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Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)

Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)

Titel: Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)
Autoren: Nicola Förg
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wegen Rita. Und ich frage in solchen Fällen immer Vroni. Wir haben denselben Hintergrund. Dieselbe Familie. Sie weiß, wovon ich rede, wenn ich meinen Vater wieder unerträglich selbstgerecht finde. Und ich weiß, was sie meint, wenn sie sich über Thomas’ Rüpelhaftigkeit beklagt. Verstehen Sie?«
    Irmi nickte. Blut, das dicker als Wasser war.
    Anna Maria hatte Vroni von ihrer Entdeckung erzählt, und die beiden hatten nachgeforscht. Wieder so eine Duplizität des Lebens: Zwei Norwegerinnen hatten den Deckel einer Truhe geöffnet, in ihrer Geschichte gewühlt und eine Adresse in Bayern gesucht. Und in Norwegen forschten zwei Ammertalerinnen nach. Dann war Marit alias Runa aufgetaucht. Vroni hatte etwas Zeit gebraucht, um einen Zusammenhang herzustellen. Dann hatte sie genauer auf Zwischentöne geachtet, hatte jede scheinbar unverfängliche Frage auf die Goldwaage gelegt und die vermeintliche Runa als äußerst suspekt erachtet. Vroni und Anna Maria waren übereingekommen, Runa zur Rede zu stellen. Dann hatten sie sie in die Tenne bestellt.
    Anna Maria war schon früher als die anderen zum Treffpunkt gekommen, um ihre Schafe zu füttern. Weil unten kein Heu mehr gewesen war, stieg sie im Heuboden mehrere Etagen nach oben. Gerade gabelte sie das Heu nach vorne, als sie unten Stimmen hörte. Stimmen von Thomas und ihrem Vater. Anna Maria war bis zur Kante der obersten Etage geschlichen und hatte mit Entsetzen gesehen, dass nicht nur Runa gekommen war, sondern auch Ionella und dass die Mädchen von Thomas und Markus Geld in Empfang nahmen. Wenig später waren die beiden Männer wieder hinausgestürmt – nacheinander. Erst Markus, dann Thomas, der vorher noch etwas herumgeflucht und mit dem Fuß eine Tonne umgetreten hatte, bevor er ebenfalls gegangen war. Anna Maria war wieder zu ihrem Heu zurückgekehrt, das sie eben noch schnell fertig haben wollte. Dann hatte sie erneut Stimmen gehört. Vroni war plötzlich da.
    »Ich hatte Vroni eingebläut, dass wir das in Ruhe durchziehen. Dass wir ja zu zweit sind und nicht eher Ruhe geben, bis sie uns sagt, was sie wirklich hier will. Womit wir nicht gerechnet hatten, war, dass Ionella dabei sein würde. Und vor allem hatte ich nicht damit gerechnet, dass Vroni gleich so ausrastet. Es gab sofort Streit mit Runa, oder besser gesagt mit dem Mädchen, von dem wir dachten, es sei Runa. Ich habe nicht alles gehört, aber diese Runa muss die Leiter am Silo hochgeklettert sein und Vroni hinterher. Vroni hat gebrüllt, sie solle da runterkommen, und hat sie am Fuß gezogen. Die Norwegerin ist irgendwie ins Wackeln gekommen und gestürzt. Ich habe das von oben gesehen und habe geschrien.«
    »Ja, aber Sie hätten doch noch etwas tun können!«
    »Das habe ich versucht! Ich habe geschrien: ›Vroni, was tust du da? Hol sie da raus!‹ Aber ich war ganz oben in der Tenne. Beim Opa wird das Heu noch lose verwahrt, und ich musste erst mal zwei lange Leitern runter.« Ihre Tränen liefen wieder.
    »Und dann?«
    »Ionella hat reagiert. Sie hat versucht, Runa rauszuhelfen, und hat die untere Klappe geöffnet. Das Silo war ja so alt, alle wollten es längst abreißen. Nur Opa nicht. Die Klappe ist gebrochen, und Ionella ist gestürzt. Vroni war wie paralysiert. Völlig versteinert. Ich habe noch versucht, ein Seil reinzuwerfen, aber es war zu spät.« Sie weinte, sie bebte. »Es war so schrecklich.«
    »Und dann?«, fragte Irmi.
    »Dann kam meine Mutter herein, weil sie irgendwelche Telefongespräche meines Vaters belauscht hatte. Sie hatte das mit dem Treffen mitbekommen und wusste von den Baumaschinen. Wollte sich einmischen, meine Mutter mischt sich überall ein. Sie ist immer für alles und jeden zuständig. Sie meint es meist gut, aber …« Ihr Weinen schwoll wieder an.
    »Und was hat Renate getan? Anna Maria, bitte, wir müssen das nun zu Ende bringen. Was ist dann passiert?«
    »Vroni war immer noch völlig regungslos, wie abgeschaltet. Ich habe meiner Mutter versucht zu erklären, was passiert ist. Sie hat getobt. Was wir uns dächten. Dass wir den Rest unseres Lebens in den Knast wandern würden. Und dann hatte sie eine Idee. Die Idee, das Ganze als Unfall zu vertuschen.«
    »Sie hat die Katze erschlagen?« Kathi war nur selten aus der Fassung zu bringen, das war einer dieser raren Momente.
    »Ja, einfach so. Mit einer Eisenstange. Da wurde Vroni hysterisch. Alles ging drunter und drüber. Meine Mutter hat Vroni aus der Tenne rausgezogen, hat auf sie eingeschrien. Ich stand da und
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