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Schattenblume

Schattenblume

Titel: Schattenblume
Autoren: Karin Slaughter
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wie die verdammte Jungfrau Maria zurück. Sie hat gesagt, sie wollte, dass ich eine ehrbare Frau aus ihr machte. Ist das zu fassen? Ich sie heiraten! Sie war wie ein Stück Kuchen, das je‐
    der Mann aus dieser verdammten Stadt angebissen hatte.
    Ich wäre zum Gespött der Leute geworden, wenn ich die
    Nutte geheiratet hätte.»
    «Nennen Sie sie nicht so», warnte Jeffrey. «Dazu haben
    Sie kein Recht.»
    «Und ob ich das Recht habe», schoss Hoss zurück. «Sie
    hat doch nichts als Ärger gemacht. Sie hat behauptet, du hättest sie vergewaltigt. Wie hat dir das gefallen?»
    «Ach so ist das», sagte Jeffrey, «dann haben Sie sie für mich getötet?»
    «Und für Robert», sagte er.

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    Jeffrey hatte Mühe, sich zu beherrschen. Aber er musste
    ihn reden lassen. «Was ist passiert?»
    «Sie kam aufs Revier.» Er zeigte auf das Büro, selbst die bloße Erinnerung schien ihn noch zu empören. «Hierher,
    in mein Büro.»
    «Und?»
    Hoss drehte sich wieder zu der Flagge und fuhr die Gra‐
    vierung auf der Holzkiste mit dem Finger nach. «Es war
    spät, vielleicht so wie jetzt. Es war kaum jemand da.» Er schwieg. «Sie war heiß, wie immer, und dann hat sie plötzlich damit aufgehört. Das Biest wollte einen immer nur
    scharfmachen.»
    Jeffrey wartete.
    «Also», fuhr Hoss fort, «darüber haben wir uns unter‐
    halten.»
    «Hast du sie vergewaltigt?»
    «Sie wollte es so», sagte Hoss. «Sie wollte immer.»
    Jeffrey war schlecht. «Und was dann?»
    «Sie hat gesagt, sie will, dass ich sie heirate. Sie wollte nicht, dass ihre Mutter Eric großzieht.»
    Jeffreys Blick schweifte über die Kiste mit der Flagge. Er hatte die Messingplakette schon tausendmal gesehen,
    doch er hatte nie eine Verbindung gezogen. JOHN ERIC
    HOLLISTER. Julia hatte Hoss gedrängt, und ohne es zu
    wissen, war sie zu weit gegangen.
    «Ihr habt euch gestritten?», fragte Jeffrey.
    «Ja», Hoss nickte. «Ich habe ihr Geld angeboten. Sie hat es mir vor die Füße geworfen. Sie hat gesagt, wenn wir
    verheiratet wären, würde sie sowieso alles kriegen.» Er
    lachte bitter. «Nicht zu fassen, wie dumm sie war. Zu glau‐
    ben, das würde ich tun. Zu glauben, dass sie zu mehr gut war als zum Blasen und Ficken.»

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    Jeffreys Kiefer taten weh, so fest biss er die Zähne aufein‐
    ander. Jedes Mal, wenn Hoss den Mund aufmachte, musste
    er sich beherrschen, ihm nicht an die Gurgel zu gehen.
    «Sie hat nicht aufgehört. Hat mir gedroht. Aber mir
    droht keiner.»
    «Also haben Sie sie umgebracht.»
    «Quatsch», sagte Hoss. «Ich hab versucht, mit ihr zu re‐
    den. Hab versucht, sie zur Vernunft zu bringen.» Hoss
    drehte sich um, er hatte ein seltsames Lächeln auf den Lip‐
    pen, als erwartete er Jeffreys Bestätigung. «Ich hab ver‐
    sucht, sie aus dem Büro zu kriegen. Hab sie ein bisschen zur Tür geschubst. Das Nächste, was ich mitkriege, ist,
    dass sie mir plötzlich auf den Buckel springt. Wie findest du das? Springt mir auf den Buckel, schreit und tritt und kratzt. Früher oder später hätte es jemand gehört, wäre
    reingekommen und hätte gefragt, was zum Teufel hier los
    ist.»
    Jeffrey nickte düster.
    «Im nächsten Moment hatte ich die Hände um ihren
    Hals», sagte Hoss und hielt die Hände in die Luft. Robert hatte das Gleiche getan, als er gestand, Julia umgebracht zu haben. Aber Hoss spielte die Szene mit der Leidenschaft eines Menschen nach, der dabei gewesen war. Hoss
    kämpfte mit den Dämonen der Vergangenheit, versuchte
    die Erinnerung zu erwürgen. Aus seiner Nase tropfte jetzt ein stetiges Rinnsal Blut, doch er achtete nicht mehr darauf.
    Hoss sagte: «Ich wollte, dass sie endlich den Mund hält.
    Ich wollte ihr nicht wehtun, ich wollte nur, dass sie zu schreien aufhört. Und dann hörte sie auf.» Er fixierte eine Stelle hinter Jeffrey. «Ich hab noch versucht, ihr zu helfen. Mund‐zu‐Mund‐Beatmung. Herzmassage. Aber sie war

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    weg. Ihr Kopf... hing so runter ... Ich glaube, ich habe ihr das Genick gebrochen.»
    Jeffrey ließ die Worte einige Sekunden im Raum stehen.
    Er versuchte zu verstehen, was tatsächlich passiert war.
    Vor ein paar Jahren hätte er Hoss' Worte ohne zu zögern geglaubt. Vielleicht hätte er ihm sogar geholfen, die Spuren zu verwischen. Aber jetzt nahm er die Worte als das, was sie waren: Eine Lüge, mit der Hoss sich die Wahrheit so zurechtbiegen wollte, dass er nachts schlafen konnte.
    Jeffrey kam auf ihn zu. «Sie haben sie erwürgt.»
    «Ich hab es nicht gewollt.»
    «Wie lange hat
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