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Scheiss dich nicht an - Lebe

Scheiss dich nicht an - Lebe

Titel: Scheiss dich nicht an - Lebe
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sich, wie ihm auf einmal der Schmerz in den Schädel hineinfährt und ihn die Hornhaut vom Hasenscharten-Ulf augenblicklich gar nicht mehr interessiert.
    Ihn interessiert jetzt nur noch der Wind, der Wind, das himmlische Kind, der sich die Hornhaut aus dem Kirchturm herausholt und sie über das ganze Tal verteilt. Wer nämlich so wie der Biermösel ein bisserl wetterfühlig ist, der braucht jetzt gar nicht mehr die Wolken am Himmel oben zu beobachten, damit er weiß, dass der Wind, der ihm jetzt vom Gebirgskamm herunter direkt auf den Schädel drauffällt, ein ausgewachsener Föhn ist. Der Erste im heurigen Jahr, und als solcher wie immer der unheilvolle Künder einer finsteren und schmerzvollen Zeit, die jetzt vor ihnen liegt und über die dann sicher wieder besonders ausführliche Berichte unter „Bluttaten“ im Ländlichen Boten stehen werden, du meine Güte!
    Da will der Biermösel gar nicht mehr ausschließen, dass er es mit Hilfe vom Föhn heuer selbst in den internationalen Teil vom Ländlichen Boten schaffen wird, wegen der einen oder anderen Affekthandlung, gegen die er sich dann nicht mehr wehren wird können. Da kann er sich sehr gut vorstellen, dass der Föhn ernten wird, was der Pfarrer Hein gesät hat.

Kind des Frühlings
    Vorige Woche ist er, Kind des Frühlings, überraschend sechzig geworden und in den Herbst von seinem Leben hinübergetreten, na gut, gibt der Biermösel dann gerne zu, vielleicht ist es ja sogar schon der Frühwinter, in dem er herumirrt. Es schneit jedenfalls ganz gewaltig in seinem Leben, wenn er ehrlich ist, kalt und trostlos ist es geworden, obwohl doch draußen der Föhn herumweht und die Vogerln durch die Gegend fliegen, jedenfalls solange er sie nicht herunterballert – und peng! Eines geht halt immer noch.
    Überraschend sechzig geworden deshalb, weil sogar er heuer darauf vergessen hat, neben allen anderen, die leider auch auf ihn vergessen haben, heiliger Bimbam, er und alle anderen vergessen einfach wirklich alles in letzter Zeit, er vergisst sogar schon seinen Namen:
    „Biermösel, für meine Krankenakte: Kannst du mir vielleicht endlich sagen, wie du heißt mit deine volle Name?“, hat der Doktor Krisper ihn neulich gefragt, nachdem er die Roswitha notoperiert hat, aber es ist ihm einfach nicht mehr eingefallen.
    Vielleicht will sich der E Punkt E Punkt Biermösel aber auch gar nicht mehr daran erinnern, wie er in den ersten 60 Jahren von seinem Leben geheißen hat, die ein bisserl sehr verloren und verschwendet waren, er war jedenfalls kein Buchenholzscheit, das an beiden Ecken gebrannt hat, das war er leider wirklich nicht.
    Nur die depperte Bundesregierung hat an ihn gedacht und ihn zu Tränen gerührt, das war dann wirklich zum Weinen, wie er ihr Packerl aufgemacht hat. Nach all den Jahren, in denen er sich für das Staatsganze zerrissen und aufgeopfert hat, war er ihnen eine Stabtaschenlampe wert, nicht einmal in den Farben des Frühlings gehalten, sondern in den rot-weiß-roten Staatsfarben vom depperten Land und obendrein natürlich nicht ganz ohne Eigennutz:
    „Alles Gute zum Geburtstag!“, haben sie ihm geschrieben, „und mit der Stabtaschenlampe bitte die drohende Gefahr durch den internationalen Terrorismus ausleuchten, keinesfalls die Stabtaschenlampe als Kerze auf der Torte verwenden, für eine Kerze war kein Geld mehr da, für die Torte leider auch nicht, ansonsten Prosit! Insel der Seligen war gestern, internationaler Terrorismus ist heute!“, schreiben sie weiter. Und auch wenn sie ihm gegen die Falotten und Gfraster nicht viel anbieten können – eine Stabtaschenlampe ist auch nicht nichts im Kampf gegen die Bedrohung! Also soll er sich schnell, schnell Batterien kaufen gehen und dann halt sehr genau hinschauen, wenn er irgendwo eine Bedrohung wittert, „und habe die Ehre!“ (PS: „Bei der Gelegenheit: Stimmen die Gerüchte, dass du ein bisserl aus dem Lot geraten bist, Biermösel? Du sollst dich ja seit dem Betriebsausflug damals nicht mehr ganz erfangen haben, eher im Gegenteil, ist das richtig? U.A.w.g.!“)
    Der Biermösel lässt den Begleitbrief langsam fallen und schaut dann ruhig wie der selbstmordgefährdete Elektroschock-Patient in der Nervenheilanstalt drüben in Gmunden sein Waffenarsenal an, und während er dabei ganz langsam die Augenbrauen hinaufzieht und sich die Spucke aus den Mundwinkeln wischt, die ihm immer dann unkontrolliert herausrinnt, wenn er sein Waffenarsenal anschaut, da sagt er ganz leise:
    „Seien Sie
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