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Schenk mir mehr als diese Nacht

Schenk mir mehr als diese Nacht

Titel: Schenk mir mehr als diese Nacht
Autoren: Abby Green
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du so entschlossen bist, meine heimliche Geliebte kennenzulernen, kommst du wohl am besten mit mir.“ Er nahm ihr die Tasche ab, übergab sie am Tor seinem Chauffeur und marschierte so schnell weiter, dass Aneesa ihm kaum folgen konnte. Sie durchquerten eine wunderschöne, parkähnliche Gartenanlage, in deren Mitte zwischen hohen Eichen ein imposantes Haus mit unzähligen Fenstern lag. Aber Sebastian hielt nicht vor ihm an, sondern steuerte zielstrebig auf ein etwas abseits liegendes, kleines Cottage zu.
    Es wirkte romantisch und irgendwie verwunschen.
    Aneesas Herz schlug bis zum Hals, als die Tür von einer Frau mittleren Alters geöffnet wurde, die übers ganze Gesicht strahlte. „Sebastian, wie schön! Sie ist heute in guter Verfassung.“ Die Frau sprach mit einem breiten irischen Akzent. „Ich musste ihr sogar eine Festtagsfrisur machen.“ Mit einem freundlichen Nicken in Aneesas Richtung ging sie voran ins Haus.
    In einem großen luftigen Wohnzimmer saß eine schöne Frau um die Fünfzig und schaute aus dem Fenster. Sie hatte eine so feine, helle Haut, dass man sie auch viel jünger hätte schätzen können. Als sie den Kopf wandte und lächelte, spürte Aneesa einen feinen Stich in ihrem Herzen. Es hätte gar nicht der strahlend blauen Augen bedurft, um ihr klarzumachen, dass sie Sebastians Mutter gegenüberstand.
    „Nathaniel, Darling!“, begrüßte sie ihren Sohn mit allen Anzeichen der Freude.
    Als Aneesa eine gute Stunde später neben Sebastian in der Limousine saß, die sie ins Penthouse zurückbringen sollte, hatte sie immer noch Mühe, die verwirrenden neuen Eindrücke zu verarbeiten. Zum ersten Mal konnte sie Sebastians Angst, Vater zu werden, nachempfinden.
    Er hatte nie eine liebende Mutter und einen fürsorglichen Vater kennengelernt. Und sein Bruder, der vorübergehend die Elternrolle übernommen hatte, war gegangen, als er sich besonders verletzlich fühlte. Dennoch, oder jetzt erst recht, war sie der festen Meinung, dass Sebastian einen fantastischen Vater abgeben würde, wenn er nur seine Panik und Selbstzweifel überwinden könnte.
    Im Nachhinein schämte sie sich zutiefst dafür, dass sie sein angespanntes Benehmen heute Morgen völlig fehlinterpretiert hatte. Während sie ihn auf dem Weg zu einer Geliebten wähnte, wollte er seine Mutter besuchen!
    Wie hatte Sebastian sie noch bezeichnet? Als Stachel in seinem Fleisch …
    Der Sebastian, den sie neben seiner Mutter hatte sitzen sehen, war liebevoll zugewandt, obwohl Carrie ihn für seinen Bruder hielt, und sehr wohl in der Lage, Verantwortung für andere zu übernehmen. Aber genau das wollte sie nicht: dass er aus Pflichtgefühl bei ihr blieb, nur weil sie von ihm schwanger war.
    „Ich muss nach Hause, Sebastian“, verkündete Aneesa entschlossen, bevor sie noch einmal schwach wurde. „Bald werde ich Mutter sein, und da brauche ich meine Familie als Unterstützung, um mich …“
    Hör jetzt nur nicht auf zu reden!
    „Früher oder später wäre ich ohnehin nach Mumbai zurückgekehrt. Also, warum nicht gleich?“
    Sebastian hatte das Gefühl, einen Fausthieb in den Magen zu bekommen. Als er heute Morgen erwacht war, konnte er sich nicht schnell genug hinter seinen gewohnten Schutzmauern verbarrikadieren. So nah wie am gestrigen Abend und in dieser Nacht war ihm Aneesa noch nie gekommen. Und trotz all dem Guten, was daraus resultierte, hatte er sich niemals zuvor so waidwund gefühlt.
    Nach dem Besuch bei seiner Mutter hatte er ruhig und vernünftig mit ihr darüber reden und nach einem Ausweg aus dem Dilemma suchen wollen. Und jetzt knallte sie ihm ohne Vorwarnung an den Kopf, dass sie zurück nach Indien wollte! Nicht irgendwann, sondern auf der Stelle. Aber konnte er ihr das ernsthaft übel nehmen nach allem, was sie inzwischen über seine Familie wusste?
    Andere Frauen würden die klapprigen Familienskelette bedenkenlos in Kauf nehmen, für den Reichtum und den gesellschaftlichen Status, den er zu bieten hatte.
    Dazu trug Aneesa auch noch sein Kind unter dem Herzen! Doch anstatt mit vollem Recht etwas von ihm zu fordern, wollte sie gehen. Offensichtlich gab es hier nichts, das ihr wichtig genug war, um zu bleiben.
    Nicht einmal er …
    „Natürlich willst du zurück nach Hause“, murmelte er tonlos. „Das hast du immer gesagt.“
    Sie spürte, wie ihr Herz brach. „Ja, und ich glaube wirklich, es ist besser zu gehen, bevor ich noch zur Karikatur einer eifersüchtigen Geliebten mutiere.“
    Ihre Offenheit und Direktheit
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