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Schattenseelen Roman

Schattenseelen Roman

Titel: Schattenseelen Roman
Autoren: Olga Krouk
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Finger um ihren Arm geschlossen. Jetzt erreichten sie den achten Stock. Wollte er mit ihr aufs Dach? Vor allem - was hatte er mit ihr vor? Sie zu beseitigen, weil sie anscheinend die Einzige war, die die Wahrheit kannte?
    Das Licht ging aus. Der Mann spähte über das Geländer und zerrte Evelyn zur Tür, womit er ihr fast den Arm ausgekugelt hätte. Zusammen stürzten sie in den Flur und stießen mit einer Ärztin zusammen.

    »Hilfe!«, keuchte Evelyn. »Rufen Sie die Polizei. Bitte!« Für einen Augenblick bekamen ihre ausgestreckten Finger den Kittel zu fassen. Die Ärztin wich zurück.
    Der Mann schien für eine Sekunde aus dem Konzept gebracht zu sein. Jedenfalls lockerte sich sein Griff. Evelyn fuhr herum und kratzte ihm über die Wange. Er zischte und drückte eine Hand an die Schürfwunde. Die Hand, mit der er Evelyn festgehalten hatte. Sie schlug ihm mit einer Faust gegen das Kinn und rannte los. Ohne zu überlegen wohin, hastete sie den Korridor entlang und schlüpfte durch eine halb geöffnete Tür. Ein leeres Krankenzimmer. Sehr gut. Sie lehnte sich gegen eine Wand und zwang sich, ihren Atem zu mäßigen, damit ihr Angreifer sie auf dem Flur nicht hören konnte.
    Die Minuten verstrichen. Alles blieb still.
    Nach einer Weile schwankte sie zum Fenster und riss es auf. Die schwüle Nachtluft schlug ihr entgegen, weiter draußen blinkten die Lichter der Stadt. Mit dem Ärmel wischte sie sich über die verschwitzte Stirn. Was war das für ein verrückter Tag? Vielleicht fantasierte sie ja nur.
    Träumen … Schlafen … Das war eine gute Idee. Die Kopfschmerzen marterten ihr Hirn, und ihr Körper fühlte sich wie ein Schwamm an, den eine höhere Macht bis zum letzten Tropfen ausquetschte. Evelyn schloss die Augen. Ihr Geist flüchtete aus der Realität. Sie roch die frisch gebackenen Pfannkuchen und die
Erdbeermarmelade, schmeckte die frische, von der Kuh noch warme Milch auf der Zunge. Ihre Mutter schmunzelte, um ihre Augen und die Mundwinkel bildeten sich Fältchen. Einige Haare hatten sich aus ihrem Dutt gelöst, standen hervor und bildeten einen Kranz um ihren Kopf.
    »Verflucht, du machst es einem äußerst schwer! Wach auf!«
    Ihre Mutter, die so gern gelächelt, es aber inzwischen verlernt hatte, rüttelte an ihrer Schulter.
    »Wach auf!«
    Evelyn wurde grob durchgeschüttelt. Wie lange hatte sie geschlafen? Es kam ihr wie Stunden vor. Sie schlug die Augen auf und sah ihren Verfolger. Er hatte sie gefunden!
    »Was wollen Sie von mir?«, stöhnte sie.
    »Das hat aber gedauert! Ich dachte, ich kriege dich nicht mehr wach. Warum sind die hinter dir her?« Während er sprach, zog er sie in den hellen Flur.
    »Was? Wer?« Sie kniff die Lider zusammen, um nicht in das grelle Licht zu schauen.
    »Wer bist du? Wo kommst du her?« Die Fragen prasselten auf ihren schmerzenden Schädel. Warum musste er so viel reden?
    »Ich habe keine Ahnung, was Sie von mir wollen«, murmelte Evelyn bockig. »Lassen Sie mich endlich los.«
    Aber er ließ sie nicht los. Er blieb nicht einmal stehen, sondern zerrte sie weiter hinter sich her. Evelyn
wehrte sich nicht mehr. Sie ließ sich schleppen, wohin auch immer. Es war ihr egal geworden, sie hatte doch keine Chance gegen ihn.
    »Stehen bleiben! Polizei!«
    Ah, schön, strich ein müder Gedanke durch ihren Kopf. Das wurde auch Zeit.
    Der Mann drückte Evelyn an sich. In seinen Armen konnte sie sich kaum bewegen, ja, sogar kaum atmen.
    »Lassen Sie die Frau los und heben Sie die Hände hoch!«
    Vor ihren Augen verschwamm alles, Evelyn vermochte nicht einmal einzuschätzen, wie viele Polizisten da standen. Sie lehnte den Kopf an die Brust ihres Entführers, spürte seine Muskeln unter dem Hemd und lauschte seinem Herzschlag. Sie wollte endlich schlafen.
    »Ich fürchte, das geht nicht«, erwiderte der Mann, ob auf ihr Vorhaben oder die Aufforderung, sie gehen zu lassen. Nur Evelyn vernahm sein Wispern, wobei es wie aus weiter Ferne zu ihr drang: »Seht mich an. Seht mir in die Augen, Jungs.«
    »Ich wiederhole: Lassen Sie die Frau los!«
    »Sind Sie etwa neidisch?« Schritt für Schritt wich er zusammen mit ihr zurück. »Wollen Sie lieber mit ihr kuscheln? Es tut mir leid, aber ich konnte noch nie teilen.« Mit einem Satz sprang er hoch und riss Evelyn mit sich. Unter den Füßen spürte sie die Fensterbank.
    »Letzte Warnung …«
    » Maldita sea «, murmelte er, bis zum Äußersten angespannt.
»Na kommt schon, schaut mir in die Augen, nur für eine Sekunde.« Erleichtert
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