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Schatzfinder

Schatzfinder

Titel: Schatzfinder
Autoren: Hermann Scherer
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sie nach oben. Anstatt zu sagen, man sei erfolgreich, kann man auch sagen: Man hat sich nach oben versteift. Ob die wirklich erfolgreich sind? Wer strebt denn nach Erfolg? Immer die Erfolglosen. Also wenn Ihr Chef auf der Bühne steht und darüber spricht, Erfolg haben zu wollen, dann wissen Sie, wer oben steht. Und dass Erfolg Glückssache ist, kann jeder Versager bestätigen, aber eben auch nur dieser. Erfolg ist niemals das Ziel, sondern etwas, das sich einstellt, wenn das Ziel erreicht ist.
    Dass Erfolg Glückssache ist, kann jeder Versager bestätigen. Erfolg ist niemals das Ziel, sondern etwas, das sich einstellt, wenn das Ziel erreicht ist.
    Und warum sitzen oftmals diejenigen schlussendlich am längeren Hebel, die ursprünglich den Kürzeren gezogen haben?
    Gibt es irgendeine Institution, die uns rät, die bestehenden Regeln zu brechen? Das wäre ein Paradoxon. Aber alle wirklich erfolgreichen Menschen sind Regelbrecher. Überraschend viele von ihnen sind Schul- oder Studienabbrecher. Und warum sitzen oftmals diejenigen schlussendlich am längeren Hebel, die ursprünglich den Kürzeren gezogen haben? Die meisten haben ihre Branche auf den Kopf gestellt. Keiner von ihnen hat gemacht, was andere ihnen vorgegeben haben. Wer Chancen im Leben nutzen will, wer an seinen Träumen festhalten will, muss seinen persönlichen Weg finden, sich den Institutionen zu widersetzen. Das schaffen offenbar leider nur die wenigsten.
    Die schlimmste, weil prägendste Institution sind die Eltern. Sich ihnen zu widersetzen ist am allerschwierigsten, denn wir lieben sie ja. Wenn die Eltern sagen: »Das ist nichts für dich!«, dann hören wir auf, davon zu träumen, Kontrabass spielen zu lernen, denn wir wollen Mutti nicht traurig und Papi nicht wütend sehen. Wenn Eltern sagen, dass Kinder etwas nicht können, dann ist das eine institutionelle Aussage. Ein Kind hört bis zu seinem 18. Geburtstag circa 150 000-mal Aussagen wie »Das kannst du nicht!«, »Das ist nichts für dich!« und so weiter. Das Schlimme daran ist weniger, dass Menschen diese Aussagen treffen. Das Verheerende daran ist: Unsere Kinder glauben es!
    Kritisieren kann jeder Depp – und die tun es auch noch.
    Solche Kritik kann zerstören, auch wenn sie konstruktiv gemeint ist. Mir sträuben sich bei dem Begriff »konstruktive Kritik« immer die Haare. Bei mir bleibt einfach das Gefühl, dass ich immer noch die Bratpfanne auf den Kopf bekomme – jedoch wird sie vorher in Geschenkpapier eingewickelt. Kritisieren kann jeder Depp – und die tun es auch noch.
    Und dabei handeln die Eltern, die Lehrer, die Berufsberater, Lehrherren, Chefs, Banker und Pfarrer, die uns den rechten Wegdurchs Leben zeigen wollen, ja gar nicht böswillig, sondern nur realistisch und »erwachsen«. Sie wollen nur das Beste für uns: nur ja kein Risiko eingehen! So wie Chris Gardner, bevor er merkt, wie beschränkt das ist.
»Du wirst es unterm Strich nicht weit bringen …«
    Chris Gardner versucht alles, um den Lebensunterhalt für sich und seinen kleinen Sohn Christopher zu verdienen. Als selbstständiger Handelsvertreter, der klinkenputzend im San Francisco der 80er-Jahre von Arztpraxis zu Arztpraxis tingelt, ist das ein hartes Stück Brot. Die Knochendichtemessgeräte, die er verkaufen muss, sind so angesagt wie warmes Bier zum doppelten Preis an einem Regentag.
    Ihm ist klar, dass sein Einkommen hinten und vorne nicht reicht. Er kann schon bald die Miete nicht mehr bezahlen, und das Finanzamt bucht gnadenlos die Steuern ab. Zu der handfesten Angst, sich und seinen Sohn finanziell nicht mehr durchzubringen, gesellt sich die Scham, kein guter Vater zu sein. Ein Vater, dem die Frau davongelaufen ist, einer, der nie Zeit hat für seinen Sohn, weil er Tag und Nacht arbeiten muss, um am Ende doch nicht über die Runden zu kommen. Ein Versager.
    Als er mit seinem Sohn zwischen zwei Arztpraxisbesuchen eine Runde Basketball spielt, sagt er zu ihm: »Du wirst wohl mal so gut spielen wie ich früher. So läuft das meistens. Und …«
    Sein Sohn hört auf zu werfen und schaut ihn an.
    »… und ich war nur unterer Durchschnitt. Das heißt, du wirst es unterm Strich auch nicht so weit bringen. Du hast sicher viele andere Talente. Nur das hier nicht.«
    Chris schaut seinen Sohn streng an: »Ich will nicht, dass du Tag und Nacht mit dem Ball durch die Gegend rennst. Verstanden?«
    Die Begeisterung des kleinen Christopher ist auf einen Schlag verflogen. Er kann sich zu keinem einzigen Wurf mehr
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