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Schatten über dem Paradies (German Edition)

Schatten über dem Paradies (German Edition)

Titel: Schatten über dem Paradies (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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Verantwortung nicht noch einmal übernehmen – oder diese Schuld.“
    „Ich weiß nicht, wovon du sprichst, zum Teufel“, explodierte Cliff. „Ich sage dir, dass du mich heiraten wirst.“
    „Genau das ist es. Du hast mir nichts zu sagen!“ Sie riss sich los, und die Schläfrigkeit in ihren Augen verwandelte sich in Feuer. „Jerry sagte mir, wir würden heiraten, und ich bin mitgelaufen, weil es richtig erschien. Er war mein bester Freund. Er hatte mir über den Tod meiner Eltern hinweggeholfen. Er hatte mich ermutigt, wieder zu schreiben. Er wollte sich um mich kümmern.“ Maggie strich sich durch das Haar. „Und ich habe ihn gewähren lassen, bis es bergab ging und er nicht einmal auf sich selbst aufpassen konnte. Ich konnte ihm nicht helfen. Das kann ich nicht noch einmal durchmachen, Cliff. Ich lasse mich nicht wieder in diesen Glaskäfig sperren.“
    „Es hat nichts mit deiner ersten Ehe zu tun und erst recht nichts mit Käfigen“, entgegnete Cliff kurz angebunden. „Du kannst verdammt gut auf dich selbst aufpassen, aber du wirst mich heiraten.“
    Ihre Augen zogen sich zu Schlitzen zusammen. „Warum?“
    „Weil ich es dir sage.“
    „Falsche Antwort.“ Wie der Blitz war sie aus dem Pick-up und knallte die Tür zu. „Du kannst dich abkühlen oder ausschlafen oder was immer du willst“, erklärte sie ihm kühl. „Ich gehe ins Bett.“ Sie drehte sich auf dem Absatz um und stieg die wackeligen Stufen zu ihrer Haustür hinauf. Als sie den Türknauf drehte, hörte sie seinen Pick-up den Berg hinunterfahren.
    Soll er doch, sagte Maggie sich. Wenn ein Mann sich einbildete, einer Frau die Heirat befehlen zu können, hatte er nichts anderes verdient. Wenn er sie wollte, wenn er sie wirklich wollte, musste er es viel besser machen.
    Ich liebe dich. Sie lehnte den Kopf an die Tür und sagte sich, dass sie nicht weinen würde. Diese drei Worte waren alles, was er hätte sagen müssen.
    Warum bellt der Hund nicht, fragte sie sich, als sie die Tür wieder schloss. Großartiger Wachhund. Verärgert wandte sie sich zur Treppe, plante ein heißes Bad und einen langen Schlaf, als ein Geruch sie stoppte. Kerzenwachs, dachte Maggie verwirrt. Und Rosen? Seltsam, dachte sie. Ihre Einbildungskraft war gut, aber nicht so gut, um Gerüche heraufzubeschwören. Sie ging zum Wohnzimmer und blieb in der Tür stehen.
    Louella saß sehr gerade und steif in einem Lehnstuhl. Ihre Hände waren säuberlich im Schoß auf demselben nebelgrauen Kleid gefaltet, das sie zum Tanz getragen hatte. Ihre Haut war so blass, dass die Ringe unter ihren Augen wie Blutergüsse aussahen. Die Augen schienen durch Maggie hindurchzustarren. Auf dem Tisch neben ihr brannten Kerzen, jetzt fast nur noch Stummel. Das Wachs war am unteren Ende der Halter erstarrt. Eine Vase mit frischen Rosen stand daneben, so dass die Brise, die zum offenen Feuer hereinstrich, den Duft durch den Raum trug.
    Nach dem ersten Schock versuchte Maggie ihre Gedanken zu ordnen. Von Anfang an war ziemlich klar gewesen, dass Louella nicht ganz gesund war. Man musste sie sanft behandeln. Maggie näherte sich ihr wie einem verletzten Vogel.
    „Mrs. Morgan“, sagte sie leise und legte vorsichtig eine Hand auf ihre Schulter.
    „Ich habe Kerzenschein immer geliebt.“ Louella sprach mit ihrer ruhigen, leisen Stimme. „So viel schöner als eine Lampe. Ich habe abends oft Kerzen angezündet.“
    „Sie sind schön.“ Maggie hielt ihren Ton sanft, als sie sich neben die Frau kniete. „Aber jetzt ist es Morgen.“
    „Ja.“ Louella blickte ausdruckslos auf das von Sonnenlicht erfüllte Fenster. „Ich bleibe oft nachts wach. Ich mag die Geräusche. Die Wälder machen nachts Musik.“
    „Kommen Sie oft nachts hierher, Mrs. Morgan?“ fragte Maggie vorsichtig.
    „Manchmal fahre ich“, sagte sie verträumt. „Manchmal, wenn die Nacht so klar und warm ist wie heute, gehe ich zu Fuß. Als Mädchen bin ich viel zu Fuß gegangen. Joyce lief schon als Baby auf den Waldwegen.“
    Maggie befeuchtete ihre Lippen. „Kommen Sie nachts oft hierher zurück, Mrs. Morgan?“
    „Ich weiß, ich sollte fortbleiben. Joyce hat mir das immer gesagt. Aber ...“ Louella seufzte. „Sie hat Stan. Er ist so ein guter Mann. Das ist Ehe, wissen Sie. Liebe und Sorge füreinander.“
    „Ja.“ Hilflos sah Maggie zu, wie Louellas Hände unruhig wurden.
    „William war kein liebevoller Mann. Ich wollte, dass Joyce einen liebevollen Mann hat, einen wie Stan.“ Sie schloss die Augen und atmete
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