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Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Titel: Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn
Autoren: R.A. Salvatore
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seine Kammer in der winzigen Hütte von ihrer und De’Unneros trennte.
    Aydrian sah sie fragend an. Er hatte ihr leidenschaftliches Liebesspiel wie auch Sadyes misstönendes Geklimper auf der Laute gehört und argwöhnte aufgrund seines instinktiven Verständnisses von Magie, dass die Missklänge und das neuerliche Erscheinen des Wertigers womöglich kein Zufall waren.
    »Wenn die Bestie wieder tötet, werden wir einmal mehr unser Zuhause aufgeben müssen«, sagte Sadye.
    »Dieses Kaff hier kann man wohl kaum als Zuhause bezeichnen«, erwiderte Aydrian.
    »Und deshalb erlaubt Nachtfalke dem Wertiger, seine Bewohner einfach umzubringen?«, fragte Sadye schlau.
    Aydrian sah ihr fest ins Gesicht. Er konnte die Dorfbewohner nicht besonders leiden – während der Wochen, die er mit Sadye und De’Unnero unterwegs gewesen war, hatte seine Verachtung für seine eigene Art eher noch zugenommen. Dabei war ihm die Ironie durchaus bewusst. Die einzigen Menschen, die er seit Brynn Dharielles Abschied kennen gelernt hatte und für die er aufrichtigen Respekt empfand, waren eben jener Mann, von dem er glaubte, dass er der Mörder seines Vaters war, sowie die Frau, die dieser zu seiner Geliebten auserkoren hatte.
    »Versuch die Bestie zu kontrollieren, wenn sie ausbricht«, befahl ihm Sadye. »Jag sie zurück in sein Innenleben.«
    Aydrian nahm den Hämatit, den sie ihm hinhielt, stieg aus seinem Bett und ging entschlossen hinüber in den angrenzenden Teil der Hütte.
    Dort lag De’Unnero und kämpfte mit den heftigen Schmerzen seiner Verwandlung; seine Beine waren bereits die der riesenhaften Katze.
    Aydrian ließ sich mühelos in die Magie des Steins fallen und sandte flugs seinen Geist aus, damit er mit dem winzigen Funken Menschlichkeit in diesem Wesen, das hier vor ihm lag, Kontakt aufnahm.
    Wenig später saßen die drei ungleichen Gefährten gemeinsam um den Tisch und schwiegen sich lange, sehr lange an.
    Schließlich nickte De’Unnero Sadye zu, woraufhin diese Aydrians Beutel auf den Tisch legte und zu ihm hinüberschob. »Die hast du dir redlich verdient«, lautete ihre Erklärung.
    Marcalo klopfte Aydrian anerkennend auf die Schulter, stand auf und ging zu seinem Bett. Sadye lächelte Aydrian ein letztes Mal zu, dann erhob sie sich ebenfalls und folgte ihm.
    »Ich hab keine Lust, mein ganzes Leben von einem unbedeutenden Kaff zum nächsten zu ziehen«, rief Aydrian ihnen hinterher.
    De’Unnero blieb stehen, drehte sich langsam um und sah den jungen Mann an. »Also gut, dann auf nach Palmaris«, sagte er. »Palmaris wird dir gefallen.«
    Aydrian strahlte übers ganze Gesicht, als er sich seinen Beutel mit den magischen Steinen schnappte, den Beweis dafür, dass er das Vertrauen seiner neuen Gefährten gewonnen und endlich Freunde gefunden hatte, noch dazu solche, für die er aufrichtigen Respekt empfand. Er konnte so viel von ihnen lernen, von Sadyes alten Liedern und Marcalos geradezu unglaublichem Können, das die Kampfkünste der abellikanischen Mönche in einem völlig neuen Licht erscheinen ließ.
    In diesem Augenblick, in diesem unscheinbaren, durch und durch nichtssagenden und bedeutungslosen Dorf, kam es so zu einer Verbindung zwischen Kirche und Staat, die ebenso tiefgreifend war wie jene, die die Königin des Bärenreiches in das Amt der obersten Ordensschwester von St. Honce berufen hatte – zu einer Bündelung weltlicher und geistlicher Macht, die, einmal verwirklicht, die Welt für immer verändern würde.
     
    Zur gleichen Zeit, viele hundert Meilen entfernt, verfolgte Königin Jilseponie, wie Fio Bou-raiy zum ehrwürdigen Vater des Abellikaner-Ordens gewählt wurde.
    War das eine gute Sache?, fragte sich Jilseponie, denn noch das Beste, was sie über Fio Bou-raiy sagen konnte, war, dass er von zwei Übeln das geringere war. Der Gedanke lenkte ihre Aufmerksamkeit zur Seite des großen Saales hinüber, wo ein finster dreinblickender Mann saß, dessen ergrautes Haar sich bereits lichtete und das so gerade abstand, als hätte jemand versucht, es ihm auszureißen. Mitten auf seinem Schädel war er völlig kahl, was Jilseponie umso deutlicher erkannte, als er wegen eines ausgeprägten Buckels leicht vornübergebeugt saß. Sogar während Fio Bou-raiy den heiligen Eid ablegte, rieb sich Abt Olin mit seinen dürren, zittrigen Händen noch die Augen.
    Seine Arme waren spindeldürr und faltig, seine Haut von den zahllosen Jahrzehnten unter der strahlend hellen Sonne Entels gegerbt. Trotzdem umgab diesen Mann
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