Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schatten über dem Paradies (German Edition)

Schatten über dem Paradies (German Edition)

Titel: Schatten über dem Paradies (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
Vertrag zwei Tage nach seinem Besuch erhalten. Als sie in seinem Büro anrief, hatte sie mit einer tüchtig klingenden Frau gesprochen, die ihr erklärte, die Arbeiten würden Anfang der Woche beginnen.
    Und heute ist Montag, dachte sie. Sehr pünktlich. Sie griff nach ihrem Morgenmantel und ging unter die Dusche.
    Zwei Stunden später und mit dem Kaffee gestärkt, den sie für sich selbst und den Bulldozerfahrer gemacht hatte, war Maggie auf ihren Knien auf dem Küchenboden. Auf der Theke stand ihr Tonbandgerät. Die Klänge ihrer neuen Partitur, die bald vollendet sein würde, übertönten fast das Dröhnen der Maschine. Sie ließ sich treiben, während Worte zu dem Titelsong, den sie noch komponieren musste, durch ihre Gedanken zogen.
    Als Cliff zu der Hintertür ging, war er bereits verärgert. Es war lächerlich, dass er seine Zeit hier verschwendete, bei all den anderen Aufträgen, die seine Firma zu erfüllen hatte. Trotzdem war er hier. Er hatte fast fünf Minuten lang an die Vordertür geklopft. Er wusste, dass Maggie im Haus war. Ihr Wagen stand in der Einfahrt, und der Bulldozerfahrer hatte ihm gesagt, dass sie vor ungefähr einer Stunde Kaffee ins Freie gebracht habe.
    Die Musik, die aus den offenen Fenstern drang, erregte seine Aufmerksamkeit und seine Einbildungskraft. Er hatte diese Melodie noch nie gehört. Sie war sexy, stimmungsvoll. Nur Klavier, keine Streicher oder Blasinstrumente, doch man wollte zuhören und sich keine Note entgehen lassen. Einen Moment blieb er stehen, irritiert und bewegt.
    Cliff wollte gerade an die Fliegengittertür klopfen, als er Maggie entdeckte.
    Sie lag auf Händen und Knien und löste stückweise das Linoleum mit einem Spachtelmesser. Ihr Haar fiel lose über eine Schulter, so dass ihr Gesicht dahinter verborgen war. In dem tiefen Zobelbraun schimmerte Gold von dem Sonnenschein, der durch Tür und Fenster fiel.
    Eine graue Cordhose schmiegte sich um ihre Hüften. Ein rotes Wildledershirt war in die Hose geschoben. Solche Hemden wurden nur in exklusiven Läden zu noch exklusiveren Preisen verkauft. Ihre Hände wirkten unglaublich zart. Cliff betrachtete diese Hände, als Maggie zu enthusiastisch mit dem Spachtelmesser hantierte und sich den Knöchel an einer Kante aufschabte.
    „Was machen Sie da?“ fragte er, stieß die Tür auf und trat ein. Kaum hatte Maggie den Knöchel instinktiv in den Mund geschoben, als er sich auch schon neben sie kauerte und ihre Hand ergriff.
    „Es ist nichts“, sagte sie automatisch. „Nur ein Kratzer.“
    „Sie haben Glück, dass Sie sich die Haut nicht aufgerissen haben.“ Obwohl seine Stimme rau und ungeduldig klang, war seine Hand sanft. Sie überließ ihm ihre Hand.
    Jetzt konnte sie seine Augen sehen. Sie waren grau – rauchgrau, geheimnisvoll. Sie dachte an Abendnebel. Nebel, die manchmal gefährlich waren, aber immer faszinierten. Maggie entschied, dass sie ihn auf eine vorsichtige Art mögen konnte.
    „Wer ist dumm genug, um Linoleum darüber zu legen?“ Mit den Fingern ihrer freien Hand strich sie über den Holzfußboden, den sie freigelegt hatte. „Schön, nicht wahr? Das heißt, er wird es sein, sobald er geschliffen und versiegelt ist.“
    „Bog soll sich darum kümmern“, ordnete Cliff an. „Sie wissen ja nicht, was Sie da machen.“
    Jeder sagte das. Maggie zog sich verärgert ein Stück zurück. „Warum soll er den ganzen Spaß haben? Abgesehen davon bin ich vorsichtig.“
    „Das sehe ich.“ Er drehte ihre Hand so, dass er die Abschürfung an dem Daumen sah. „Muss nicht jemand in Ihrem Beruf vorsichtig mit seinen Händen umgehen?“
    „Die Hände sind versichert“, gab sie zurück. „Ich denke, ich kann sogar mit einer so ernsthaften Verletzung ein paar Akkorde anschlagen.“ Sie entzog ihm die Hand. „Sind Sie hergekommen, um mich zu kritisieren, Mr. Delaney, oder ging es um etwas anderes?“
    „Ich bin hier, um die Arbeiten zu überprüfen.“ Er hob das Fliegengitter auf, das er fallen gelassen hatte, als er ihre Hand ergriff. „Das habe ich draußen gefunden.“
    „Danke.“ Sie nahm das Fliegengitter und lehnte es gegen den Herd.
    „Ihre Straße wird fast den ganzen Tag blockiert sein. Hoffentlich wollten Sie nicht wegfahren.“
    Maggie sah ihn leicht herausfordernd an. „Ich fahre nicht weg, Mr. Delaney.“
    „Gut.“ Die Musik vom Tonband wechselte das Tempo, hatte jetzt einen harten, primitiven Rhythmus. So etwas sollte in heißen, mondlosen Nächten gespielt werden. Es zog ihn in seinen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher