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Schatten über dem Paradies (German Edition)

Schatten über dem Paradies (German Edition)

Titel: Schatten über dem Paradies (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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könnte. Woher sollte sie es wissen? Es hätte jeder sein können –der Grundstücksmakler, der ihr das Haus verkauft hatte, der Metzger, der ihr erst gestern die Schweinekoteletts empfohlen hatte, die Postangestellte, der Mann vom Bankschalter. Woher sollte sie es wissen?
    Maggies Gedanken begannen herumzuwirbeln. Für einen Moment traf ihr Blick auf Lieutenant Reikers Augen, der am Rand der Fläche stand und beobachtete. Warum ist er hier, fragte sie sich, als sie wieder gepackt und gedreht wurde. Vielleicht beobachtete er sie. Aber warum? Wollte er sie beschützen? Wovor?
    Dann war sie wieder in Cliffs Armen. Der Lieutenant tat nur seinen Job, erinnerte sie sich selbst. Aber wie sehr sie wünschte, dass er ginge!
    Da war Louella, die durch den Tanz zu schweben schien. Sie besaß die Anmut einer natürlichen Tänzerin. Und sie besaß verhaltene Würde. Es bereitete Maggie Unbehagen, weil sie fühlte, dass unter dieser Zurückhaltung etwas um Befreiung kämpfte.
    Ich bilde mir nur etwas ein, hielt sie sich vor, aber das Unbehagen blieb. Sie wurde beobachtet, das wusste sie. Von Reiker? Stan Agee? Joyce? Louella? Von jedermann. Alle hatten William Morgan gekannt. Sie war die Außenseiterin, die entdeckt hatte, was ein Jahrzehnt tot und begraben gewesen war. Die Logik wies darauf hin, dass mindestens eine Person ihr das übel nahm, vielleicht sogar alle.
    Plötzlich war die Musik zu laut, die Schrittfolge zu schnell und die Luft zu überlastet von Gerüchen.
    Dann wurde Maggie von Bogs kurzen, drahtigen Armen aufgefangen und in einem atemberaubenden Tempo gedreht.
    „Sie können gut wirbeln, Miss Maggie“, rief er grinsend und zeigte mehrere Zahnlücken. „Teuflisch gut!“
    Sie blickte in das freundliche, faltige Gesicht und grinste ihrerseits. Niemand nahm ihr etwas übel. Warum auch? Sie war nicht in eine zehn Jahre alte Tragödie verwickelt. Es wurde Zeit, dass sie aufhörte, unter die Oberfläche zu blicken, und die Dinge akzeptierte, wie sie sie sah. „Ich liebe es, herumzuwirbeln!“ rief sie Bog zu. „Ich könnte stundenlang herumwirbeln!“
    Er lachte abgehackt und gab sie für die nächste Sequenz frei. Die Musik steigerte sich, wirkte jedoch nicht mehr zu laut. Das Tempo beschleunigte, aber Maggie hätte schneller und schneller tanzen können. Als es vorbei war, hielt sie lachend die Arme um Cliffs Hals verschränkt.
    Jetzt war keine Spannung mehr in ihr, aber sie war da gewesen. Cliff glaubte den Grund zu verstehen. Bewusst steuerte er Maggie von den Agees und Louella weg. „Ich könnte ein Bier brauchen.“
    „Klingt perfekt. Ich möchte mir aber noch einen Tanz ansehen.“
    „Willst du etwa auch ein Bier?“
    Maggie zog eine Augenbraue hoch. „Darf ich vielleicht nicht?“
    Er zuckte die Schultern und gab einem Mann in einem Overall einen Dollar. „Du siehst nicht wie ein Biertyp aus.“
    „Du ordnest zu schnell nach Typen ein“, entgegnete Maggie und sah zu, wie das Bier aus einem Holzfass in Pappbecher gezapft wurde.
    „Vielleicht“, murmelte Cliff und trank den Schaum. „Amüsierst du dich gut?“
    „Ja.“ Sie lachte ihn über den Rand an. Das Bier war lauwarm, aber es war wenigstens nass. Ihr Fuß klopfte bereits den Rhythmus. Jetzt spielte auch eine Mandoline mit. Es klang wunderbar altmodisch.
    Cliff lehnte sich gegen die Mauer. „Ich hätte nicht gedacht, dass du dich hier bewegst, als wärst du hineingeboren worden.“
    Sie senkte ihren halb leeren Becher. „Wann wirst du aufhören, mich in einen schimmernden Glaskäfig zu stellen, Cliff? Ich bin keine zarte Treibhauspflanze und kein verwöhntes Hollywood-Biest. Ich bin Maggie Fitzgerald, und ich schreibe Musik.“
    Sein Blick hing lange an ihr, während um sie beide herum die Musik pulsierte. „Ich glaube, ich weiß, wer du bist.“ Er strich mit der Hand über ihre Wange. „Ich glaube, ich kenne Maggie Fitzgerald. Nur wäre es vielleicht für uns beide sicherer gewesen, wärst du in diesem Glaskäfig geblieben.“
    Sie fühlte Hitze in sich hochsteigen. Nur eine einzige Berührung reichte aus. „Wir müssen abwarten, nicht wahr?“ Sie stieß mit ihrem Pappbecher gegen den seinen. „Auf ein neues Verständnis?“
    „In Ordnung.“ Er legte seine Hand an ihr Kinn, bevor er sie küsste. „Wir versuchen es.“
    „Miss Fitzgerald?“
    Maggie drehte sich um und sah einen kleinen Mann Anfang Zwanzig vor sich, der einen Filzhut zwischen seinen Händen drehte. Bis zu diesem Moment hatte sie sich so auf Cliff konzentriert,
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