, aber dem war nicht so. Sie lehnten sich vornüber in den Wind und blickten unentwegt in die Wellen.
    Es war das Columbus-Day-Wochenende, und dank des Feiertags das erste lange Wochenende seit Schulbeginn. Die Mädchen waren wieder in Black Hill eingeschrieben. Dana wusste nicht, zu welchem Zeitpunkt sie genau den Entschluss gefasst hatte, Frankreich den Rücken zu kehren; er war ganz allmählich im Verlauf des Sommers in ihr gereift. Wenn eine Situation entscheidend dazu beigetragen hatte, dann die Rückfahrt nach Hubbard’s Point, nachdem die beiden Mädchen beinahe in der Brandung vor der Küste von Newport ertrunken wären, und Sam mit den Worten »Wir sind zu Hause« in die Einfahrt eingebogen war.
    Sam stand nun neben ihr. Er hatte schützend den Arm um ihre Schultern gelegt, als reiche die dicke Jacke, die sie trug, nicht aus, um sie zu wärmen. Er presste sie an sich, als er spürte, wie sie in der kalten Oktoberluft zitterte. Sie waren in Woods Hole an Bord gegangen; er hatte den Mädchen gezeigt, wo er seine akademischen Würden errungen hatte, und die Steinbibliothek am Eel Pond, wo er viele Stunden damit verbracht hatte, von ihrer Tante zu träumen.
    »Bist du okay?«, fragte er besorgt.
    Sie lächelte. Seine grün-goldenen Augen glänzten, spiegelten den goldfarbenen Himmel und die Herbstfarben an Land wider. Niemand schien sie besser zu kennen als er, Lily ausgenommen. Er sah auf den ersten Blick, was sie empfand. Wohin das Schicksal sie auch verschlug, er war glücklich, sie auf ihrem Weg zu begleiten.
    »Alles in Ordnung, Sam. Und was ist mit dir?«
    »Wunschlos glücklich. Ein langes Wochenende mir dir – was könnte es Schöneres geben?«
    »Wir erfüllen Quinns Mission.«
    »Ein guter Grund, um nach Martha’s Vineyard zu fahren.«
    Dana lachte und schmiegte sich in seine Arme. Doch tief in ihrem Innern wünschte sie sich, sie könnte den Lauf des Schicksals ändern und es gäbe einen anderen Grund für den Besuch.
    Über Lautsprecher wurden die Passagiere gebeten, zu den Fahrzeugen zurückzukehren. Alle Autofahrer begaben sich eilends unter Deck, stiegen ein und konnten es kaum erwarten, auf die Insel zu gelangen.
    Während die Mädchen im Fond saßen, dachte Dana darüber nach, dass sich nun ein weiterer Kreis schließen würde. Sie kehrten zu der Insel zurück, auf der Quinn gezeugt und geboren worden war. Die Mädchen waren wenige Meilen südlich von Newport gerettet worden, wo Dana und Lily Sam kennen gelernt – und gerettet – hatten. Der Sommer war zu Ende, aber für sie fing ein neues Leben an. Es galt, das Geld zurückzuzahlen, die Asche beizusetzen; die Mädchen hatten sich endlich dazu bereit erklärt. Es war Dana, die sich nicht sicher war, ob sie Lebewohl sagen konnte.
    Die
Islander
stieß gegen die Kaimauer. Als sei er im Stande, ihre Gedanken zu lesen, nahm Sam ihre Hand. Er fuhr den VW -Bus von der Fähre herunter, und im gleichen Moment, als sie festen Boden unter den Reifen hatten, flüsterte Quinn: »Meine Insel. Endlich sehe ich sie wieder.«
     
    Die erste Station, noch bevor sie nach Gay Head kamen, war Quissit. Quinn hatte die Adresse und eine Wegbeschreibung besorgt. Am anderen Ende der Main Street, hinter den Restaurants und Gasthöfen und Eisdielen, bogen sie in einen schmalen Weg ein. Die Häuser, die hier standen, waren klein und alt. Gegenüber dem Fischmarkt lag Conway’s, eine ehemalige Tankstelle, deren Zapfsäulen außer Betrieb waren, mit einer verwaisten Reparaturwerkstatt und einer kleinen Wohnung nach hinten hinaus.
    Tante Dana überzeugte sich, dass die Adresse stimmte. Sie erbot sich, genau wie Allie, Quinn zu begleiten. Aber Quinn lehnte ab. Das war eine Sache zwischen ihren Eltern und Jack. Sie war nur ihre Abgesandte, verrichtete einen Botengang.
    »Sieht so aus, als ob es das wäre.« Sam musterte das weiß getünchte Gebäude.
    »Ja«, erwiderte Quinn, die neue Angelkiste auf dem Schoß.
    »Du musst nicht, Quinn«, sagte Allie.
    »Doch.« Quinn holte tief Luft. Sie sah Tante Dana und Sam an,
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