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Schenk mir nur diese eine Nacht (German Edition)

Schenk mir nur diese eine Nacht (German Edition)

Titel: Schenk mir nur diese eine Nacht (German Edition)
Autoren: Anne McAllister
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glänzenden Haar über ihr diskret geschminktes Gesicht hinunter zu dem dezenten Kostüm, das perfekt ihre femininen Kurven und ihre schlanken gebräunten Beine betonte. Ihre zarten Füße waren in schlichte Sandaletten gehüllt. „Bezaubernd“, stellte er anerkennend fest. „So nahbar.“
    „Nahbar?“
    „Du wirktest in der Lobby gleich einladend auf mich.“
    „Das klingt ja, als ob ich ein Straßenmädchen wäre.“ Sie schien amüsiert und keineswegs beleidigt.
    „Unmöglich. Dafür trägst du viel zu wenig Make-up. Und die falschen Kleider“, sagte er mit einem Augenzwinkern.
    „Da bin ich aber erleichtert.“
    Sie lächelten einander an, und Demetrios kam es plötzlich so vor, als wäre er nach langer Zeit endlich aus einem bösen Traum erwacht.
    In den vergangenen Jahren hatte er oft befürchtet, dass seine Trauer und seine Verzweiflung durch nichts zu lindern waren.
    Aber jetzt, in genau diesem Moment, fühlte er sich lebendig. Und er wurde sich bewusst, dass sein Lachen und seine Lebensfreude zurückgekehrt waren.
    „Wie heißt du?“, fragte er.
    „Anny.“
    Anny. Kurz und knapp. Normalerweise rissen sich die Frauen darum, ihm ihren vollen Namen, ihre Lebensgeschichten und – natürlich – ihre Telefonnummern zu geben.
    „Nur Anny?“, fragte er freundlich forschend.
    „Chamion“, sagte sie leicht widerstrebend. Ihre Art war wirklich erfrischend.
    „Anny Chamion.“ Er mochte den Klang ihres Namens. Einfach, aber gleichzeitig ein wenig exotisch. „Bist du Französin?“
    „Meine Mutter war Französin.“
    „Aber du sprichst perfekt Englisch.“
    „Ich bin in Amerika zur Uni gegangen. Also, zuerst habe ich in Oxford studiert. Aber meinen Master habe ich in Berkeley in Kalifornien absolviert. Genaugenommen bin ich immer noch Studentin, denn ich schreibe gerade an meiner Doktorarbeit.“
    „Du bist eine … Studentin?“
    Sie hatte nicht im Geringsten Ähnlichkeit mit den Studentinnen, die er kannte. Ihre Haare waren nicht mit einem Stift hochgesteckt. Sie wirkte weder zerstreut noch weltfremd. Er kannte sich aus mit Akademikern. Sein Bruder George war ein zielstrebiger Physiker.
    „Aber du bist keine Physikerin?“, fragte er prüfend.
    „Leider nicht“, antwortete sie lachend. „Ich bin Archäologin.“
    „Eine Jägerin des verlorenen Schatzes?“, fragte er schmunzelnd. „Mein Bruder und ich waren geradezu süchtig nach den Indiana-Jones-Filmen.“
    „Das wahre Leben ist weniger spektakulär“, kam ihre lapidare Antwort.
    „Keine Explosionen und Flammenmeere?“
    „Und keine Schlangen. Und auch kein Harrison Ford. Mein Schwerpunkt ist die Höhlenmalerei. Das mag zwar wenig abenteuerlich klingen, aber mir gefällt es. Die Recherchen habe ich bereits beendet, jetzt geht es darum, die Gedanken zu ordnen und zu Papier zu bringen.“
    „Keine einfache Aufgabe, seine Gedanken zu Papier zu bringen.“ In den letzten Jahren war genau dies für Demetrios die größte Herausforderung gewesen, hauptsächlich weil er sich dafür allein seinen Gedanken hatte stellen müssen.
    „Schreibst du auch deine Dissertation?“
    „Nein, ein Drehbuch. Das erste habe ich bereits beendet. Nun habe ich mit dem zweiten begonnen. Eine harte Arbeit.“
    „Ich stelle mir die kreative Arbeit sehr anstrengend vor. Ich wäre dazu nicht in der Lage“, sagte sie bewundernd.
    „Und ich wäre nicht in der Lage, eine Doktorarbeit zu schreiben.“ Er hätte sich jetzt für das nette Gespräch bedanken und sich verabschieden sollen. Aber etwas in ihm sträubte sich dagegen, einfach zu gehen. Sie war klug, vernünftig und so wohltuend normal. Es war angenehm, sich mit jemandem zu unterhalten, der nichts mit dem Filmbusiness zu tun hatte. Jemand, der mit beiden Beinen fest im Leben stand.
    „Möchtest du heute mit mir zu Abend essen?“, fragte er spontan.
    Sie hielt zögernd inne.
    Praktisch jede andere Frau in Cannes hätte sich vor Freude überschlagen, dachte Demetrios verdrossen.
    Aber nicht Anny Chamion. Sie verwies ihn mit einem leichten Kopfschütteln in seine Schranken. „Ich muss die Einladung leider ausschlagen. Ich habe nämlich tatsächlich im Hotel auf jemanden gewartet.“
    Er hätte es wissen müssen.
    „Und ich war so egoistisch, dich zu entführen. Es tut mir leid. Ich dachte, es wäre einfach schön, sich mit dir in einem kleinen Café oder Restaurant für eine Weile zu verstecken. Etwas Leckeres zu essen und zu plaudern. Ich vergaß, dass ich dich einfach so entführt habe.“
    Sie lachte.
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