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Schattensturm

Schattensturm

Titel: Schattensturm
Autoren: Andreas Saumweber
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weiter verfolgt und zwei Dinge herausgefunden. Zum einen wurden diese Transporte inzwischen umgeleitet, sie gehen nicht mehr nach Bergen, sondern nach Hamburg. Zum anderen dürften in den letzten zwei oder drei Jahren in Bergen selbst ungefähr zwanzig- bis dreißigtausend Menschen verschwunden sein. Ich gehe davon aus, dass der größte Teil davon von den Schatten in die Innenwelt gebrachtwurde.« Er hielt kurz inne, etwas irritiert davon, dass der Kardinal nicht wie sonst mitschrieb. »Die örtlichen Renegaten bereiten sich auf eine Eskalation vor und bringen Sprengstoffexperten und andere Spezialisten in die Stadt.«
    »Hast du heute schon Nachrichten gehört?«
    »Nein.«
    »Es sieht so aus, als ob die Renegaten das Pulverfass bereits gezündet hätten. In der Nacht hat es in der Unterwelt Bergens zeitgleich
drei
Sprengstoffanschläge gegeben, zusätzlich Schießereien an mehreren Stellen der Stadt. Die Polizei spricht von einem eskalierten Bandenkrieg.«
    Christopher schüttelte den Kopf. »Renegaten. Ganz sicher.«
    »Berlin werden wir verlieren«, erklärte Matthäus. Er war
wirklich
nicht er selbst. Christopher hatte noch nie erlebt, dass der Kardinal solche Informationen preisgab, wenn es nicht die nächste Mission betraf. Und es klang im Moment nicht so, als ob ihn seine nächste Mission nach Berlin bringen würde …
    »Was bleibt, ist Hamburg«, fuhr der Kardinal fort und bestätigte Christophers Überlegung. »Wenn wir eine Chance haben, unseren Einfluss nicht zu verlieren, dann dort.«
    »Also Hamburg«, schloss Christopher. »Werde ich alleine gehen?«
    »Aber Christopher … niemand hat gesagt, dass du nach Hamburg sollst. Ganz im Gegenteil! Du gehst nach Somalia.«
    Nach innen war Christopher überrascht, auch wenn er es nach außen nicht zeigte. Afrika? Das war ein heißes Gelände. Es gab kaum Informationen, und außerdem trieben sich dort Agenten des Islams herum. Es gab zwar keinen offenen Krieg zwischen den Weltreligionen, aber die Möglichkeit, einen fremden Agenten auszuschalten, wurde gerne wahrgenommen. Auch die Übernatürlichen waren in Afrika gefährlicher: Die afrikanischen Stämme waren wilder und ruheloser als die europäischen, in den großen Städten gab es Schatten und Ratten im Überfluss.
    Und dann ausgerechnet Somalia. Bitterer Bürgerkrieg seit fasteinem Jahrzehnt. Ob die Einheimischen dort schon vergessen hatten, was vor sechs Jahren zwischen ihnen und den Amerikanern vorgefallen war? Und ob sie die Erfahrungen auch auf Weiße anderer Nationalitäten übertragen würden?
    Du bist ein Profi,
beruhigte er sich.
    »Wann?«
    »So schnell wie möglich. Johannes hat dir ein Paket zusammengestellt.«
    Christopher stand auf. »Dann mache ich mich auf den Weg. Was ist mit Maria?«
    »Du gehst alleine. Die Zeit reicht nicht, einen Ersatz für deine Agentin zu suchen. Um Maria kümmern
wir
uns.«
    »Eure Eminenz.« Noch einmal erhob er sich zum Gehen.
    »Viel Erfolg, Inquisitor. Und möge Gott mit dir sein.«
    Nachdenklich verließ Christopher die Katakomben.
     
    Christophers Hotel lag in der Via Giovanni da Empoli im Stadtviertel Testaccio, etwa eine halbe Stunde vom Vatikan entfernt. Wie üblich waren die Straßen auf dem Weg dorthin vollgestopft mit hupenden Fiats und stinkenden Mofas. Überall am Straßenrand priesen fliegende Händler lautstark ihre Ware an, während ganze Schwärme von Taschendieben nach leichtfertigen Touristen Ausschau hielten.
    Sein T-Shirt klebte an seinem Körper, als er schließlich den Eingang des Hotel Primus erreichte. Drei Sterne hatte der Besitzer darüber gehängt, mindestens einen zu viel, wenn es nach Christopher ging. Immerhin war das Personal verschwiegen und zurückhaltend, was der Inquisitor sehr schätzte. Er wusste, dass er ein begehrter Mann war. Er hatte Feinde. In acht europäischen Staaten hatte er bisher getötet, alles im Auftrag der Kirche. Nicht immer war er unentdeckt geblieben. Es gab genügend Menschen, die sein Gesicht kannten, ein paar wenige wussten sogar, dass er für die Kirche arbeitete. Über seine Spione hatte er erfahren, dass zwei von ihnen in Rom nach ihm suchen ließen.
    Und das waren nur seine Feinde
außerhalb
der Kirche. Der Vatikan selbst mit seinen Sünden und Intrigen war noch eine viel größere Gefahr. Es gab Kardinäle, die Matthäus für seine Arbeit für die Inquisition hassten, es gab andere, die seine Stelle begehrten. Wie viele davon würden davor zurückschrecken, einen seiner Inquisitoren zu erpressen oder
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