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Schattenlaeufer und Perlenmaedchen - Abenteuer Alltag in Japan

Schattenlaeufer und Perlenmaedchen - Abenteuer Alltag in Japan

Titel: Schattenlaeufer und Perlenmaedchen - Abenteuer Alltag in Japan
Autoren: Christine Liew
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Bezeichnung immer mal wieder durch trendige Pseudonyme wie Pink Health ersetzt wird.
    Doch egal wie der Name lautet, in erster Linie sollen die Zimmer einfach Spaß machen, schnell und umkompliziert zu erreichen sein und obendrein Exklusivität ausstrahlen. Japaner sind bekanntlich Weltmeister im Kurzzeit-Relaxen und lassen sich das gerne etwas kosten. Was braucht man mehrere Wochen Sommerurlaub, wenn es auch sieben Tage tun, was braucht man ein ganzes Wochenende, um Schwung in die Ehe zu bekommen, wenn man das auch in zwei Stunden schafft? Das reicht dem modernen Großstadtbewohner an Entspannung und zur Beziehungspflege allemal. Ich aber finde den Aktionsmarathon auf Dauer ganz schön anstrengend. Die nächste Reise, schwöre ich mir, geht wieder zu einem Ryokan mitten im ereignislosen Nirgendwo. Emi und ihr Mann kommen aus Neugierde mit. Sie waren schon lange nicht mehr dort, wo nichts passiert.

Süßer die Schellen nie rasseln
    Weihnachten feiern in Japan! Anfang November beginnen die Geschäfte mit dem Dekorieren der Auslagen, in den Alleen erstrahlen die Bäume in ungewohntem Lichterglanz. Tanzende Weihnachtsmänner in den Shopping Malls und kulleräugige Rentiere in den Vorgärten der Neubausiedlungen. Ich liebe diese Zeit und genieße den Kitsch in vollen Zügen. Lange schon habe ich nicht mehr so prächtig geschmückte Bäume gesehen, wie sie hier in den Kaufhäusern stehen. Freunde holten schon vor Wochen ihre kleinen Plastikbäumchen aus dem Schrank. Im Wohnzimmer blinken sie nun mit dem Fernseher um die Wette und warten auf die Heilige Nacht. Die wird in so mancher Familie kurzerhand auf den 23. Dezember vorverlegt, denn dann ist Kaisers Geburtstag und die Väter bleiben daheim. Weihnachten ist kein japanischer Feiertag, und so kurz vor dem geschäftigen Jahresende herrscht gewöhnlich Urlaubssperre. Also feiern Familien mit kleinen Kindern, die sich mit Santa und Kalendertagen noch nicht so gut auskennen, häufig ein wenig früher. Alle anderen, wenn überhaupt, gönnen sich am 24. Dezember einen schönen Abend. Dazu lädt man sich Freunde ein und macht eine home party, bei der die Gäste auch schon mal ein Gericht mitbringen dürfen. Das gilt als besonders weltoffen und ist immer noch recht ungewöhnlich für eine Gesellschaft, die Freunde lieber ins Restaurant einlädt, als sie daheim in den eigenen vier Wänden zu bewirten. Sachkundige Anleitungen erhalten Party-Novizen von den Dezemberausgaben der Mode- und Kochzeitschriften. Angefangen von der passenden Anzahl der Gäste, der Einladung und der Tischdekoration ist bis zu den Speisen der Gesamtablauf des Abends akkurat aufgelistet. Grundsätzlich muss alles in Rot, Grün und Weiß gehalten sein, dabei darf es ruhig ein wenig greller als gewohnt zugehen und das gute Porzellan bleibt im Schrank. Es soll nicht festlich, sondern fröhlich sein. Panierte Hühnerschenkel fehlen dabei ebenso wenig wie die obligatorische Weihnachtstorte mit perfekt geformten Erdbeeren und ganz viel Schlagsahne. Dieser Kurisumasu Keki (vom englischen christmas cake ) ist der Höhepunkt jeder noch so kleinen Weihnachtsparty. Praktischerweise fällt der Einkauf den Männern auf dem Heimweg von der Arbeit zu. Steht Vater mit der Torte in der Tür, ist also endlich Weihnachten. Zum Essen stoßen alle an, die Kleinen bekommen extra Kinderwein. Wenn der Nachwuchs das Fest der Feste verschlafen soll, sollte man sie nicht am Nachschenken hindern. Wir haben es ausprobiert, es funktioniert. Erst kichern sie über jeden Unsinn und dann sinken ihre kleinen Köpfe aufs Tischtuch. Auf Lockrufe wie „Der Weihnachtsmann war noch nicht da!“ antworteten sie mit einem leisen Seufzen und seligem Lächeln. Unsere Kinder hatten einen Rausch, vom rosaroten angeblich harmlos alkoholfreien „Bubble Kiddy Wine“. Ihre Geschenke bekamen sie entgegen heimatlicher Tradition am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrühe. Da hätten wir Erwachsene gerne noch geschlafen …
    Ist man Single und kinderlos, geht an Heiligabend so richtig die Post ab. Aber bitte nur zu zweit, denn der 24. Dezember gilt als der romantischste Abend des gesamten Jahres. Wer für diesen Tag kein ernsthaftes Date mit kostspieligem Restaurantbesuch und Übernachtung im Hotel hat, ist sozial mausetot. Da verkriecht man sich lieber und schützt Überstunden vor, die am Ende des Jahres tatsächlich immer genug anfallen. Den Eltern einen Gefallen zu tun und Heiligabend mit ihnen zu verbringen, geht auch nicht. Die ältere Generation
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