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Schicksal!

Schicksal!

Titel: Schicksal!
Autoren: S.G. Browne
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Slip und meine Shorts in den Hortensien, und ihr nackter Körper schwebt verlockend über meinem. Nicht ein einziges Härchen wächst auf ihrer Haut.
    Um es auf den Punkt zu bringen:
Bestimmung
benutzt Enthaarungswachs.
    Nicht sonderlich überraschend, dass ich mich plötzlich wieder voll auf sie konzentriere.
    »So ist es besser«, sagt sie und schaut auf mich herab, ein Lächeln um ihre grünen Augen.
    Sekunden später ist ihr Gesicht aus meinen Blickfeld verschwunden, und ich spüre ihren warmen Atem, der den derzeit angeregtesten Teil meiner Anatomie umspielt.
    Während wir im technischen Sinne keine Menschen sind, laufen wir doch in Hüllen umher, die dieses Aussehen nachahmen. Männer- und Frauen-Anzüge. Das macht das Leben auf der Erde einfacher für uns. Menschen neigen ja zur Überreaktion, wenn sie auf helle, gleißende Lichter oder überirdische Wesenheiten mit Flügeln oder mehr als vier Gliedmaßen treffen. Wenn wir jedoch genau wie die sogenannten intelligenten Lebensformen auf dem Planeten auftreten, erspart das
Konfusion, Panik
und
Hysterie
eine Menge Arbeit. Und es ist gar nicht so schlimm, wie man vielleicht denken könnte. Eher ein wenig so, als trüge man ein bis ins kleinste Detail durchkonstruiertes Latexkostüm. Nach ein paar hunderttausend Jahren gewöhnt man sich daran.
    Ich kann die Frau, die auf dem Pfad der Bestimmung wandelt, noch immer mit dem Verwalter reden hören. Sie sagt ihm, dass sie das Apartment nimmt, aber ich bin gerade auf meine eigene, ganz besondere
Bestimmung
konzentriert.
    Bestimmung
und mich verbindet seit rund zweihundertfünfzigtausend Jahren so etwas wie eine Beziehung: Mal sind wir zusammen, dann wieder nicht, aber wirklich ernst ist es nie gewesen. Eher wie eine langjährige Freundschaft mit Extras.
    Und obwohl sie mich mit ihrem Daueroptimismus und ihrer Euphorie wahnsinnig macht und ich es kaum ertragen kann, dass die Menschen sich ihr willig unterwerfen, während sie mich hassen: Ich muss zugeben, dass sie im Noncontact-Sex mehr Talent besitzt als
Glamour
und
Versuchung.
Sogar mehr als
Lust.
Wobei
Lust
die Nase vorn hat, wenn es um den vollen Körpereinsatz zwischen den Laken geht. Wen wundert’s – sie ist schließlich die Lust.
    Bestimmung
erregt mich weiter, die Spannung in der Luft zwischen uns ist beinahe greifbar. Genau darauf kommt es beim Noncontact-Sex an: sich gegenseitig scharfzumachen, aber den Sex nur zu simulieren, ohne Penetration oder Berührungen. Der Trick ist, die Spannung bis zu dem Punkt zu erhöhen, an dem die Erlösung ganz automatisch und ohne physische Stimulierung erfolgt.
    Gerade als ich mich dem Höhepunkt nähere, hört
Bestimmung
plötzlich auf.
    Als ich die Augen öffne, ist sie bereits halb angezogen.
    »Muss los«, erklärt sie schlicht und zieht sich das Tanktop über den Kopf.
    »Jetzt?«, entgegne ich und deute auf meine unteren Extremitäten, um meiner Frage Nachdruck zu verleihen.
    Aber sie lächelt nur und schlüpft in ihre Fick-mich-Stiefel. »Muss mich um einen Klienten in Portugal kümmern. Bis später.«
    Und
puff!
Schon ist sie verschwunden.
    Ehe ich meine Shorts aus den Hortensien gepflückt habe, renkt sie in Portugal vermutlich bereits die Zukunft irgendeines Möchtegern-Helden wieder ein. So ist das mit uns: In einer Sekunde hat man Noncontact-Sex auf einem Dach in Manhattan, in der nächsten ist man schon auf der anderen Seite der Erde.
    Ein weiterer Vorteil an der Unsterblichkeit ist, nicht auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen zu sein.
    Vor zweitausend Jahren, als die meisten der zweihundert Millionen Bewohner des Planeten noch in Europa, Asien und Afrika lebten, mussten wir nicht oft reisen. Und unter uns gesagt: Zweihundert Millionen Menschen sind ziemlich einfach zu handhaben – erst recht, wenn die meisten von ihnen mit etwa fünfunddreißig Jahren sterben. Aber mit der Kolonialisierung Amerikas und Australiens Mitte des sechzehnten Jahrhunderts lief die Sache aus dem Ruder: Zwischen Kolumbus’ kleiner Verwechslung und dem Beginn der industriellen Revolution verdoppelte sich die Weltbevölkerung. In den letzten zweihundert Jahren geriet die Sache schließlich fast außer Kontrolle. Die Weltbevölkerung wuchs auf fast sieben Milliarden an, und zu allem Übel leben die Menschen heute fast doppelt so lang wie vor hundert Jahren.
    Als die Menschen das Konzept der Kanalisation entdeckten, habe ich geahnt, dass es nicht leicht werden würde mit ihnen. Hätte ich damals gewusst, dass sie sich auch noch
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