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Schiffsdiebe

Schiffsdiebe

Titel: Schiffsdiebe
Autoren: Paolo Hannes; Bacigalupi Riffel
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wirkte noch immer skeptisch, aber Candless sagte: » Dort sind nicht viele Schiffe unterwegs. Da schleichen sich schon mal ein paar Fehler ein.« Er deutete mit einem Blick auf Nailer. » Und von seinen Leuten beschwert sich bestimmt niemand. Und selbst wenn, wer würde schon auf sie hören? Die Hälfte der Küste hat man aufgegeben, sie steht unter Wasser oder ist vom Dschungel überwuchert. Mehr als Malaria und Kriminelle gibt es da nicht.«
    » Chavez hat die gleichen Karten«, stellte Reynolds fest.
    » Das ist richtig.« Candless lächelte, und in seinen Augen lag ein wildes Funkeln. » Wie alle in der Firma.«
    » Das wäre eine verdammt knappe Sache«, sagte Reynolds nachdenklich. » Könnte ganz schön knifflig werden.«
    » Das ist mir immer noch lieber, als mich mit der Pole Star anzulegen.«
    Candless winkte Nailer näher heran. » Dann erkläre mir mal, mein Junge, wo genau sich diese Stadt befindet. Vor allem die ganzen scharfen, spitzen Stahlträger.«

23
    Nachdem Nailer die Anordnung der Zähne skizziert hatte, versuchte Reynolds, den Kapitän von der Idee abzubringen.
    » Das ist äußerst riskant. Sie können nicht wissen, ob der Junge sich nicht irrt. Und nachts mit der Flut einlaufen?« Sie schüttelte den Kopf.
    » Haben Sie eine bessere Idee?«, fragte Candless leise.
    Das hatte Reynolds nicht, wollte es aber nicht zugeben. Sie hatten sich wieder auf den Kommandostand begeben, nachdem Candless den Befehl erteilt hatte, Kurs auf Bright Sands Beach zu nehmen. Über ihnen piepte das Radargerät. Candless hatte entschieden, dass der Wind es zuließ, die Hochsegel zu setzen, und so hatte der Knall der Buckell-Kanone das Schiff erschüttert.
    Das Geschoss flog in hohem Bogen himmelwärts und zog das hauchdünne Kabel hinter sich her. Dann entfalteten sich die Segel und flatterten rotgolden am Himmel – die Farben von Patel Global. Die Dauntless machte einen Satz und erhob sich auf den Tragflächen über die Wellen. Das Hauptsegel des Schiffes knatterte laut, und plötzlich spürte Nailer den Wind im Gesicht. Vorher war ihm das nicht aufgefallen, aber jetzt war der Wind plötzlich sehr stark.
    » Hier unten ist der Wind schwächer als dort oben«, erklärte der Kapitän. » Bisher sind wir mit dem Wind gesegelt, deshalb hast du ihn nicht gespürt. Jetzt zieht uns der Wind da oben mit sich.«
    Das Meer raste unter ihnen dahin. Als Nailer auf die funkelnde Wasseroberfläche blickte, hatte er den Eindruck, das Licht und der Glanz der Wellen seien miteinander verschmolzen – das Schiff war schneller, als er mit seinen Sinnen erfassen konnte.
    » Zweiundfünfzig Knoten«, sagte der Kapitän zufrieden.
    Hinter ihnen feuerte die Pole Star ebenfalls die Segel ab. Der Knall hallte über das Wasser.
    » Wenn wir Glück haben«, sagte Candless, während sie zuschauten, wie das Geschoss emporstieg, » kommt das Segel nicht sauber hoch und wir können einen Vorsprung herausholen. Ziemlich kitzlige Sache, den Wind zu erhaschen. Wenn die Segel erst mal oben sind, ist alles gut, aber bis es so weit ist …«
    Aber die Segel der Pole Star entfalteten sich ohne Schwierigkeiten. Durch das Fernglas beobachteten sie, wie das Schiff sich auf die Tragflächen erhob – sein raubtierhafter Rumpf berührte kaum noch das Wasser.
    » Warum schießen sie nicht einfach unsere Segel herunter?«, fragte Nailer.
    » Das kommt vielleicht noch. Wenn sie erst einmal auf eine Meile heran sind, können sie das Parasegel mit einem chemischen Geschoss in Brand stecken.«
    » Aber versenken werden sie uns nicht?«
    Der Kapitän und Reynolds wechselten vielsagende Blicke. » Chavez ist habgierig. Wenn es ihr gelingt, uns aufzubringen, wird sie uns zu Piraten erklären. Wenn sie uns jedoch versenkt, geht sie leer aus.«
    Die beiden Schiffe rasten über den Ozean. Manchmal sah es so aus, als hätte die Dauntless ihren Vorsprung vergrößert, aber immer dann, wenn Nailer genauer hinschaute, war das blasse Schiff am Horizont größer geworden. Beim Anblick des Klippers, der ihnen wie ein Hai nachjagte, bekam er eine Gänsehaut.
    Der Kapitän deutete auf die Karte. » Wenn Nailer recht hat, können wir hier zwischen den Zähnen hindurchschlüpfen, und dann sieht es sogar so aus, als wollten wir uns verstecken.«
    » Wenn er recht hat«, sagte Reynolds mit Nachdruck.
    » Das habe ich«, beharrte Nailer. » Da kenne ich mich aus.«
    » Bist du dort jemals gesegelt?«
    Nailer zögerte. Er hätte die Frage gerne bejaht. Ihnen erklärt, dass ihm jede
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