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Schattensturm

Schattensturm

Titel: Schattensturm
Autoren: Andreas Saumweber
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gar zu foltern, um an Informationen zu gelangen, mit denen sich Matthäus selbst unter Druck setzen ließe? Welcher von Christophers sieben verbliebenen Agenten war ehrgeizig genug, ihn zu töten, um an seinen Posten zu gelangen? Und natürlich gab es Kollegen, andere Inquisitoren, die ihm seine Erfolge neideten oder ihn dafür hassten, dass Matthäus ihre Aufträge an ihn weiterleitete, wenn sie nicht vorankamen.
    Der Portier, ein kleiner Mann mit Halbglatze, verschwitztem Hemd und dickem Bauch, gab ihm mit einem freundlichen Gruß den Zimmerschlüssel. Christopher eilte nach oben und beobachtete durch die Vorhänge im Treppenhaus hindurch eine Weile die Straße, um sich zu vergewissern, dass ihm niemand gefolgt war. Dann erst ging er zu seinem Zimmer im dritten Stock, das letzte im Korridor auf der rechten Seite.
    Dort beugte er sich zu Boden, um sich zu vergewissern, dass sein Siegel noch unbeschädigt war. Es war ein Haar, mit Sekundenkleber zwischen Türrahmen und Tür gespannt, praktisch unsichtbar und nicht zu bemerken, wenn man nicht
wusste,
nach was man suchte. Es war noch dort. Leise steckte er den Schlüssel in das Schloss und öffnete die Tür.
    In dem kurzen Gang, von dem Schlafzimmer und Bad abgingen, zog er seine SIG und verschloss die Tür hinter sich. Mit der Pistole im Anschlag warf er einen Blick in das Badezimmer, bevor er das Schlafzimmer betrat. Alles schien so, wie er es am Morgen hinterlassen hatte. Doch Christophers Job brachte eine gewisse Paranoia mit sich, so dass er sich erst entspannte, nachdem er sich auch vergewissert hatte, dass auch die Siegel an den Fenstern noch intakt waren. Nachdem er die Pistole auf den Tisch gelegt hatte, zog er das verschwitzte T-Shirt aus, schlüpfte aus Stiefeln und Sockenund nahm ein Bier aus dem Kühlschrank. Müde ließ er sich auf sein Bett sinken, legte die Beine auf den Tisch und schaltete mit der Fernbedienung den Fernseher ein. Fünf Minuten lang gaffte er irgendwelche brutalen Trickfilme, bei denen sich Comictiere gegenseitig in ihre Bestandteile zerprügelten, bevor es ihm zu dumm wurde und er weiterschaltete.
    Die Tür des Badezimmers sprang auf. Noch bevor er zu seiner Waffe greifen konnte, war die Mündung einer Pistole auf ihn gerichtet.
»Keine Bewegung!« ,
stieß die Frau dahinter aus.
    Christopher erstarrte. In Sekundenbruchteilen hatte er erkannt, dass er die Pistole nicht rechtzeitig erreichen würde. Zu viel Zeit, in der sie schießen konnte. Und sie
würde
schießen. Ganz langsam hob er seine Hände nach oben und ließ sich zurück auf das Bett sinken.
    »Hallo, Maria.«
    »Hallo, Christopher.« Vorsichtig, die Pistole weiter auf ihn gerichtet, trat sie an den Tisch und nahm die SIG an sich. Sie steckte sie in ihren Hosenbund und setzte sich ihm gegenüber auf den kleinen Sessel. Sie trug weite, weiße Sommerhosen, ein hellblaues T-Shirt und Sandalen, ihre braunen langen Haare waren gelockt und gepflegt. Ihr sonnengebräuntes Gesicht war ungeschminkt, doch Maria hatte das noch nie nötig gehabt. Ihre großen braunen Augen, die vollen Lippen und ihre geschwungenen Wangenknochen machten sie auch ohne Schminke schön. »Hör auf, mich so anzusehen, Christopher!«, forderte sie barsch.
    Er zuckte mit den Schultern und sah zur Decke. »Was willst du?«
    »Als erstes deine Hosen.«
    Christopher brauchte einen Moment, um das zu verarbeiten.
» Was ?«
    »Deine Hosen. Solange du noch etwas anhast, weiß ich nicht, ob du nicht doch noch eine Waffe an dir hast.«
    »Du weißt, dass ich nur
eine
Pistole trage!«
    Nun war es an ihr, mit den Schultern zu zucken. »Die Zeiten ändern sich.«
    Schicksalsergeben stand Christopher auf und schlüpfte aus seiner Jeans. Er warf ihr einen kurzen Blick zu. Ihre kalte Miene war Aufforderung genug, und so schlüpfte er auch aus seiner Unterhose. Splitternackt setzte er sich wieder auf sein Bett. Er fühlte sich bescheuert, und das ärgerte ihn. Sie hatte es geschafft, ihm die Konzentration zu nehmen. Er hatte sie gut trainiert. »Kann ich jetzt wenigstens die Hände runternehmen?«, fragte er.
    »Ja. Aber eine falsche Bewegung und du bist tot, Christopher.«
    Er nickte. Er glaubte ihr. Langsam ließ er seine Arme neben sich auf das Bett sinken.
    »Du hast einen riesigen Fehler gemacht«, erklärte er ihr.
    »Nicht nur einen«, gab sie zurück. »Aber ich bin der festen Überzeugung, dass das hier kein Fehler ist. Es ist der erste Schritt, meine Fehler wiedergutzumachen.«
    »Wie willst du etwas
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