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Schattenherz

Schattenherz

Titel: Schattenherz
Autoren: David Farland
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zahlreiche ältere Menschen hatten sich um ihn versammelt, um ihn zu bestaunen. Frauen hatten sein graues Fleisch befühlt und in gespieltem Entsetzen zu kreischen angefangen.
    Jetzt, wurde ihm klar, würden die Kinder hier dasselbe mit ihm machen.
    Haben wir so viele Meuchelmörder in dieses Reich geschickt, fragte er sich, daß sie so große Angst vor mir haben?
    Doch natürlich lautete die Antwort ja. Diese Kinder hatten hier das Licht der Welt erblickt, waren ihr ganzes Leben hier versteckt gewesen. Und so mancher Unabhängige Ritter hätte den »ältesten lebenden Sohn«, hätte er von seiner Existenz gewußt, für ein lohnendes Ziel gehalten. Borenson wunderte sich in der Tat, was aus dem ältesten nicht lebenden Sohn geworden war.
    »Es steht Euern Kindern frei, mich zu berühren«, antwortete Borenson. »Obwohl ich ein Unabhängiger Ritter bin, werde ich ihnen kein Haar krümmen.«
    Saffira redete leise auf den Jungen ein, und dieser stöhnte, als er erfuhr, daß Borenson ein Unabhängiger Ritter war. Er näherte sich mit zögerlichen Schritten, berührte vorsichtig die kahle Stelle auf Borensons Kopf und lief anschließend sofort davon. Unmittelbar danach vernahm Borenson die Schritte eines kleineren Kindes, das angelaufen kam, und wieder wurde er berührt. Zum Schluß trippelte ein ganz kleines Kind heran, das noch kaum laufen konnte, ein Kind, das nicht älter als ein, zwei Jahre sein konnte, nach Borensons Haaren grapschte und ihn tätschelte, als sei er eine junge Katze.
    Drei Kinder, registrierte Borenson. Rahjim hatte berichtet, Saffira sei seit fünf Jahren Raj Ahtens Lieblingsfrau. Er hatte gar nicht erst darüber nachdenken wollen, ob sie ihm ein Kind geboren hatte, und noch viel weniger deren drei.
    Auf Geheiß der Mutter ließ das jüngste Kind von ihm ab.
    »Ihr habt eine Nachricht für mich, und ein Geschenk?« fragte Saffira.
    »So ist es, Euer Hoheit«, erwiderte Borenson, sich darüber im klaren, daß man ihn mit einer gewissen Feindseligkeit behandelte. Der Brauch verlangte, daß sie ihm etwas zu essen und zu trinken anbot, bevor sie ihm nach seinem Ansinnen fragte. Saffira jedoch bot nichts dergleichen an. »Ich komme aus Heredon, mit einem Geschenk und einer Nachricht von Gaborn Val Orden, dem Erdkönig.«
    Es gab eine längere Pause, und Saffira holte tief Luft.
    Borenson stellte fest, daß sie hier, an diesem abgeschiedenen Ort, nichts von dem Erdkönig in Heredon erfahren hatte.
    »Aber Heredon wird doch von König Sylvarresta regiert, oder etwa nicht?« fragte Saffira.
    »Wir befinden uns im Krieg«, erklärte Borenson. »Euer Gemahl hat uns angegriffen…«
    »Er hätte König Sylvarresta niemals getötet!« fiel Saffira ihm ins Wort. »Das habe ich ihm untersagt. Er hat versprochen, Milde walten zu lassen. Sylvarresta war ein Freund meines Vaters!«
    Sämtliche Luft entwich auf einmal Borensons Lungen, was ihn zu einem überraschten Hüsteln veranlaßte. Es stimmte, Raj Ahten hatte sich gegenüber Sylvarresta ungewöhnlich zuvorkommend gezeigt und ihm eine Gabe der Geisteskraft genommen und nicht das Leben. Doch nicht einmal in seinen wildesten Phantasien hätte Borenson die Möglichkeit in Betracht gezogen, daß es der Einfluß einer Frau gewesen war, der Sylvarresta eine solche Gnade eingebracht hatte.
    Sein Verstand arbeitete. Er hatte den Versuch, hierherzukommen, um auf Gaborns Drängen mit Saffira zu sprechen, für sinnlos gehalten. Hatte Pashtuk es nicht am besten ausgedrückt, als er meinte, Gaborn sei ein Schwächling, weil er auf den Rat von Frauen hörte?
    Und dennoch sah es ganz so aus, als hätte Saffira einen gewissen Einfluß auf Raj Ahten.
    »Euer Hoheit«, gab Borenson zu, »Euer Gemahl hat Wort gehalten. Raj Ahten hat König Sylvarresta nicht getötet.«
    »Könnt Ihr den Namen des Kriegers nennen, der ihn getötet hat?« fragte Saffira. »Ich werde dafür sorgen, daß er bestraft wird.«
    Borenson wagte nicht, die Wahrheit zu sagen. Er getraute sich nicht zu sagen: »Ich, der ich hier vor Euch knie, habe König Sylvarresta getötet.« Hoffentlich war ihm die verlegene Röte im Gesicht nicht anzumerken.
    Statt dessen behauptete er: »Den vermag ich nicht zu nennen, Euer Hoheit. Ich weiß nur, Gaborn Val Orden befindet sich in Heredon und wurde von der Erde erwählt, ihr König zu sein.«
    Saffira zögerte. »Gaborn Val Orden – der Prinz von
    Mystarria – behauptet, ein Erdkönig zu sein?«
    »Es ist wahr, Euer Hoheit«, sagte Borenson. »Der Geist von Erden
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