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Schattenbluete - Band 2 - Die Waechter

Schattenbluete - Band 2 - Die Waechter

Titel: Schattenbluete - Band 2 - Die Waechter
Autoren: Nora Melling
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seiner Wolfsform kämpft, ist wieder Thursen. Leichtsinnig ist er und arrogant. Glaubt er wirklich, er hat ohne seine Reißzähne eine Chance gegen Gegner wie uns?
    Einen Wolf befördert Konstantin mit einem einzigen Fußtritt über die ungesicherte Kante. Aufheulend wird er hochgeschleudert und stürzt herab. Ich sehe ihn verschwinden, im Hintergrund schimmert die runde Kuppel des Fernsehturms. Es hat wieder begonnen zu schneien. Die Wölfe jaulen auf, als sie erkennen, was einem von ihnen zugestoßen ist. Dann stürmen sie auf uns zu. Jetzt muss sich zeigen, ob wir genügend trainiert haben. Chiara, die noch nie Werwölfe gesehen hat, erstarrt. Adrian stößt sie an. Dann fasst sie sich und kämpft wie ein Teufel an unserer Seite.

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    35. Luisa
    Ich bin mir noch nie so verdammt langsam vorgekommen! Atemlos hetze ich bergauf. Ich weiß sofort, in welcher Kuppel sie sind: Die Kampfgeräusche, das Knurren sind nicht zu überhören.
    Da ist die Treppe, die hinaufführt. Ich habe meinen Fuß schon auf der ersten Stufe, da werde ich am Arm gepackt. «Du willst da doch jetzt nicht hoch, Luisa?», flüstert Rieke.
    Ich muss doch dabei sein. «Ich muss –»
    «Du musst dich verstecken, sonst nichts!» Und sie zieht mich in den Raum unter dem Antennenturm. Leer, verwahrlost und die ehemals weißen Wände mit Graffiti besprüht. Überall liegen zerbrochene Glasflaschen herum. Rieke hält einen Finger vor den Mund. Wir sind die Schwächsten hier. Am besten, man bemerkt uns nicht.
    Leise gehen wir zu einem der leeren Fensterlöcher hinüber, lauschen. Da stürzt direkt vor uns ein Körper in den Schnee. Ein Wolf, der sich noch einmal windet und dann im Sterben wieder der Junge mit Dreadlocks wird. Janok, ausgerechnet Janok, der nicht sterben wollte, liegt jetzt tot da! Ich will zu ihm, sehen, ob vielleicht doch noch Leben in ihm ist, doch Rieke hält mich mit aller Kraft zurück. Zeigt stumm nach oben. Ich habe die vielen hastigen Schritte über uns auf der Treppe nicht gehört. Schritte, die am Eingang zu unserem Raum anhalten. Jede von uns rennt in eine andere Richtung. Wir ducken uns in die Schatten, Rieke rutscht tief in einen Schaltkasten und zieht die Tür vor sich zu. Ich ducke mich in eine dunkle Ecke und versuche, nicht zu atmen. Natürlich sieht mich doch einer und brüllt: «Ey, guckt mal hier!»

[zur Inhaltsübersicht]
    36. Elias
    Die Menschen sind verschwunden. Als wir kamen und ihre Gegner abgelenkt waren, sind sie so schnell wie möglich geflohen, die Treppe hinunter, in Sicherheit, hoffentlich. Doch wir kämpfen weiter. Wir Shinanim halten die Wölfe auf, damit sie den Menschen nicht folgen. Jetzt sind es nur noch die Werwölfe und wir.
    Die Bestien wollen an uns vorbei. Ein riesiger schwarzer Wolf und eine schlanke Wölfin an seiner Seite versuchen, sich den Weg zur Treppe frei zu beißen. Konstantin und ich halten sie auf. Sarah kommt hinzu, nachdem sie einen hellen Wolf abgeschüttelt hat. Er jault auf, als ihre Hände sein Fell versengen. Beißender Gestank nach verbranntem Haar füllt den Raum. Thursen, ihr verrückter Leitwolf Thursen, hat sich noch immer nicht verwandelt. Tobt unter uns wie ein Derwisch und verteilt Tritte. Schlägt nach uns mit einer abgebrochenen Holzlatte und lenkt sein Rudel im Kampf. «Norrock!», schreit er. «Hilf Zrrie!» Der mächtige schwarze Wolf folgt seiner Anweisung, packt Selina mit den Zähnen und zerrt sie von einer kleineren Wölfin weg. Selina wehrt sich mit Händen und Füßen, doch der schwarze Wolf zerrt sie zu der Kante, über die der andere Wolf gestürzt ist. Adrian und Raquel schlagen und treten auf den Wolf ein, bis er Selina endlich loslässt. Raquel wird zu Boden gerissen, während Adrian die benommene Selina von der Kante wegzubringen versucht. Immer noch versuchen Wölfe, zur Treppe durchzudringen. Hat ihr Tierverstand nicht begriffen, dass ihre Beute, die Menschen, längst weg sind?
    Da trickst eine Wölfin Chiara aus. Ich könnte schreien vor Abscheu, als das blutrünstige Tier auf der Treppe auf einmal seine Gestalt ändert. Als sein Körper sich streckt, ihm Arme und Beine wachsen und aus dem geifernden Wolfsmaul ein wütendes Menschengesicht hervorbricht. Immer noch blutverschmiert. Eine schwarze, stählerne Kriegerin, eine Höllenkreatur, die «Thursen!» brüllt, mit dem Arm die Treppe hinunterzeigt. Einen Augenblick später hat sie ihr Menschsein abgestreift wie eine Schlangenhaut und springt als Wölfin die Stufen hinab.
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