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Schicksalsfäden

Schicksalsfäden

Titel: Schicksalsfäden
Autoren: Lisa Kleypas
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Victoria hin. »Das war vor zwei Jahren, Schwesterchen. Wird langsam Zeit dass der Rest deines Lebens beginnt findest du nicht?«
    Dankbar nahm Victoria das Taschentuch entgegen, schaute schniefend zu Vivien hoch und nickte. »Ich weiß. Und ich habe es auch satt ein einsamer Trauerkloß zu sein. Ich liebe Grant Morgan, ich will ihn nicht verlieren.«
    Vivien faltete die Hände und richtete den Blick gespielt theatralisch gen Himmel. »Na, Gott sei Dank!« Sie sah wieder auf Victoria herab. »Ich glaube, sogar Vater würde sagen, dass du lange genug getrauert hast. Und wenn wir schon dabei sind, uns die Wahrheit zu sagen, habe ich noch eine Wahrheit für dich: Einen Mann zu lieben, gar Sex mit ihm zu haben, macht eine Frau noch nicht zur Schlampe. Das hast du doch immer von Mutter und mir gedacht stimmt’s?«
    »Niemals habe ich …«
    »Doch, das hast du! Ich weiß, wie unser wunderbarer Vater über mich und Mama hinter unserem Rücken über uns gesprochen hat. Und mancher Vorwurf war vielleicht sogar gerechtfertigt.« Ihr Ton wurde selbstironisch. »ja, ich gebe es zu, ich bin sehr großzügig im Verteilen von erotischen Gunstbezeugungen, aber eines weiß ich mit Sicherheit: Wenn man einen Mann liebt so wie du Grant Morgan, kann es nicht falsch sein, sich ihm hinzugeben.
    In Forest Crest zu versauern ist hingegen ein Verbrechen, an dem ich mich nicht schuldig machen will. Deshalb werde ich diesen ach so ruhigen, romantischen, sterbenslangweiligen Ort verlassen, sobald ich kann. Und du solltest das auch tun, hörst du? Verdammt noch mal, heirate diesen Morgan, du könntest es wirklich schlechter treffen.«
    »Es wundert mich, dass ausgerechnet du das sagst«, bemerkte Victoria spitz, »denn soweit ich weiß, mögt ihr euch nicht besonders.«
    »Das stimmt, ich mag ihn nicht«, sagte Vivien und lachte auf. »Obwohl er diesen peinlichen Kniefall vor mir gemacht hat als er hier war. Dass ein Mann so etwas macht … Er muss dich von Herzen lieben.«
    »Er hat sich wirklich bei dir entschuldigt?«, sagte Victoria erfreut. »Er konnte sich dazu durchringen?«
    »Ja, er hat alles gestanden und um Verzeihung gebeten.« Vivien grinste boshaft. »Ich muss zugeben, dass es mir Spaß gemacht hat zu sehen, wie schwer ihm das gefallen ist. Aber schließlich hatte er es dir versprochen und der Mann hält seine Versprechen. Wenn du ihm nicht das Herz brechen willst heiratest du ihn.« Ihr Gesicht hellte sich auf, als ein Gedanke in ihrem Kopf Gestalt annahm. »Oder du kommst mit mir! Wir reisen zusammen. Venedig, Mailand, Paris … Was hältst du davon? Kannst du dir vorstellen, was für ein Aufsehen wir zusammen erregen würden? Mein Gott wir könnten jeden Mann haben und alles Geld der Welt …«
    Victoria verzog bei dem Gedanken angewidert das Gesicht. »Bäh!«
    »Nichts da! Die Idee ist gut«, sagte Vivien etwas beleidigt. Nur schade, dass du zu viel Skrupel und zu wenig Fantasie hast.«
    Auf dem Herd stand ein großer Topf mit Gemüsesuppe. Hin und wieder unterbrach Victoria das Packen ihrer Sachen im Schlafzimmer, um in der Küche nach dem Essen zu sehen. Sie dachte gerade darüber nach, dass ihr Vater wahrscheinlich Grant mögen würde, obwohl oder gerade weil er ein so anderes Leben führte als der Schulmeister und seine Familie, als jemand gegen die Tür hämmerte, dass das ganze Haus zu wackeln schien.
    Wer mochte das sein, fragte sich Victoria etwas ängstlich, als sie sich die Hände an der Schürze abwischte und zur Tür ging und öffnete. Als sie Grant sah, trat sie überrascht einen Schritt zurück. Er trug einen schwarzen Mantel über einem eisgrauen Rock, beides saß wie maßgeschneidert. Sie hatte ihn ein paar Tage nicht gesehen und war wieder mal erstaunt, wie fantastisch er aussah mit seinen breiten Schultern und seinem schlanken, durchtrainierten Körper. Seine ganze Erscheinung strahlte etwas Abenteuerliches, ja sogar Gefährliches aus. Aber als er unvermittelt vor ihr stand, wünschte sie sich nur eines: Ihre Lippen auf die seinen zu drücken.
    »Oh, hallo!«, sagte sie und strich sich instinktiv ihr Haar glatt. Seine gepflegte Erscheinung machte ihr plötzlich bewusst dass sie nur ein altes, fadenscheiniges Hauskleid anhatte, das noch aus der Zeit stammte, als sie sich vor der Welt versteckt hatte. Sie lächelte ihn an, sagte fröhlich: »Was machst du denn hier?«, und warf sich dann übermütig in sein Arme.
    »Ich hab es nicht mehr ausgehalten«, murmelte er in ihr Haar. »Du wolltest doch nach
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