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Schicksalspfad Roman

Schicksalspfad Roman

Titel: Schicksalspfad Roman
Autoren: Catherine Bourne
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erwiderte Hoag. »Probier sie mal auf.«
    Joanne lachte. Sie wusste, dass ihr Kopfbedeckungen aller Art gut standen - egal ob Tücher, Helme oder Cowboyhüte. Sie setzte die Mütze leicht schräg auf und fragte: »Wie sehe ich aus?«
    Hoag betrachtete sie durch die dunklen Gläser hindurch. »Wie eine moderne Bouboulina.«
    »Bubu… wie?«
    »Bouboulina. Sie war eine griechische Schiffsführerin. Hat im griechischen Unabhängigkeitskrieg eine Flotte
unter sich gehabt und den Türken ordentlich zugesetzt.«
    »Toll«, meinte Joanne.
    Dann streckte Hoag die Hand aus, und wie beim letzten Mal war Joanne seltsam dankbar, dass er ihr ins Boot half. Hoag gab ihr eine gelbe Schwimmweste und legte selbst eine an.
    »Wohin fahren wir?«, fragte Joanne, währen sie die Weste zuschnürte. »Auf die Bahamas?«
    »Nächstes Mal. Heute machen wir nur einen Trip um die Insel.«
    »Okay, also bloß eine Rundfahrt. Gut.« Joanne setzte sich auf den Bootsrand und schlug die Beine übereinander. »Ich habe nur eine Bitte, wenn wir einen Walfisch sehen, der sich verirrt hat, können wir dann einfach daran vorbeifahren?« Hoag lachte und startete den Motor. »Komm her«, sagte er, als das Boot sich vom Kai löste.
    Joanne setzte sich neben den Captain auf den Sitz links vom Steuerrad wie in einem englischen Auto. Sanft glitt das Fahrzeug hinaus ins offene Wasser. Es waren kaum andere Schiffe in der Bucht. Es war zwar erst Anfang Oktober, aber viele Leute hatten ihre Boote bereits für den Winter ins Trockendock gebracht.
    »Na, wie steht es?«, fragte Hoag, und Joanne vermutete, er meinte damit sie und Donny.
    »Nicht schlecht«, erwiderte Joanne. »Wir drei Mädels haben uns sämtliche Romanzen vom Hals geschafft. Ich hatte eine Unterredung mit meinem Anwalt.« Hoag nickte. »So weit kommt es manchmal.«
    »In meiner Familie eigentlich nicht. Aber ich hatte ein
langes Gespräch mit meinem speziellen Freund Tony, und der sagte, es sei okay. Tony ist ein ziemlicher Außenseiter.«
    »Ein spezieller Freund?«
    »Der heilige Antonius. Du solltest ihn kennen lernen, denn er beschützt einen vor Schiffbruch. Echten Schiffbruch, nicht nur die zu Hause. Selbstredend.«
    »Da hat er aber ein paar übersehen.«
    »Er hat auch viel um die Ohren«, meinte Joanne verteidigend. »Denn außerdem ist er der Schutzpatron aller verlorenen Dinge und von vermisst gemeldeten Personen.«
    »Ah, dann hat er wohl Recht mit dem Anwalt.«
    »Yeah, komisch, wie sich alles so entwickelt.«
    Joanne spürte, wie eine Welle von Traurigkeit sie übermannte. All diese vergeudeten Jahre! Ihr Glaube war erschüttert, ihr Vertrauen zerstört. Aber das müsste sie eigentlich nicht überraschen. Niemand hatte Donny leiden können. Sie allein hatte ihn geliebt. Und jetzt war sie in ihrer Trauer auch ganz allein.
    Sie holte tief Luft, als das Boot unter der Brücke hindurchfuhr, die die Insel mit dem Festland verband. Hoag steuerte die Suzanne um den Westteil, wo eine Reihe baufälliger Holzhäuser in verblichenem Gelb und Blau an dem stillen Ufer stand.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Hoag.
    Joanne schniefte. »Ja, gut«, sagte sie. Dann berührte sie den Schirm ihrer Mütze und versuchte ein Lächeln: »Na, wo wir jetzt persönlich werden, frage ich mich, wer eigentlich Suzanne war.«
    Hoag starrte aufs Wasser. »Das ist mein Mädchen«, sagte
er mit einer Zärtlichkeit, die Joanne bislang nicht bei ihm entdeckt hatte.
    Joanne sank bei dieser Antwort ein wenig das Herz. Es war klar, dass Hoag in diese Person verliebt war, wer immer sie auch war. Nicht dass Joanne irgendeinen Grund zur Eifersucht oder auch nur Enttäuschung hatte. Hoag war schließlich nur ein Freund. Und selbst, wenn sie sich für ihn interessierte, war es kein Grund zur Beunruhigung. Hoag war nicht verheiratet - er trug zumindest keinen Ring. Und Joanne hatte nie die Anwesenheit einer Frau in seinem Leben gespürt.
    »Wo ist sie jetzt?«, versuchte sie es weiter.
    »Das ist eine gute Frage«, gab Hoag zurück. »Hängt wohl davon ab, was man glaubt.«
    Joanne war nicht sicher, ob sie ihn verstand. »Was glaubst du denn?«
    »Nicht viel. Aber falls es einen Himmel gibt, wie einige meinen, dann wäre sie da. Gar keine Frage.«
    »Oh«, sagt Joanne. Sie hatte es geahnt. »Das tut mir leid.«
    »Scharlach«, fuhr Hoag in seinem schlichten, unsentimentalen Tonfall fort. »Hatte eines Morgens Fieber, und drei Tage später war sie tot. Sie war sechs Jahre alt. Sechs Jahre, zwei Monate und elf Tage.«
    »Hoag!«,
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