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Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)

Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)

Titel: Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)
Autoren: Nicola Förg
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Kathi. »Wir müssen los.«
    »Was sollte Vroni denn tun? Die beiden erschießen? Von einer Klippe stoßen?«, fragte Kathi, als sie hinter dem Steuer Platz genommen hatte.
    »Wenn sie schon mal zwei Frauen ins Silo befördert hat, dann ist sie zu allem fähig!«
    »Aber das mit der Katze glaub ich nicht! Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie das Viech erschlagen hat. Ihre Katzenliebe war doch nicht gespielt. Niemals!«
    »Kathi, wenn das alles falscher Alarm ist – auch gut. Aber ich will jetzt Runa und Åse finden.« Und zwar lebend, dachte Irmi.
    Sie stellten den Wagen an der Naturrodelbahn ab. Dort hatte jemand ein Auto mit dem Kennzeichen GAP VS 114 geparkt. Sie hasteten bergwärts Richtung Köpfel. Irmi keuchte, Kathi auch. Auf dem eisigen Boden zog es Kathi zweimal fast die Füße weg. Wie immer trug sie Turnschuhe, deren Bodenhaftung eher mäßig war.
    Es war eine leise Ahnung. Es war Irmis Gespür für Wald. Die Liebe zu Bäumen. Schon immer hatte Irmi an ihre Macht geglaubt. Im Altertum kannten fast alle Kulturen geweihte Bäume oder Haine. Die Weltesche Yggdrasil verband bei den Germanen die Oberwelt, die Erde und die Unterwelt. Griechen und Römer glaubten, dass Bäume von Nymphen bewohnt wurden. Vor der Christianisierung gab es unweit fast jeden Dorfes eine besondere Eiche, unter der Versammlungen abgehalten wurden. Vor Kriegen besuchte man den Baum, wand farbige Stoffstreifen an die Äste und die Waffen und bat die Eiche um Hilfe. Bei den Germanen und den Slawen galt auch die Linde als heiliger Baum. Die Dorflinde war das Zentrum, wo man sich traf, Dorfklatsch austauschte und tanzte. Auch das Dorfgericht fand unter Linden statt. Und was wäre ein bayerischer Biergarten ohne Kastanien?
    Irmi liebte Bäume, und sie liebte es, in ihren Kronen zu lesen. Sie liebte den Wald.
    Auf einmal notierte sie ein scharrendes Geräusch, das sie nicht einordnen konnte. Es folgte ein leises Ächzen. Ihr Blick ging nach oben. Die Baumwipfel schienen zu wanken. Dann blickte sie den Hang hinunter.
    Weiter unten standen Runa, Åse und Vroni. Vroni redete auf Åse ein, Gesprächsfetzen wehten herauf. Die Schmid-Tochter hielt Åse sogar am Ärmel fest, als müsse sie ihrer Rede damit Nachdruck verleihen.
    Plötzlich wurde die Bewegung in den Baumkronen größer, und Irmi schrie auf.
    »Runaaaaa! Lauft nach rechts. Rennt! Rechts! Rechts!«
    Die Köpfe ruckten. Selbst aus dieser Entfernung war das Entsetzen in Vronis Gesicht zu erkennen. Dann rannte sie los. In die Gegenrichtung.
    »Er fällt! Der Baum fällt! Weg! Rennt!«
    Als die gewaltige Fichte stürzte, war ein gewaltiges Knirschen und Krachen zu hören. Aber nur kurz. Dann lag der Baum still auf dem Boden, einige Äste bebten noch ein wenig. Kathi hatte reglos dagestanden. Es war alles so schnell gegangen. Nun kam Bewegung in die beiden Frauen. Sie rutschten halb stolpernd den Hang hinunter.
    »Runa?« Es lag Verzweiflung in Irmis Stimme.
    Alles blieb still.
    »Runa! Åse!«
    »Hier!« Die Köpfe von Åse und Runa tauchten zwischen ein paar Zweigen auf, beiden stand die Verwirrung ins Gesicht geschrieben. Sie schienen unverletzt zu sein. Irmi schlingerte um die ausladende Baumkrone herum, bis sie vor ihnen stand. »Alles okay?«
    »Ich dachte, der Himmel stürzt ein. Sonst ist alles okay«, sagte Åse, die bemerkenswert unerschütterlich wirkte. »Was ist denn wirklich passiert?«
    »Eine Fünfunddreißig-Meter-Fichte ist gerade umgefallen.«
    »Umgefallen?«
    »Oder gefallen worden«, sagte Irmi leise und beobachtete verwundert den weißen Wasserdampf, der beim Sprechen entstand, als würde sich eine Sprechblase blähen. Erst jetzt bemerkte sie, wie kalt es war und dass ihre Finger allmählich zu Klauen wurden.
    »Wo ist Vroni?«, rief Runa auf einmal.
    Irmi lief ein Stück zur Seite. Der Schnee war ein Spielverderber. Er machte Spuren sichtbar. Man sah drei Spuren kommen, man sah dort, wo die drei Frauen gestanden hatten, zertretenen Schnee, und man sah eine Spur wegführen. Schnee war ein ganz mieser Verräter.
    »Vroni ist weg, befürchte ich«, sagte Irmi und zog ihr Handy heraus. Kein Netz. »Kathi, hast du Empfang?« Doch auch Kathis Handy verweigerte den Dienst. »Scheiße! Wir müssen sofort eine Fahndung rausgeben!«
    Runa schaute immer noch völlig verwirrt drein, doch Åse schien allmählich zu verstehen. »Der Baum sollte auf uns fallen?«, flüsterte sie.
    »Genau das glaube ich auch.« Irmi schluckte und fügte ein »leider« hinzu.
    »Aber Vroni? Hat
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